„Die Daten zeigen eine signifikante und beträchtliche Auswirkung von Temperaturanomalien, Hitze- und Trockenperioden auf das Umweltbewusstsein und die Wahlstimmen für grüne Parteien. Interessanterweise waren die Auswirkungen am stärksten in Regionen mit gemäßigtem und kälterem Klima und in Regionen mit heißerem, mediterranem Klima schwächer", erklärt der Wissenschaftler Roman Hoffmann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, der auch in der Forschungsgruppe Migration und nachhaltige Entwicklung des IIASA-Programms für Bevölkerung und gerechte Gesellschaften forscht.
Die Entwicklung der grünen Wählerschaft schwankt im Laufe der Zeit. Dennoch war der beobachtete Anstieg besonders in Nord- und Westeuropa ausgeprägt und in Ost- und Südeuropa schwächer, so die in Nature Climate Change veröffentlichte Studie. Die statistische Analyse zeigt, dass der Anstieg des Umweltbewusstseins und der Stimmabgabe für grüne Parteien zum Teil auf die häufigeren und intensiveren Erfahrungen mit Klimaextremen zurückgeführt werden kann. Die Auswirkungen von Klimaextremen waren jedoch nicht einheitlich, sondern unterschieden sich von Region zu Region.
In ihrer Studie analysierten die Forscher die Auswirkung der zunehmenden Erfahrungen der Menschen mit Klimaextremen auf das Umweltbewusstsein und untersuchten, inwieweit sich Veränderungen in diesem Bewusstsein in tatsächlicher politischer Unterstützung für Klimamaßnahmen in Form von grüner Stimmabgabe niederschlagen. Zu diesem Zweck nutzte das Team Zeitreihen aus Eurobarometer-Daten von 2002 bis 2019 sowie Daten zu den Wahlen zum Europäischen Parlament und kombinierte diese mit klimatologischen Daten.
Den Forschern zufolge können auch andere Faktoren eine Rolle bei der Erklärung der beobachteten Unterschiede zwischen den Regionen spielen, darunter sozioökonomische, kulturelle und politische Bedingungen in einer Region. Die Studie ergab insbesondere, dass ungünstige wirtschaftliche Bedingungen die Auswirkungen des Klimas auf Umweltbewusstsein und die Unterstützung grüner Parteien abschwächen. Das deutet darauf hin, dass Erfahrungen mit dem Klimawandel nur dann die öffentliche Unterstützung für Klimaschutzmaßnahmen erhöhen, wenn die ökonomische Situation gut ist.
Die Ergebnisse der Studie sind besonders relevant für die aktuellen Debatten darüber, wie weitere Klimaschutzmaßnahmen im Einklang mit dem Pariser Abkommen und dem Europäischen Green Deal am besten gefördert und wirksam umgesetzt werden können. Die EU will eine führende Position bei der Bekämpfung des Klimawandels einnehmen.
Artikel:
Roman Hoffmann, Raya Muttarak, Jonas Peisker, Piero Stanig (2022): Climate change experiences raise environmental concerns and promote Green voting. Nature Climate Change [DOI:10.1038/s41558-021-01263-8].
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