Neuausrichtung der Landbewirtschaftung innerhalb planetarer Grenzen entscheidend um globale Landnutzungskrise zu bewältigen

2.12.2024 - Landdegradation schwächt Biodiversität, beschleunigt Klimafolgen und gefährdet die Landwirtschaft, Ernährungssicherheit und Lebensgrundlagen weltweit. Zu diesem Ergebnis kommt ein neuer wissenschaftlicher Bericht des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) in Zusammenarbeit mit der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD), der anlässlich der UNCCD COP16 in Riad veröffentlicht wurde. Mithilfe des Konzepts der planetaren Grenzen analysieren PIK Forschende im Bericht die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zur globalen Landdegradation und beleuchten die Risiken und Chancen verschiedener Landnutzungsentscheidungen.
Neuausrichtung der Landbewirtschaftung innerhalb planetarer Grenzen entscheidend um globale Landnutzungskrise zu bewältigen
Wechselwirkungen zwischen Landnutzungspraktiken, landbasierten planetaren Grenzen und dem globalen Zustand der Landflächen. Quelle: PIK, basierend auf Richardson et al. (2023). Landkarte basierend auf Buchhorn et al. (2020).

Land ist eine zentrale Grundlage für die Stabilität der Erde, betont der Bericht „Stepping back from the precipice: Transforming land management to stay within planetary boundaries“. Es reguliert das Klima, schützt die Biodiversität, erhält Süßwassersysteme und liefert lebenswichtige Ressourcen wie Nahrung, Wasser und Rohstoffe. Erstmals haben Forschende das Konzept der planetaren Grenzen genutzt, um die Rolle von Landdegradation und Landbewirtschaftung für die Resilienz des Erdsystems zu untersuchen. Der Bericht stützt sich auf rund 350 Informationsquellen, analysiert den Zustand der globalen Landdegradation und zeigt Handlungsmöglichkeiten aus der Perspektive der planetaren Grenzen auf. Land ist zentral für sieben der neun planetaren Grenzen. Laut der neuesten Aktualisierung des Konzepts der planetaren Grenzen sind bereits sechs von neun Grenzen überschritten, darunter die Grenze für Landnutzungsänderungen, die durch die globale Waldfläche definiert ist: Nur noch 60 Prozent der ursprünglichen globalen Waldfläche sind erhalten – deutlich unterhalb der sicheren Schwelle von 75 Prozent.

Abholzung, Urbanisierung und nicht nachhaltige Landwirtschaft treiben die globale Landdegradation in nie dagewesenem Ausmaß voran, erklären die Autorinnen und Autoren. Dies destabilisiere Ökosysteme und verringere Ernteerträge. Der Klimawandel und unzureichende Governance verschärfen diese Auswirkungen, insbesondere in trockenen und einkommensschwachen Regionen, die besonders stark vom Klimawandel betroffen sind. Nationale Berichte an die UNCCD zeigen, dass mindestens 1,2 Milliarden Menschen und eine Fläche von etwa 15 Millionen km² – mehr als der gesamte Kontinent Antarktika – bereits von Landdegradation betroffen sind. Zudem schwächt der Verlust von Wäldern und Böden die Fähigkeit der Erde, mit den Klima- und Biodiversitätskrisen umzugehen, was die Landdegradation weiter beschleunigt. Diese Entwicklungen gefährden nicht nur die Ernährungssicherheit, sondern treiben auch Migration und Konflikte an. Laut der Economics of Land Degradation Initiative belaufen sich die wirtschaftlichen Kosten von Landdegradation jährlich auf geschätzte 6,3 bis 10,6 Billionen US-Dollar.

Um Landdegradation entgegenzuwirken, schlagen die Autorinnen und Autoren Maßnahmen vor, die auf Fairness und Gerechtigkeit basieren. Dazu zählen landwirtschaftliche Praktiken wie Agroforstwirtschaft und Conservation Agriculture, die Wiederherstellung von Savannen, Graslandschaften und Wäldern, nachhaltiges Wassermanagement durch die Schaffung von Feuchtgebieten, digitale Anwendungen zur Modernisierung der Landwirtschaft sowie die Sicherung von Landnutzungsrechten. Evidenzbasierte Politiken, unterstützt durch geeignete Rahmenbedingungen und Investitionen, sind entscheidend, um diese Lösungen in einem größeren Maßstab umzusetzen. Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass starke Governance, gerechte Landbewirtschaftung und unternehmerische Verantwortung unerlässlich sind, da viele bestehende Vereinbarungen, einschließlich des Nachhaltigkeitsziels der „Land Degradation Neutrality“ (Neutralität der Landdegradation) bisher kaum greifbare Ergebnisse erzielt haben.

Report:

Tomalka, J., Hunecke, C., Murken, L., Heckmann, T., Cronauer, C., Becker, R., Collignon, Q., Collins-Sowah, P., Crawford, M., Gloy, N., Hampf, A., Lotze-Campen, H., Malevolti, G., Maskell, G., Müller, C., Popp, A., Vodounhessi, M., Gornott, C., Rockström, J. (2024): Stepping back from the precipice: Transforming land management to stay within planetary boundaries. Potsdam, Deutschland: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. DOI: https://doi.org/10.48485/pik.2024.018

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