„Bis zum 19.Oktober wurden 123 INDCs von 150 Ländern eingereicht, die insgesamt 86 Prozent der globalen Emissionen von 2012 abdecken. Eine so breite Beteiligung durch Länder aller Kontinente, aller Entwicklungsstufen und aller unterschiedlichen Positionen in den Klimaverhandlungen ist an sich bereits ein bedeutender Schritt für den Klimaschutz und ein Zeichen des Engagements für die Verhandlungen in Paris“, sagt Teresa Ribera, Projektleiterin und Direktorin des Institute for Sustainable Development and International Relations (IDDRI). „Die Beurteilung der INDCs sollte sich nach ihrem Potenzial richten, die umfassende Dekarbonisierung des Energiesektors auf den Weg zu bringen. Der Bericht macht deutlich, dass diese Transformation eingeleitet wird, allerdings zu langsam. Künftige Politikmaßnahmen und Ziele sollten im Einklang mit dem Ziel einer kohlenstoffarmen Wirtschaft bis 2050 stehen, untermauert mit konkreten Strategien, wie dies zu erreichen ist.“
Die vorliegende Analyse der INDCs wurde von der Europäischen Kommission gefördert und von führenden Forschungsgruppen aus Brasilien, China, Japan, Indien, den USA und Europa durchgeführt. Durch die Untersuchung der konkreten Bedeutung der INDCs für die Dekarbonisierung bis und nach 2030 – vom Energiesektor und Gebäuden bis hin zu Transport und Industrie – ergänzt der Bericht die bald erwarteten Einschätzungen des UN-Klimasekretariats UNFCCC und des UN-Umweltprogramms UNEP zu den INDCs und ihrer Bedeutung für die globalen Emissionen und das globale Temperaturziel.
“Die nationalen Klimaschutzbeiträge legen zwar den Grundstein für einen schnelleren weltweiten Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft, für die Einhaltung der 2-Grad-Grenze ist das jedoch noch nicht ausreichend”, sagt Elmar Kriegler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Das Pariser Abkommen sollte deshalb einen klaren Zeitplan aufstellen, wie Emissionsreduktionen stärker vorangetrieben werden können. Mechanismen zur Stärkung der INDCs bis 2020 wären notwendig, um ein klares Signal für den Übergang in eine kohlenstoffarme Wirtschaft an Investoren im Energiesektor und darüber hinaus zu senden.“
Sechs grundsätzliche Kernaussagen des Berichts im Vorfeld der COP21:
• Der Bericht zeigt, dass die INDCs zu einer Beschleunigung und Festigung der Klimaschutzbemühungen in den weltweit größten Volkswirtschaften führen werden.
• Dies trifft insbesondere auf den Stromsektor zu, wo die INDCs den Übergang zu erneuerbaren und anderen emissionsarmen Formen der Stromproduktion weiter vorantreiben werden. In den sechs einzeln untersuchten größten Volkswirtschaften sinken die CO2-Emissionen pro Einheit der Stromproduktion um etwa 40 Prozent zwischen 2010 und 2030, während erneuerbarer Strom mit etwa 36 Prozent des Strommixes die dominante Quelle der Elektrizitätsproduktion wird. Ähnlich positive Trends gibt es im Bereich Energieeffizienz: zum Beispiel nimmt die Energieintensität im Personenverkehr in China, Indien, der EU, der USA, Brasilien und Japan zusammen um etwa 30 Prozent ab.
• Jedoch betont der Bericht, dass die INDCs nicht alle zentralen Maßnahmen für den Übergang in eine kohlenstoffarme Wirtschaft ausreichend aktivieren. Das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Entwicklung wichtiger kohlenstoffarmer Lösungen, wie z.B. CCS, Elektrofahrzeuge, hochentwickelte Biotreibstoffe oder nachhaltige Stadtplanung bleiben unter den INDCs zurück gegenüber dem, was in einem 2°C Szenario erforderlich wäre. Der Bericht hebt ebenso hervor, dass unter den INDCs zu viele Kohlekraftwerke am Netz blieben, um mit einem 2°C Szenario im Einklang zu sein. Dies unterstreicht die Risiken eines Lock-in-Effekts auf einen kohlenstofflastigen Kurs, wenn nicht schnell entgegengewirkt wird.
• Die INDCs müssen gestärkt werden, um die 2°C Grenze in Reichweite zu halten. Die aktuell vorgelegten INDCs würden eine drastische und abrupte Kursänderung in 2030 und eine technisch und ökonomisch schwer zu realisierende Transformationsgeschwindigkeit im Zeitraum nach 2030 erfordern, sofern die 2°C Grenze noch eingehalten werden soll.
• Das Pariser Abkommen kann eine Brücke zwischen den INDCs und der Einhaltung der 2°C Grenze schlagen, indem es einen berechenbaren und glaubwürdigen Mechanismus für regelmäßig verschärfte Ziele und Strategien in Fünfjahresschritten entwickelt, mit einer ersten Verschärfung bis spätestens 2020. Der Bericht untersucht ein solches Brücken-Szenario, in dem der von den gegenwärtigen INDCs eingeleitete Transformationsprozess zunehmend verstärkt wird. In diesem Szenario kann eine Stärkung von Klimaschutzmaßnahmen und Verpflichtungen bis 2020 die Emissionen bis 2030 um weitere 5 Gt CO2-Äquivalente unter das bereits von den INDCs erreichte Emissionsniveau senken, und erlaubt damit einen leichter zu realisierenden und weniger teuren Übergang zur Einhaltung der 2°C-Grenze. Es ermöglicht zudem eine reibungslosere Umverteilung von Investitionen weg von kohlenstoffreichen hin zu kohlenstoffarmen Technologien und Infrastruktur, wodurch das Risiko einer späteren Entwertung kohlenstoffreicher Infrastruktur („Kohlenstoffblase“) im Energiesektor verringert wird.
• Die Stärkung von Klimaschutzmaßnahmen und -zielen wird durch die Tatsache unterstützt, dass INDCs zu beachtlichen positiven Nebeneffekten für den Klimaschutz führen können. Für die im Bericht untersuchten Länder wurden signifikante Reduktionen der Energieabhängigkeit und der lokalen Luftverschmutzung gefunden. „Wir zeigen, dass die INDCs nicht nur Vorteile für den Klimaschutz bringen werden – sie werden Ländern und Regionen wie der EU, Japan und China helfen, die lokale Luftverschmutzung zu reduzieren und ihre wachsenden Energieimporte einzudämmen,“ sagt Jessica Jewell, Wissenschaftlerin am Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA). „Solche Co-Benefits können ein wichtiger Impulsgeber für die Entwicklung ambitionierter nationaler Klimaschutzstrategien sein, da sie bei einer Stärkung der INDCs weiter zunehmen würden“, fügt sie hinzu.
Weitere Kernaussagen des Berichts für einzelne Länder in englischer Sprache finden Sie weiter unten.
Weblink zum vollständigen Report: http://www.iddri.org/Publications/Beyond-the-numbers-Understanding-the-transformation-induced-by-INDCs
Webcast der Pressekonferenz zur Vorstellung des Berichts um 14:30 Uhr im World Conference Center Bonn, Raum Nairobi 4:
http://unfccc6.meta-fusion.com/bonn_oct_2015/channels/adp211-press-room
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IDDRI Pressestelle
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E-Mail: delphine.donger@iddri.org
Key National and Regional Findings
• The United States submitted its INDC to the UNFCCC on March 31, 2015. The heart of that submission is an undertaking on the part of the U.S. “to achieve an economy-wide target of reducing its greenhouse gas emissions by 26%-28% below its 2005 level in 2025 and to make best efforts to reduce its emissions by 28%.” The U.S. expects to implement its INDC using existing legislative authority. We used the Global Change Assessment Model to examine the U.S. contribution including the U.S. Clean Power Plan. We found that successful achievement of the U.S. INDC would accelerate transition to low and non-emitting technologies, particularly in power generation and enhance more efficient end-use energy technology deployment. Significant uncertainty remains with this analysis to the year 2025, and the present suite of measures currently in place may need to be enhanced in the future for the U.S. to attain its goal.
“We found that successful achievement of the U.S. INDC would accelerate transition to low and non-emitting technologies, particularly in power generation and enhance more efficient end-use energy technology deployment.”
Leon Clarke, Pacific Northwest National Laboratory (PNNL)
• The analysis of Japan’s INDC shows that its implementation will require a significant restructuring of the energy system. Reducing energy consumption through energy efficiency progress means that Japan will have to further push the technology frontier for efficient equipment. Moreover, the huge growth in renewables announced by the INDC should drive global markets—but also poses a challenge given the geographical constraints in Japan. Such evolutions of the energy system bring about one major benefit, namely the reduction of energy imports; however, as it emerges from the Fukushima crisis, energy security and affordability will continue to be key issues for Japan.
“Beyond their national implications, the global success of Japan’s INDCs will rely on international cooperation around technological innovation and a clear process to revise and strengthen INDCs in the Paris Agreement.”
Mikiko Kainuma, National Institute for Environmental Studies (NIES)
• The analysis of the European Union’s INDC shows that a significant transformation of the EU energy system is required in order to achieve the 2030 target. Continuous improvements in energy intensity (at higher rates than historical trends) provide a large part of the emissions reduction effort, especially in the transport and buildings sectors, which are rather inflexible in substitutions away from fossil fuels in the short term. The analysis also depicts that the decarbonisation of the electricity production sector (mainly through large-scale deployment of renewables) in combination with substitution of fossil fuels by electricity in stationary applications is a cost-efficient strategy towards effective implementation of INDC. The transformation of the EU energy system poses significant challenges due to increase investment requirements directed towards energy efficiency improvements, accelerated deployment of renewables and the replacement of ageing energy infrastructure.
“The transition towards a low-carbon economy is challenging but yet quite feasible if the policies in place redirect funds towards clean energy investments.”
Leonidas Paroussos, Energy-Economy-Environment Modelling Laboratory (E3M Lab)
• India’s INDC puts forward an ambitious renewable energy target of achieving about 40% cumulative electric power installed capacity from non-fossil fuel based energy resources by 2030. Specific targets include 175 GW generation capacity by 2022, including 100 GW solar from existing 4 GW solar. This would be the most ambitious renewable energy program anywhere in the world. There are also various programs for improving the specific energy consumption of large energy consuming plants, including 144 coal-based power plants. There is also a strong thrust for clean coal based power generation. There are also strong programs on appliance standards and labels, reducing transmission and distribution losses, and enhancing forest cover by another half million hectares along with planting trees along 140,000 km national highways. The overarching target is for 33-35% reduction of emission intensity of the Indian GDP over 2005-2030. India has called for international support for technology transfer and finances to help meet these ambitious targets. It is also noted that the per capita emissions of the Indian people are projected to remain below the global averages until 2030. The huge growth in renewables announced by the INDC should drive global markets including for technology innovation and deployment.
“Beyond its national implications, the global success of India's ambitious INDC will rely on international cooperation on technology transfer and financial support.”
Amit Garg, Indian Institute of Management Ahmedabad (IIMA)
• Brazil has one of the cleanest energy systems and a low-carbon energy mix based on hydropower for electricity (around 70-80% of electricity generation over recent years) and a strong penetration of biofuels. There has been a significant rise in wind generation recently and new auctions for solar power generation. But recent studies indicate that, in the absence of mitigation efforts, the current Brazilian energy mix will continue on a trend of increasing carbon intensity. The depletion of the hydropower potential outside the Amazon region, and the vulnerability of existing hydro capacity to climate change means that other sources would take on increasing roles in meeting baseload demand, with results showing coal to be the least cost solution. The Brazilian INDC covers Land Use, Land Use Change and Foresty (LULUCF), Agriculture, and Energy sectors: it establishes absolute emissions targets of 1.3 GtCO2eq by 2025 and of 1.2 GtCO2eq by 2030, corresponding to reductions of 37% and 43%, respectively, compared to 2.1 GtCO2eq in 2005, and leading to per capita emissions of 6.2 tCO2eq in 2025 and of 5.4 tCO2eq in 2030.
“Our analysis suggests that Brazilian INDC requires full implementation of ambitious measures against deforestation and to reduce emissions in the agriculture sector, and can help to avoid a growing climate footprint of Brazil's energy sector under a business as usual scenario. Furthermore, our analysis suggests that some additional measures could be possible without significant extra costs in the energy sector.”
Roberto Schaeffer, Center for Energy and Environmental Economics (COPPE)
• China submitted its INDC to the UNFCCC on the 30th of June 2015. China’s INDC includes an intention to peak CO2 emissions around 2030 and making best efforts to peak early, to reduce the carbon intensity of GDP by 60% to 65% from 2005 levels by 2030, to increase the share of non-fossil fuels in primary energy consumption to around 20% by 2030, and to increase the forest stock volume by around 4.5 billion cubic metres from 2005 levels by 2030. China’s INDC is framed in terms of CO2, however the discussion text implies action on other gases. China’s INDC also includes a comprehensive list of actions. Three China national modeling teams (Tsinghua University, NCSC/RUC, and ERI) assessed China’s INDC based on their own models.
“We found that China’s INDC shows an acceleration of decarbonisation, particularly decarbonisation in energy sector and efficiency improvement in end-use sectors. This decarbonisation path is consistent with the possible scenario range with more than 50% probability of achieving 2°C goal from IPCC AR5 scenario database, if substantial and ambitious reductions are pursued after 2030 based on technologies that must be adequately prepared in advance.”
Fu Sha, Renmin University and National Centre for Climate Change Strategy and International Cooperation (NCSC)
Paris-Abkommen als Brücke zur Einhaltung der 2-Grad-Grenze
22.10.2015 - Die nationalen Länderbeiträge zu einem globalen Klimaabkommen reichen bislang zwar nicht aus, um die globale Erwärmung auf maximal 2 Grad Celsius zu begrenzen – sie können jedoch zum Einstiegspunkt in eine kohlenstoffarme Wirtschaft werden, wenn das Pariser Abkommen einen Mechanismus zur Stärkung dieser Beiträge bis spätestens 2020 umfasst. Das zeigt ein neuer Bericht eines Konsortiums aus 16 internationalen Forschungsinstituten. Die Wissenschaftler liefern eine detaillierte Analyse des Umbaus des Energiesektors, der für die Umsetzung der INDC genannten Länderbeiträge (intended nationally determined contribution) notwendig wird, und untersuchen die Reichweite dieses Umbaus mit Blick auf die zwei-Grad-Leitplanke.