Rockström auf der Münchner Sicherheitskonferenz zu Klimarisiken und Konflikten

"Wir erleben derzeit ein Gewitter aus mehrerne, miteinander verbundenen systemischen Risiken und Krisen, die in ihrer Gesamtheit die globale Sicherheit bedrohen", so Rockström. "Die militärische Bedrohung der Ukraine, die Teil einer größeren geopolitischen Krise ist. Die stark ansteigenden und schwankenden Energiepreise. Die Klimakrise, die härter und früher als erwartet zuschlägt und alle Nationen betrifft. Wir befinden uns in einer Welt zunehmender Turbulenzen und systemischer Risiken. Die wissenschaftliche Schlussfolgerung ist, dass die schleichende Klimakrise einen Punkt erreicht hat, an dem ein planetarischer Notfall vorliegt. Ein Notfall, der, wenn er unbehandelt bleibt, massive unmittelbare und langfristige Sicherheitsbedrohungen mit sich bringen wird, die mit Pandemien und Konflikten einhergehen."

Mit seinem Impulsvortrag auf der Hauptbühne der Konferenz bereitete Rockström den Boden für eine hochrangige Podiumsdiskussion: John Kerry, US-Sonderbeauftragter für den Klimawandel; Franziska Brantner, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz; Abdul Momen, Außenminister von Bangladesch; und Sultan Al Jaber, Minister für Industrie und Hochtechnologie, Sonderbeauftragter für das Klima der Vereinigten Arabischen Emirate und Chef der nationalen Ölgesellschaft von Abu Dhabi.

Die Moderatorin der Sitzung, Zanny Minton Beddoes von der Zeitschrift The Economist, stimmte auf die Sitzung ein: "Die Auswirkungen des Klimawandels sind laut Münchner Sicherheitsindex 2022 das größte Sicherheitsrisiko. Fortschritte bei der Bekämpfung des Klimawandels sind für die künftige Sicherheit von entscheidender Bedeutung. Gerade jetzt, inmitten der größten europäischen außenpolitischen Krise seit dem Ende des Kalten Krieges, sehen wir auch die geopolitischen Risiken rund um die Energieversorgung. Und mit den steigenden Energiepreisen wächst auch die Besorgnis über eine Gegenreaktion der Bevölkerung auf die Klima-Agenda. Kurzum, die Zusammenhänge zwischen Geopolitik, Energiesicherheit und Fortschritten bei der Klimaagenda stehen hier und jetzt ganz oben auf der Tagesordnung."

Nach einer pandemiebedingten Pause im Jahr 2021 kehrte die 58. Münchner Sicherheitskonferenz an ihren gewohnten Veranstaltungsort, das Hotel Bayerischer Hof, zurück, allerdings mit weniger Gästen und Medienvertreterinnen- und vertretern sowie kleineren Delegationen.

 "Die Weltpolitik muss gestärkt werden, um den globalen Klimasicherheitsrisiken entgegentreten zu können, zum Beispiel indem Klimasicherheit zu einem ständigen Top-Prioritätspunkt im UN-Sicherheitsrat wird", erklärte Rockström. "Wir müssen Brennpunkte identifizieren, an denen Klimastress auf schwache Regierungen trifft. Die Wissenschaft kann uns dabei helfen. Und wir müssen von einem inkrementellen zu einem exponentiellen Wandel hin zu einer Netto-Null-Wirtschaft übergehen. Dazu müssen wir die kleinschrittigen UN-Versammlungen durch engagierte Allianzen für den Wandel ergänzen - ich denke hier an die G7 oder an die von Deutschland vorgeschlagenen 'Klima Clubs'."