Klimaschwindel bei Bertelsmann
Am 31. August 2007 erscheint bei Bertelsmann das Buch "Der Klimaschwindel". Schon die Pressemitteilung dazu strotzt vor Falschaussagen.
Als Klimatologe ist man allerhand Unsinn gewohnt, der in den Medien zum Thema Klima kursiert (einige Beispiele sind hier diskutiert). Der Bertelsmann-Verlag hat nun jedoch in dieser Pressemitteilung den Vogel abgeschossen. Sie behauptet:
2004 stellte Chefberater Prof. Dr. Stefan Rahmstorf
vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und einer der
Hauptautoren des UN-Weltklimarats, eine diametral gegensätzliche
Prognose für US-amerikanische Regierungsstellen. Für diese
Voraussage bekam der deutsche Klimaforscher 1 Million $ und von
deutschen Medien den Spitznamen „Eisprophet“. Klima-Experte
Prof. Dr. Gerald Haug, Leibniz-Preisträger 2007, bis vor kurzem
Kollege von Rahmstorf in Potsdam, ist ebenfalls eher von einer nahenden
Eiszeit überzeugt.
Man kann dies eigentlich nur als Rekordversuch werten, in drei Sätzen
möglichst viele Falschausagen unterzubringen. Gehen wir einige
davon durch:
- Chefberater. Ich bin von niemandem
"Chefberater". Möglicherweise verwechselt der Autor
mich mit unserem Institutsdirektor Prof. Schellnhuber, der Klimaberater
der Bundeskanzlerin ist.
- Eiszeitprognose. Ich habe nie eine Eiszeit
in den kommenden Jahrhunderten prognostiziert. Ein Teil meiner
Forschung befasst sich mit der Frage, ob im Zuge der globalen
Erwärmung der Nordatlantikstrom zum erliegen kommen könnte,
und ob sich dadurch eine regionale Abkühlung im Nordatlantikraum
ergeben könnte. In den Medien ist dies ab und zu falsch als
"Eiszeitprognose" dargestellt worden. Um diesen falschen
Mediendarstellungen entgegenzutreten, habe ich bereits seit Anfang
1999 an prominenter Stelle auf meiner Webseite den Artikel "DIE
EISZEIT KOMMT! - und andere Presse-Irrtümer" plaziert.
Außerdem habe ich in zahlreichen Artikeln und Interviews
im Laufe der Jahre immer wieder klargestellt, dass selbst bei
einem Abreißen des Nordatlantikstroms keine Eiszeit ausgelöst
werden kann. Als einer der ersten habe ich außerdem schon
1997 in einem prominenten Kommentar
in Nature darauf hingewiesen, dass es selbst beim Ausfall
des Nordatlantikstroms wahrscheinlich in diesem Jahrhundert nicht
einmal zu einer regionalen Abkühlung kommen wird, weil der
Ausfall der warmen Strömung mehr als kompensiert wird durch
die bis dahin starke globale Erwärmung.
- 2004. Gerade im Jahr 2004, in dem ich angeblich
eine Eiszeit prognostiziert haben soll, habe ich anläßlich
des Hollywood-Films "The Day After Tomorrow" in einer
ganzen Reihe von Interviews darauf hingewiesen, dass es nicht
zu einer Eiszeit kommen kann (zum Beispiel Frankfurter Rundschau,
29.5.2004).
- 1 Million $. Als junger Wissenschaftler bekam
ich 1999 einen mit 1 Million $ dotierten Nachwuchsförderpreis
der US-amerikanischen McDonnell-Stiftung, mit dessen Hilfe ich
sechs Jahre lang die Gehälter junger Forscher in meiner Arbeitsgruppe
finanzieren konnte. Der Essay, mit dem
ich mich dafür beworben habe, wurde in einem Buch der Stiftung
publiziert (Carving our Destiny) und ist seit jeher auch
auf meiner Webseite nachzulesen. Eine Eiszeit wird dort allerdings
nicht prognostiziert. Und wie ich für eine 2004 gemachte
Prognose schon 1999 1 Million $ bekommen haben soll, bleibt das
Geheimnis des Bertelsmann-Autors.
- US-amerikanische Regierungsstellen. Ich habe
nie für US-amerikanische Regierungsstellen eine Klimaprognose
jedweder Art gemacht. Der Autor bezieht sich hier wohl auf meine
Mitwirkung im "Panel on Abrupt Climate Change". Dies
ist jedoch eine rein wissenschaftliche Arbeitsgruppe mit dem Ziel,
die Mechanismen der abrupten Klimasprünge während der
vor 20,000 Jahren zuende gegangenen letzten Eiszeit besser zu
verstehen. Diese Gruppe hat weder eine Beraterfunktion für
Regierungsstellen, noch hat sie jemals Zukunftsprognosen erarbeitet.
Meine Erkenntnisse zu den eiszeitlichen Klimawechseln sind in
einem Übersichtsartikel
in Nature zusammengefasst.
- Gerald Haug. Mein Kollege Prof. Haug hat ebenfalls nie eine Eiszeit vorhergesagt. Im Gegenteil hat er in mehreren Zeitungsinterviews davor gewarnt, dass wir uns durch unseren Ausstoß von Treibhausgasen "zurück ins Pliozän" schießen - eine Epoche vor drei Millionen Jahren, als bei einer CO2-Konzentration um die 400 ppm die Temperaturen global rund zwei bis drei Grad Celsius höher lagen als derzeit.
Der Bertelsmann-Verlag mißbraucht auf schamlose Weise unsere guten Namen als Forscher, um mit absurden Falschaussagen publicity für ein Buch zu machen, dessen Inhalt offensichtlich ebenso unsinnig ist wie die zugehörige Pressemitteilung.