Mit dem aktuell letzten Schub eines starken Anstiegs der Bodenwerte ist städtischer Boden wieder zu einem zentralen Gegenstand gesellschaftli-cher Konflikte geworden. Gestritten wird – wenn auch häufig unter anderen Begriffen – um das Eigentum an städtischem Boden, um das Einkommen daraus und um die Formen seiner Nutzung. So rückten in den letzten Jah-ren insbesondere die schnell wachsenden Bodenpreise in den Fokus, die nicht nur den Zugang v.a. zu großstädtischem Wohnraum erschweren, sondern auch als zentrale Treiber ökonomischer Ungleichheiten fungieren. Zugleich treten jedoch zunehmend sozial-ökologische Zielkonflikte hervor, insofern die Errichtung von zusätzlichem Wohnraum häufig mit ökologi-schen Zielen wie der Begrenzung sowohl der Flächenversiegelung als auch einer weiteren Zersiedelung der Landschaft in Konflikt gerät.
Das vorliegende Forschungsprojekt widmet sich vor diesem Hintergrund denjenigen boden- und wohnungspolitischen Instrumenten, die an städti-schem Boden, seinen Eigentumsverhältnissen und Nutzungsweisen anset-zen und untersucht dabei deren Effekte auf Wachstum (Kapitalakkumula-tion), Verteilung und natürliche Umwelt. Besonders im Blick stehen dabei unterschiedliche Formen der Besteuerung von städtischem Boden und Im-mobilien, Instrumente zur Förderung der Bildung von Immobilienvermögen sowie die Revitalisierung des öffentlichen (vor allem kommunalen) und ge-meinnützigen (vor allem genossenschaftlichen) sozialen Wohnungsbaus. Da beim Wirkungsvergleich dieser Instrumente nicht nur Kriterien der öko-nomischen Effizienz, sondern auch Aspekte der Gerechtigkeit sowie der ökologischen Nachhaltigkeit zu berücksichtigen sind, bringt das For-schungsprojekt die Perspektiven der Ökonomie und der Wirtschaftsethik zusammen.
Im Fokus der ökonomischen Analyse stehen dabei die bisherigen Auswir-kungen der Bodenwertentwicklungen auf die Verteilungen von Eigentum und Vermögen in Deutschland. Darauf aufbauend werden die Auswirkun-gen verschiedener Instrumente auf Verteilung, ökologische Nachhaltigkeit, staatliche Einnahmen/Ausgaben und die gesamtwirtschaftliche Entwick-lung modellhaft simuliert. Die wirtschaftsethische Reflexion beginnt mit ei-ner Typologie bodenpolitischer Positionen und ihrer normativen Implikatio-nen. Auf Basis dieser Typologie sowie der ökonomischen Analysen werden anschließend ein eigenes Verständnis von “Bodengerechtigkeit” entwi-ckelt, von dem her ausgewählte boden- und wohnungspolitische Instru-mente ethisch reflektiert werden. Abgeschlossen wird das Projekt mit einer integrierten – d.h. die ökonomischen und die wirtschaftsethischen Perspek-tiven zusammenführenden – Bewertung der politischen Handlungsoptio-nen.