Umweltsteuern könnten hunderte Milliarden Euro mobilisieren – und damit Haushalte an anderer Stelle entlasten

02.06.2021 - Klimawandel, Luftverschmutzung, Überdüngung, Plastikmüll oder Staus verursachen jährlich erhebliche Folgekosten für die Gesellschaft. Fachleute des Kopernikus-Projekts Ariadne haben jetzt erstmals die Kosten verschiedener Umwelt- und Gesundheitsschäden für Deutschland heruntergebrochen - ihre Schätzungen gehen von mehr als 13 Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Durch Umwelt- oder Lenkungssteuern können diese Schäden als Kosten den Verursachern angelastet werden und damit starke Anreize für nachhaltigeres Wirtschaften gesetzt werden. Mit den zusätzlichen Einnahmen in der Größenordnung von 348-564 Milliarden Euro können andere Steuern gesenkt werden, um Bürgerinnen und Bürger erheblich zu entlasten und einen sozialen Ausgleich herzustellen.
Umweltsteuern könnten hunderte Milliarden Euro mobilisieren – und damit Haushalte an anderer Stelle entlasten

Schon 1920 hat der britische Wirtschaftswissenschaftler Arthur Pigou dargelegt, wie sich der wirtschaftliche Wohlstand durch die Bepreisung externer Kosten optimieren lässt: Dabei wird zum Beispiel der Ausstoß von Schadstoffen mit einer Steuer belegt, die der Höhe der gesellschaftlichen Folgekosten entspricht. Während die effiziente Reduktion von Umweltschäden im Vordergrund steht, wird durch die Bepreisung noch ein positiver Nebeneffekt erzielt - zusätzliche Steuereinnahmen.

In Deutschland werden sogenannte Pigou- oder Umweltsteuern bislang allerdings nicht zielgenau eingesetzt. Einnahmen durch CO2-Preise, LKW-Maut, Energiesteuern und sonstige Verbrauchssteuern decken gegenwärtig gerade mal ein Viertel der externen Kosten ab, zeigt die Handlungsskizze der Expertinnen und Experten des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Ariadne-Projekts zu Optionen einer nachhaltigen Steuerreform, darunter Ottmar Edenhofer, Gunnar Luderer und Michael Pahle vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Denn jährlich entstehen Folgekosten in einer groben Größenordnung von 13-19 Prozent des deutschen BIP, schlüsseln die Expertinnen und Experten das Ausmaß externer Kosten für Umwelt- und Gesundheitsschäden in Deutschland. Sie kommen auf einen ersten Schätzkorridor von 455 bis 671 Milliarden Euro. Durch eine konsequent auf Umweltschäden ausgerichtete Besteuerung könnte der Staat 44-71 Prozent des gesamten heutigen Steueraufkommens zusätzlich mobilisieren. Und hätte damit viel Handlungsspielraum, um durch Steuersenkungen an anderer Stelle, direkte Rückerstattungen oder gezielte Transfers für eine sozial gerechte Steuerreform auszugestalten, so die Fachleute von Klimaforschungs- über Wirtschaftsinstitute bis hin zu Universitäten.

Weitere Informationen:

Matthias Kalkuhl, Christina Roolfs, Ottmar Edenhofer, Luke Haywood, Maik Heinemann, Anke Bekk, Christian Flachsland, Jan George, Anne Held, Nils aus dem Moore, Gunnar Luderer, Nicolas Koch, Dragana Nikodinoska, Michael Pahle, Wolf-Peter Schill, Maximilian Amberg, Tobias Bergmann, Henrika Meyer (2021): Reformoptionen für ein nachhaltiges Steuer- und Abgabensystem. Wie Lenkungssteuern effektiv und gerecht für den Klima- und Umweltschutz ausgestaltet werden können. Ein Ariadne-Kurzdossier. [Weblink]

Christina Roolfs, Matthias Kalkuhl, Tobias Bergmann, Henrika Meyer (2021): Quantifizierung externer Effekte als Steuerbasis für ein nachhaltiges Steuersystem. Ein Ariadne-Hintergrund. [Weblink]

Weitere Informationen

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