„Klimabedingte Risiken sind für die Weltwirtschaft sehr real“, erklärt Elmar Kriegler, leitender Koordinator des Projekts am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Einerseits werden die physischen Auswirkungen von Klima- und Wetterereignissen erheblich sein – wie etwa bei Überschwemmungen oder Dürren. Andererseits ergeben sich aus der erforderlichen Transformation zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft viele Chancen, aber auch Risiken für die Finanzmärkte, wenn sie den Klimaschutz nicht vorausschauend berücksichtigen. Wie genau und unter welchen Bedingungen solche Risiken auftreten können, das sollen unsere Szenarien veranschaulichen und erforschen helfen.“
Diese Informationen sind entscheidend für die Beurteilung wirtschaftlicher und finanzieller Risiken. „Als Zentralbanken und Aufsichtsbehörden ist es unsere Aufgabe, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wirtschaft und das Finanzsystem in einer Vielzahl möglicher Zukunftsszenarien zu verstehen“, erläutert Sarah Breeden, Exekutivdirektorin der UK Deposit Takers Supervision bei der Bank of England und Vorsitzende des Arbeitsstrangs des NGFS zum Makrofinanziellen Einfluss des Klimawandels. „Deshalb freue ich mich sehr, dass der NGFS heute diese Szenarien veröffentlicht. Sie sind eine wichtige Ergänzung unseres analytischen Werkzeugkastens. Indem wir dabei helfen, die Maßnahmen zu identifizieren, die wir jetzt ergreifen können, um zukünftige Kosten und Risiken zu reduzieren, können wir wirklich etwas bewirken.“ In seinem ersten umfassenden Bericht vom April 2019 gab der NGFS sechs Empfehlungen dazu ab, wie Zentralbanken und politische Entscheidungsträgerinnen und -träger sicherstellen können, dass das Finanzsystem gegenüber klimabedingten Risiken widerstandsfähig ist. Eine dieser Empfehlungen bestand darin, Szenarien als gemeinsamen Ausgangspunkt für die Analyse von Klimarisiken für die Wirtschaft und das Finanzsystem zu entwickeln.
Die erste Runde der Szenarien ist jetzt veröffentlicht worden. Eine zweite wird um den Jahreswechsel folgen. Die Forschung wird vom PIK in enger Zusammenarbeit mit dem NGFS koordiniert. Weitere Partnerorganisationen sind das International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA), Climate Analytics, die University of Maryland und die ETH Zürich.
„Um den Finanzspezialisten und -spezialistinnen die Arbeit mit den Szenarien zu erleichtern, verwenden wir den Scenario Explorer der IIASA“, erklärte Bas van Ruijven, Senior Research Scholar bei IIASA. „Über diese Website können die Benutzerinnen und Benutzer ihre eigenen Grafiken und Arbeitsbereiche zu allen Aspekten dieser Übergangsszenarien erstellen, z.B. zur makroökonomischen Entwicklung, zu Veränderungen im Energieverbrauch oder zur Nutzung von Energieressourcen. Die Benutzer und Benutzerinnen können auch den gesamten Datensatz oder nur die Teile der Daten herunterladen, mit denen sie arbeiten möchten.“
Wissenschaftsbasierte Informationen sind essentiell für eine fundierte Entscheidungsfindung. Im Verlauf des Projekts haben Klimaforschung und Zentralbanken viel voneinander gelernt“, so Elmar Kriegler. „Es war spannend zu sehen, dass die Szenarien zum Klimawandel für die Finanzregulatoren genauso wertvoll waren wie zuvor für die Klimapolitiker.“
Mehr Informationen zu den NGFS-Szenarien und dem dazugehörigen Guide finden sich hier: https://www.ngfs.net/en/liste-chronologique/ngfs-publications
Der erste umfassende NGFS Report (2019) mit allen sechs Empfehlungen findet sich hier: https://www.banque-france.fr/sites/default/files/media/2019/04/17/ngfs_first_comprehensive_report_-_17042019_0.pdf