Mensch - Umwelt - Politik: Die Erde als System

Berlin/Potsdam, 16.05.03


Gibt es den Klimawandel wirklich? Zwingt die moderne Zivilisation die Erde in eine andere Betriebsweise? Wie kann man wissenschaftliche Erkenntnisse in einem Umfeld internationaler Interessenkonflikte politisch umsetzen?
Beim 91. Workshop der Dahlem Konferenzen vom 25. bis 30. Mai 2003 suchen internationale Spitzenforscher aus Natur- und Sozialwissenschaften nach neuen Strategien für eine nachhaltige Gestaltung der globalen Umwelt.


Einladung zur Pressekonferenz
am Freitag, den 30. Mai 2003 um 11.00 Uhr

Harnackhaus der Max-Planck-Gesellschaft,
Ihnestr. 16-20, 14195 Berlin (Dahlem)


Der Workshop "Earth System Analysis for Sustainability" ist die wissenschaftliche Antwort auf die internationale Klimakonferenz in Johannesburg im August 2002. Es gibt zwar einen Konsens unter Wissenschaftlern, dass angesichts des Klimawandels umgesteuert werden muss. Doch wie die Erde als ökologisches und gesellschaftliches System funktioniert und wie sozio-ökonomische Kräfte mit dem Natursystem verflochten sind, darüber besteht noch Unsicherheit. 40 Wissenschaftler werden unter der Leitung von Prof. William C. Clark (Harvard University), Nobelpreisträger Prof. Paul J. Crutzen (Max-Planck-Institut für Chemie, Mainz) und Prof. Hans Joachim Schellnhuber (Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Tyndall Centre for Climate Change Research, Norwich) die Problematik aus verschiedenen Perspektiven erörtern.

Die Erdsystemanalyse will über den reinen Erkenntnisfortschritt hinaus die wissenschaftlichen Grundlagen für eine bewusst nachhaltige Gestaltung der globalen Umwelt bereitstellen. Dies ist zwingend notwendig, da unsere Zivilisation massiv in jede Komponente dieser Umwelt eingreift, ohne die langfristigen Folgen dieser Eingriffe zu kalkulieren. Der bereits angestoßene Klimawandel ist in diesem Zusammenhang ein Menetekel am Himmel.

Aus Sicht der komplexen Systemtheorie ist nicht auszuschließen, dass die zivilisatorischen Störungen des Naturhaushaltes unseren Planeten auf irreversible Weise in eine andere "Betriebsweise" zwingen. Anhand der rekonstruierten Umweltbedingungen der letzten 400 000 Jahre aus den antarktischen Eisbohrkernen wird deutlich, dass das Erdsystem während dieser Zeitspanne durch noch nicht vollständig aufgeklärte Regelungsprozesse innerhalb eines schmalen "Kontrollfensters" gehalten wurde. Dieser Kontrollbereich ist unter menschlichem Einfluss nunmehr eindeutig verlassen worden. Eine mögliche Langzeitfolge über Jahrtausende könnte das Verschwinden sämtlicher Eismassen des Planeten sein, verbunden mit einem Meeresspiegelanstieg im Hundert-Meter-Bereich und völlig veränderten tektonischen Bedingungen.

Der Dahlem Workshop will die ferne Vergangenheit unseres Planeten, die jüngere Erdgeschichte, das globale Umweltsystem der Gegenwart und die wahrscheinliche Erdsystemdynamik der Zukunft im Zusammenhang betrachten. In bisher beispielloser Weise wollen international herausragende Vertreter der unterschiedlichsten Disziplinen - von der Anthropologie bis hin zur Astrophysik - den gegenwärtigen Erkenntnishorizont gemeinsam sprengen. Damit ist die bisher ehrgeizigste Aufgabenstellung aller Dahlem-Konferenzen überhaupt definiert.


An der Pressekonferenz nehmen teil:
Prof. Dr. William C. Clark, Kennedy School for Government, Harvard University
Prof. Dr. Martin Claußen, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Prof. Dr. Paul J. Crutzen, Max-Planck-Institut für Chemie, Mainz
Prof. Dr. Hans-Joachim Schellnhuber, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Tyndall Centre for Climate Change Research, Norwich, U.K.


Kontakt:
Dahlem Konferenzen: Susanne Weiss, Tel. 030/31012755
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung: Anja Wirsing, Tel. 0331/288-2507


Der Abdruck des Pressetextes ist, auch in Auszügen, erlaubt.