Sicherheit, ethnische Konflikte und Migration

Sicherheit, ethnische Konflikte und Migration

Motivation

In den letzten Jahrzehnten konnten WissenschaftlerInnen zunehmend nachweisen, dass der Klimawandel die Muster menschlicher Migration und das Entstehen gewaltsamer Konflikte beeinflusst. Doch die wachsende empirische Literatur liefert gemischte Ergebnisse zu diesem Nexus. Auch wenn verschiedene Versuche, die Heterogenität der Forschungsergebnisse zu erklären und zusammenzufassen unser Verständnis zu diesem komplexen Sachverhalt vorangetrieben haben, bleiben einige grundlegende Fragen offen:  ii) wie und ii) unter welchen spezifischen Kontexten wirken sich klimatische Ereignisse auf menschliche Migrationsprozesse und die Entstehung von Konflikten aus? iii) Welche damit verbundenen zukünftigen Risiken ergeben sich hieraus vor dem Hintergrund des voranschreitenden Klimawandels?

Innerhalb des FutureLab treibt das PIK gezielt die Forschung zu den Auswirkungen des Klimawandels auf menschliche Sicherheit und Konflikte voran. Der Rolle von Migration und Vertreibung als treibende, auslösende oder bestimmende Faktoren finden hierbei besondere Berücksichtigung. Die Forschung hebt außerdem die Rolle der Städte und die wichtigen Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Umgebungen in diesem Kontext hervor: In einer sich schnell urbanisierenden Welt drängt der Klimawandel die Menschen zunehmend vom Land in die Städte. Gleichzeitig entwickeln sich städtische Gebiete immer mehr zu sozialen Brennpunkten mit zunehmender Gewaltbereitschaft. So haben sich Städte in den letzten Jahren zu Hotspots entwickelt, in denen Migration und Konflikte aufeinandertreffen. Dennoch konzentrierte sich die bisherige Forschung zum Einfluss des Klimawandels auf Konflikte, gerade in Ländern des Globalen Südens, hauptsächlich auf den ländlichen Raum. Auch die Rolle von Städten als wichtige Migrationsknotenpunkte, in welchen interne Migration- und Vertreibungsströme auf internationale Migrantionsströme treffen, wurden in quantitativen Studien bisher kaum berücksichtigt. Und schließlich sind Städte, und  insbesondere die sozial schwachen Bevölkerungsgruppen die hier leben, besonders anfällig für eine Reihe von negativen Klimaauswirkungen. Das FutureLab adressiert diese wichtigen Lücken in der Literatur.

 

Forschungsfragen:

  • Was sind die klimabedingten Treiber von Konflikten? Wie unterscheiden sich diese zwischen ländlichen und städtischen Gebieten? Wie interagieren sie mit anderen Konflikttreibern?
  • Wie wirken sich speziell klimawandelbedingte Migration und Ernährungsunsicherheit auf die Entstehung von Konflikten aus?
  • Welcher analytische Ansatz eignet sich zur Untersuchung klimabedingter Konflikte?
  • Worin liegen die zukünftigen Risiken der Konfliktentstehung, in welchen Kontexten werden sie auftreten und wie kann man sie abmildern?

Mit dieser Forschungsagenda setzt sich das FutureLab zum Ziel, die quantitativen Erkenntnisse über die Auswirkungen des Klimawandels auf Sicherheit, Konflikte und Migration wesentlich voranzutreiben, einen informierten Umgang mit den Risiken und Chancen zu ermöglichen, die sich aus klimabedingter Migration und Konflikten ergeben, und relevante Informationen für private und öffentliche EntscheidungsträgerInnen bereitzustellen.

Methoden:

Ein quantitatives Verständnis des Klima-Migrations-Konflikt Nexus erfordert einen integriertes Forschungsdesign, welches naturwissenschaftliche mit sozialwissenschaftlichen Ansätzen sozialwissenschaftlichen Ansätzen verbindet. Dank der herausragenden multidisziplinären Expertise, welche die Mitarbeitenden des PIK auszeichnet, ist das PIK für solche Forschungskonzepte besonders gut aufgestellt.

Das FutureLab ist im RD3 angesiedelt und arbeitet eng mit RD4 zusammen. Es konzentriert sich auf ökonomische und soziale Theorien der Konflikt- und Migrationsforschung und wendet Methoden der physikalischen Modellierung zu den Auswirkungen des Klimawandels an. Hierbei stehen Ansätze des maschinellen Lernens sowie der Ökonometrie im Vordergrund. Das FutureLab nutzt die im Rahmen der Arbeitsgruppe Klimawandel und Bevölkerungsdynamik  (RD3) entwickelten Kapazitäten zur Modellierung von Migrationsmodellen, sowie eine Kombination aus Maschinellem Lernen und Big Data Methoden, die über RD4 zur Verfügung stehen.

Zugehörige Projekte:

Weathering Risk: A Climate and Security Risk and Foresight Assessment. Finanziert vom Auswärtigen Amt

Aktuelle Publikationen:

Martin et al. (2022). Ten new insights in climate science 2022. Global Sustainability. https://doi.org/10.1017/sus.2022.17

Zander, K.K., Garnett, S.T., Sterly, H., Ayeb-Karlsson, S., Šedová, B., Lotze-Campen, H., Richerzhagen, C. and Baggen, H.S. (2022). Topic Modelling Exposes Disciplinary Divergence in Research on the Nexus between Human Mobility and the Environment. Humanities and Social Sciences Communications. https://doi.org/10.1057/s41599-022-01038-2

Mester, B., Willner, S.N., Frieler, K., Schewe, J. (2021). Evaluation of river flood extent simulated with multiple global hydrological models and climate forcings. Environmentan Research Letter. https://doi.org/10.1088/1748-9326/ac188d

Desai, B., D. N. Bresch, Ch. Cazabat, S. Hochrainer-Stigler, R. Mechler, S. Ponserre, J. Schewe (2021). Addressing the human cost in a changing climate. Demographic Research. https://doi.org/10.1126/science.abh4283

Falkendal Th., Ch. Otto, Schewe, J., Jägermeyr, J., Konar, M., . Kummu, M., Watkins, B. , Puma, M. J. (2021). Grain Export Restrictions during COVID-19 Risk Food Insecurity in Many Low- and Middle-Income Countries Nature Food (2021)  https://doi.org/10.1038/s43016-020-00211-7

Hoffmann, R.,  Sedova, B. and Vinke, K. (2021). Improving the Evidence Base on Climate Migration: Methodological Insights from Two Meta-Analyses. Global Environmental Change. https://doi.org/10.1016/j.gloenvcha.2021.102367

Rikani, A., Schewe, J. Global Bilateral Migration Projections Accounting for Diasporas, Transit and Return Flows, and Poverty Constraints (accepted at Demographic Research).

Kam, Pui Man; Aznar Siguan, G.; Schewe, J.; Milano, L.; Ginnetti, J. ; Willner, S.; McCaughey, J.; Bresch, D. : Global Warming and Population Change Both Heighten Future Risk of Human Displacement due to River Floods  (accepted at Environmental Research Letters)

Arbeitspapiere:

Beyer, R., Sedova, B., Schewe, J. and Lotze-Campen, H. (2021). Global Trends Between Conflict- and Disaster-induced Displacement and International Migration. - submitted

Hoffmann , R., Vinke, K. and Sedova, B. (2021). From Evidence to Policy: Bridging the Gaps in Climate Migration Research - submitted

Ludolph, L. and Sedova, B. (2021). Global Food Prices, Local Weather and Migration in Sub-Saharan Africa. CEPA Discussion Papers 26, Center for Economic Policy Analysis.

Michelini, S., Sedova, B., Schewe, J. and Frieler, K. (2021). Using Random Forest to Analyze the Effect of Climate Impacts on Conflict

Sedova, B., Cizmaziova, L. and Cook, A. (2021). A Meta-Analysis of Climate Migration Literature. CEPA Discussion Papers 29, Center for Economic Policy Analysis.

Sedova, B., Talevi, M. and Ludolph, L. (2021). Inequality and Conflict in the Aftermath of Internal Population Displacement Shocks: Evidence from Nigeria.

Policy-Berichte:

Nagarajan, C., Binder, L.,  Destrijcker, L., Michelini, S., Rüttinger, L., Sangaré, B., Šedová, B.,
Vivekananda, J. and Zaatour, R. (2022): Weathering Risk climate, peace and security assessment: Mali.

Binder, L., Šedová, B., Rüttinger, L., Tomalka, J., Gleixner, S. (2022): Climate Risk Profile Somalia.

Binder, L., Šedová, B., Rüttinger, L., Tomalka, J., Gleixner, S. (2022): Climate Risk Profile: Iraq.

Binder, L., Šedová, B., Rüttinger, L., Tomalka, J., Gleixner, S. (2022): Climate Risk Profile: Jordan.

Detges, A., Klingenfeld, D., König, C., Pohl, B., Rüttinger, L., Schewe, J., Sedova, B. and Vivekananda, J. (2020). 10 Insights on Climate Impacts and Peace.

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