Per Smartphone schnell einen Lift im Stadtverkehr bestellen – das wird durch digitale Vernetzung und neue Anbieter à la Uber immer bequemer und billiger. Aber ist es auch ein Weg, um die Treibhausgas-Emissionen in Ballungsräumen zu senken? Eine neue Studie hat das konkret nachgerechnet – im 28 Millionen Einwohner zählenden Großraum Jakarta in Indonesien, anhand von mehreren hundert Motorradtaxi-Kunden von aufstrebenden Firmen wie Go-Jek. Die Studie wurde geleitet von Felix Creutzig, Leiter der Arbeitsgruppe „Landnutzung, Infrastruktur und Transport“ am Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change), und jetzt in der Fachzeitschrift Case Studies on Transport Policy veröffentlicht.
„Die von uns durch eine Online-Umfrage ermittelten Fahrten-Protokolle deuten zwar aus der Perspektive des Mitfahrers auf eine Treibhausgas-Einsparung von 11 Prozent“, berichtet Anissa Suatmadi, Master-Studentin an der Technischen Universität Berlin und Erstautorin der Studie. „Aber sobald der Anfahrtsweg des Fahrers im Durchschnitt einen Kilometer oder mehr beträgt, dreht der Effekt ins Negative. Dass neue Mobilitätsangebote auch zusätzliche Fahrten und damit Emissionen generieren, ist in dieser Rechnung noch nicht einmal berücksichtigt.“ Die Studie zeigt, dass der Klima-Effekt einer solchen Mobilitäts-App am größten bei eher wohlhabenden Kunden ist, die damit nicht die Fahrt mit dem Bus, sondern mit dem eigenen Auto ersetzen.
„Auch in Deutschland wird die Digitalisierung immer wieder als Möglichkeit diskutiert, Verkehr effizienter zu gestalten und damit Treibhausgas-Emissionen einzusparen“, sagt MCC-Forscher Creutzig. „Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass Digitalisierung keineswegs automatisch Klimaschutz bedeutet. Sie muss mit stringenten Politikmaßnahmen einhergehen, etwa einem CO2-Preis auf die Verkehrsemissionen und dem Ausbau öffentlicher Verkehrssysteme.“
Weitere Informationen:
Suatmadi, A., Creutzig, F., Otto, I., On-demand motorcycle taxis improve mobility, not sustainability, 2019, Case Studies on Transport Policy
https://doi.org/10.1016/j.cstp.2019.04.005
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