Die Belege für eine bereits laufende Abschwächung der atlantischen Umwälzströmung (AMOC) sind erdrückend, auch ohne direkte Messungen der Strömungsstärke über das letzte Jahrhundert, argumentiert Rahmstorf, der sich seit mehr als 30 Jahren mit dem Forschungsthema beschäftigt. Das zeigt nicht nur ein charakteristischer "Fingerabdruck" dieser Abschwächung in der Temperaturentwicklung des Nordatlantik, sondern auch Salzgehaltsdaten aus Nord- und Südatlantik. Außerdem weisen unterschiedliche Studien mit paläoklimatischen Daten darauf hin, dass die Strömung bereits schwächer ist als je zuvor seit mindestens eintausend Jahren.
Seit mehr als einem halben Jahrhundert ist bekannt, dass diese Strömung einen Kipppunkt hat; dies ist im Laufe der letzten Jahrzehnte in zahlreichen Studien mit verschiedenen Modellen immer wieder bestätigt worden. Bei vergangenen Klimaänderungen der Erdgeschichte über die letzten 100.000 Jahre ist die AMOC bereits wiederholt "umgekippt" und hat dramatische weltweite Klimafolgen ausgelöst.
„Das Risiko eines Umkippens der Strömung bei einem fortschreitenden Klimawandel sollte angesichts der verheerenden Folgen eines solchen Ereignisses sehr ernst genommen werden“, so Rahmstorf. Im Lichte einer ganzen Reihe neuer Studien der letzten Jahre erscheint das Risiko bereits in diesem Jahrhundert deutlich größer als die Wissenschaft lange dachte. „Um dieses Risiko zu minimieren sollte das Vorsorgeprinzip gelten: dazu sind umfassenden Emissionsminderungen unerlässlich, um die Erderwärmung gemäß dem Pariser Klimaabkommen möglichst nahe bei 1,5 Grad zu stoppen.“
Aufsatz:
Stefan Rahmstorf: Is the Atlantic Overturning Circulation Approaching a Tipping Point? Oceanography. [DOI: 10.5670/oceanog.2024.501]
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