Der Bericht, an dem weltweit 38 führenden akademischen Institutionen und UN-Organisationen beteiligt sind, wird von der Fachzeitschrift „The Lancet“ herausgegeben. Er kommt zu folgenden zentralen Ergebnissen:
- Deutschland ist nur unzureichend für die gesundheitlichen Herausforderungen des Klimawandels gerüstet.
- Trotz eines wachsenden Bewusstseins der politisch Verantwortlichen für den Ernst der Lage stehen konkrete Maßnahmen zur Vermeidung klimabedingter Gesundheitsrisiken und zur Bekämpfung des Klimawandels aus.
- Nur wenige Kommunen haben bisher Hitzeaktionspläne umgesetzt.
- Auch die hohen CO2-Emissionen des Gesundheitssystems wurden in den vergangenen Jahren nur unwesentlich reduziert
Das diesjährige Review dient zum Überblick über die Fortschritte der letzten zwei Jahre und prognostiziert für die kommenden Jahre deutlichen Handlungsbedarf.
„Es reicht nicht, wenn Einzelne ihr Verhalten ändern. Wir müssen auch die Verhältnisse ändern. Das ist bisher leider an viel zu wenigen Stellen passiert“, so Prof. Sabine Gabrysch, Professorin für Klimawandel und Gesundheit an der Charité und Leiterin der Forschungsabteilung Klimaresilienz am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Wir brauchen dazu klare Verantwortlichkeiten auf allen Ebenen im Gesundheitssektor und in der Politik. Klimaschutz und Klimaanpassung müssen zur Priorität werden, weil es dabei um unsere Lebensgrundlagen und unsere Gesundheit geht.“
Kritisiert wird in dem Review, dass nur wenige Kommunen bisher über umfassende Hitzeaktionspläne verfügen oder aber, dass sie existierende nicht umgesetzt haben. Wichtige Akteure des Gesundheitssystems wurden bisher kaum eingebunden. Anstrengungen, den CO2-Fußabdruck des Gesundheitswesens zu senken (ca. 5 % der deutschen Gesamtemissionen) wurden in den vergangenen zwei Jahren kaum unternommen.
In der Aus- und Fortbildung von Gesundheitsberufen wurden Prozesse eingeleitet, um Klimawandel und Gesundheit bzw. Planetary Health in die Curricula zu integrieren – diese stehen aber noch am Anfang.
Mit der Fortschrittskontrolle empfehlen die Autor*innen deshalb neue gesetzliche Regelungen und eine Klärung der Zuständigkeiten, die Einbeziehung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes und des Bevölkerungs- und Katastrophenschutzes sowie Handlungsszenarien für unerwartete Extremlagen wie im Sommer 2021 in Kanada. Hitzeopfer durch Tod oder Krankheit müssten systematisch erfasst werden.
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