Historisches Klimaabkommen: „Der Geist von Paris hat das Gespenst von Kopenhagen bezwungen“

14.12.2015 - 195 Länder weltweit haben auf der UN-Klimakonferenz COP21 in Paris ein bahnbrechendes Klima-Abkommen beschlossen. Leitende Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung waren aktiv beteiligt an dem historischen Treffen, das die Welt auf einen Kurs bringt, um den Klimawandel auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen und den Ausstoß von Treibhausgasen innerhalb weniger Jahrzehnte auf netto Null zu senken. Auch wenn es eine enorme Herausforderung sein wird, dieses Abkommen umzusetzen, so kommt damit doch zum ersten Mal überhaupt eine Stabilisierung des Weltklimas in Reichweite - und damit eine Begrenzung von Risiken wie Wetterextremen und Meeresspiegelanstieg. Es ist der Beginn, nicht das Ende, eines Prozesses. Dieser erfordert, dass jetzt rasch politische Maßnahmen ergriffen werden, die den Zielen des Klima-Abkommens gerecht werden.
Historisches Klimaabkommen: „Der Geist von Paris hat das Gespenst von Kopenhagen bezwungen“

„Der Geist von Paris hat das Gespenst von Kopenhagen bezwungen“, sagt PIK-Direktor Hans Joachim Schellnhuber mit Verweis auf das Scheitern des Klimagipfels 2009 in der dänischen Hauptstadt. „Verstand und Moral sind auf der COP21 zusammengeführt worden zu einem historischen Klimaabkommen, dass endlich über nationale Egoismen hinausgeht. Das Ziel, die Erderwärmung deutlich unter 2 Grad zu halten und 1,5 Grad anzusteuern, ist ambitionierter als erwartet, entspricht aber in vollem Umfang der wissenschaftlichen Abschätzung der Risiken. Wenn das Paris-Abkommen ernsthaft umgesetzt wird, würde es die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft bis Mitte des Jahrhunderts auf den Weg bringen. Die derzeitigen CO2-Reduktionspläne der meisten Länder, die so genannten INDC, sind jedoch noch nicht ausreichend. Sie müssen in den nächsten Jahren unbedingt verbessert werden. Dennoch ist dies ein Wendepunkt für die Menschheit, an dem die große Transformation zur Nachhaltigkeit beginnt.“

Schellnhuber traf sich während der Konferenz mit dem französischen Präsidenten Francois Hollande im Élysée-Palast, um gemeinsam mit führenden französischen Wissenschaftlern einen Klima-Appell von mehr als 70 Nobelpreisträgern zu übergeben. Er ist Berater der Deutschen Bundesregierung und des Vatikans und hat rund 15 der mittlerweile 21 „Conferences of the Parties“ (COP) besucht. Zahlreiche informelle Treffen und Side Events wie etwa mit EU-Forschungskommissar Carlos Moedas und dem Wissenschaftlichen Beirat Globale Umweltveränderungen (WBGU) markieren seinen Weg auf der Pariser Konferenz. Schellnhuber nahm auch an einer Pressekonferenz teil, die unter großem öffentlichen Interesse an einem kritischen Moment der Verhandlungen hervorhob, was aus wissenschaftlicher Sicht auf dem Spiel steht. Zudem ist er einer der Inititatoren des Earth Statement, eines Aufrufs an Entscheidungsträger von hoch angesehenen Forschern der Earth League.

„Das Paris-Abkommen bedeutet einen Durchbruch. Das Schicksal der Erde hängt jetzt davon ab, wie schnell und stark politische Instrumente umgesetzt werden können, um das große Ziel zu erreichen die Erderwärmung und die daraus resultierenden Klimarisiken strikt zu begrenzen“, sagt PIKs Chef-Ökonom Ottmar Edenhofer. „Das Paris-Abkommen erkennt explizit an, dass die derzeitigen Emissionsreduktionsvorschläge, die so genannten INDCs, zu einem Anstieg der weltweiten Emissionen bis 2030 führen werden. Das angestrebte Ziel des Abkommens, unter 2 Grad Erderwärmung zu bleiben, ist nicht konsistent mit diesen Vorschlägen, sofern nicht starke Emissionssenkungen von etwa 6 Prozent jährlich zwischen 2030 und 2050 verfolgt werden. Wir brauchen kurzfristige Einstiegspunkte für klimapolitische Maßnahmen, die es erlauben, den Höchststand der Emissionen deutlich vor 2030 zu erreichen. Die institutionellen Mechanismen des Paris-Abkommens für die Emissionsreduktionen sind vage: Monitoring und Überprüfungsprozesse müssen hier klar definiert werden.“

Er fügt an: „Im Paris-Abkommen werden einige kurzfristige Einstiegspunkte genannt: eine Kohlenstoff-Bepreisung und Kohlenstoff-Märkte. Die G20 sollten nächste Schritte ausarbeiten, um die Bepreisung umzusetzen. Finanzen und Transfers können Mittel sein, um die Kohlenstoff-Preise zu harmonisieren. Wer jetzt noch neue Kohlekraftwerke baut, schließt die Tür zum Zwei-Grad-Ziel. Wir müssen jetzt mehr denn je eine globale Renaissance der Kohle vermeiden – so dass wir den Vertrag in der wirklichen Welt umsetzen, für eine bessere Zukunft für alle.“ Edenhofer war wie Schellnhuber Mitglied der deutschen Delegation in Paris. Er trat zum Beispiel bei einem Briefing für Mitglieder des Bundestages auf und sprach bei einem zusammen mit der Universität Stanford organisierten Side Event zur Zukunft des Weltklimarats IPCC, sowie bei vielen hochrangigen Diskussionen über Kohlenstoff-Bepreisung.

Vom PIK waren als Wissenschaftler in Paris unter anderem Anders Levermann, Malte Meinshausen, Ricarda Winkelmann, Louise Jeffery, Detlef Sprinz. Weltweit berichteten sehr viele Medien über Aussagen der Forscher zum Klimagipfel und zu seinem Ergebnis. Die New York Times zitierte ebenso wie etwa die Süddeutsche Zeitung in ihren jeweiligen Aufmachern auf Seite Eins Hans Joachim Schellnhuber, beispielsweise die Frankfurter Rundschau und die chinesische Volkszeitung hatten Interviews mit ihm. Im Fernsehen reichte die Berichterstattung von ZDF heute bis zum chinesischen Staatsfernsehen CCTV. Auch Ottmar Edenhofer kam stark in den Medien vor, etwa im Handelsblatt und in Berichten der internationalen Wirtschafts-Nachrichtenagentur Bloomberg. Anders Levermann war etwa im russischen Fernsehen zu sehen und in der japanischen Wirtschaftszeitung Nikkei. Allein am Montag nach Ende des Pariser Klimagipfels wurden das PIK-Forscher  in mehr als 5000 Medienberichten weltweit zitiert.

 

Weblink zum UNFCCC Klima-Abkommen: http://newsroom.unfccc.int/unfccc-newsroom/finale-cop21/

Weblink zur Übergabe des Nobelpreisträger-Appels: https://www.pik-potsdam.de/aktuelles/nachrichten/nobelpreistraeger-und-schellnhuber-treffen-auf-den-franzoesischen-praesidenten

Weblink zum Earth Statement: http://earthstatement.org/