Zusammenfassung
Der Klimawandel, nebst Artensterben und anderen planetaren Krisen, ist einerseits "die größte Bedrohung für die globale Gesundheit im 21. Jahrhundert" (Lancet 2009), weil er unsere Lebensgrundlagen auf dem Planeten zerstört - durch vermehrte Stürme und Überschwemmungen, Hitze und Dürre, Ernteausfälle und Hungersnöte, Infektionen, Konflikte und Migration. Er trifft besonders stark die ärmsten Menschen und verstärkt damit vorhandene Ungleichheit. Letztendlich bedroht er das Überleben unserer Gesellschaften.
"Der Klimawandel könnte gleichzeitig die größte Chance für die globale Gesundheit im 21. Jahrhundert sein" (Lancet 2015), denn was für den Klimaschutz nötig ist, ist größtenteils das, was wir ohnehin für unsere Gesundheit tun sollten: Städte fußgänger- und fahrradfreundlicher gestalten, Kohlekraftwerke abschalten, eine naturnahe Landwirtschaft, weniger Fleisch und mehr Gemüse essen, Beschleunigung rausnehmen, weniger Konsum und dafür mehr Miteinander. Denn viele Krankheiten entstehen durch Luftverschmutzung, zu wenig Bewegung, ungesunde Ernährung und Stress. Eine Win-win-Situation!
Planetary Health baut auf Public Health und Global Health auf und geht darüber hinaus. Im Blick sind, neben den gesellschaftlichen Bedingungen für Gesundheit und den globalen Zusammenhängen, explizit auch die natürlichen Systeme des Planeten, wovon unser Wohlergehen und unsere Existenz letztendlich abhängen. Das große Ziel ist: gesunde Menschen auf einem gesunden Planeten.
Unsere neu eingerichtete Arbeitsgruppe verbindet Klimaforschung am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) mit Gesundheitsforschung an der Charité, geleitet durch das transdisziplinäre Konzept "Planetary Health". Inhaltlicher Schwerpunkt ist Ernährung. Unsere Forschung will zu einem besseren Verständnis der Auswirkungen des Klimawandels auf Ernährung und Gesundheit beitragen, sowie konkrete Lösungsansätze für gesunde und nachhaltige Ernährungssysteme evaluieren, die einen verantwortungsvollen Umgang mit unserem Planeten und den globalen Gemeingütern ermöglichen.
Aktuelle Fragestellungen sind:
- Welche Strategien und Interventionen ermöglichen eine Verbesserung von Ernährung und Gesundheit unter Einhaltung der planetaren Grenzen?
- Wie kann Landwirtschaft zu einer besseren Ernährung und Gesundheit beitragen und gleichzeitig die Klimaresilienz erhöhen?
- Wie wirken sich Veränderungen in der Landwirtschaft auf Ernährung und Gesundheit aus?
- Welche langfristigen Auswirkungen haben Ernährung und andere äußere Einflüsse während der Schwangerschaft auf die Gesundheit der Nachkommen (fetale Programmierung)?
Aktuelle Projekte
- Food and Agricultural Approaches to Reducing Malnutrition (FAARM)
- Food Hygiene to reduce Environmental Enteric Dysfunction (FHEED)
- Women’s empowerment in rural Sylhet, Bangladesh
- Causes of anemia in rural Sylhet, Bangladesh
- Drinking water quality and health impacts in rural Bangladesh (SWAPNO)
- Biochar-based fertilizers for improved food and nutrition security
- Maternal Exposures to Mycotoxins and Adverse Pregnancy Outcomes (MEMAPO)
- Understanding causes and consequences of dietary change
- Flooding effects on nutrition and health
- GEmüse für Schulen - Untersuchung des Einflusses von Schulgärten auf die Ernährung (GESUND)
Das Team
(im Herbst 2021, von links nach rechts: Nathalie Lambrecht, Giorgia Gon, Sophie Gepp, Jillian Waid, Sabine Gabrysch, Amanda Wendt, Katja Kehlenbeck, Nicholas Kyei, Shafinaz Sobhan; missing: Anna Müller, Hannah Richter, Sven Bratschke, Lisa Pörtner, Asya Dimitrova)
(im Sommer 2022 von links nach rechtst: Katinka Fuckert, Lara Gerking, Nathalie Lambrecht, Shafinaz Sobhan, Leon Schlenger, Amanda Wendt, Katja Kehlenbeck, Sabine Gabrysch, Jillian Waid, Lisa Pörtner, Mofizur Rahman, Sven Bratschke; missing: Anna Müller, Hannah Richter, Nicholas Kyei, Asya Dimitrova)