„Professor Schellnhuber hat in einem neuen Gebiet der Klimawissenschaft Pionierarbeit geleistet“, sagt Yoshihiro Hayashi, Vorsitzender des Auswahlkomitees für den Blue Planet Preis und Generaldirektor des Nationalen Museums für Natur und Wissenschaft in Tokio. Der Direktor des PIK habe „bahnbrechende interdisziplinäre Forschung“ voran gebracht, sagte Hayashi. Zusätzlich sei „eine seiner größten Leistungen, das Ausmaß der Herausforderung der Klimastabilisierung sowohl einer breiten Öffentlichkeit als auch Entscheidungsträgern kommuniziert zu haben“; Hayashi nannte Schellnhuber „den Vater der Zwei-Grad-Grenze für die globale Erwärmung“. Ähnlich heißt es in der offiziellen Erklärung der Organisatoren des Blue Planet Preises: „Seine Aktivitäten haben letztlich weltweit eine Flut an Maßnahmen gegen die globale Erwärmung ausgelöst, die zu der Zwei-Grad-Leitplanke führte, welche von mehr als 190 Staaten beim UN-Klimagipfel COP 21 vereinbart wurde. Professor Schellnhuber und das PIK haben auf diesem Gebiet über viele Jahre hinweg eine zentrale Rolle gespielt.“
„Ich glaube, dass die zwei Preisträger uns in eine neue Ära führen, in der wir die Umweltprobleme wirklich angehen“, sagte Hiroyuki Yoshikawa vom Komitee des Blue Planet Preises in seiner Rede. Er ist Sonderberater des Präsidenten der japanischen Agentur für Wissenschaft und Technologie und ehemaliger Präsident sowohl des Wissenschaftsrats Japans als auch der Universität Tokio. Das Komitee umfasst international hoch anerkannte Wissenschaftler wie den Nobelpreisträger Ryoji Noyori, der Schellnhuber am Abend vor der Preisverleihung traf.
Starke Botschaften von Japans Premierminister Abe und dem kaiserlichen Prinzen Akishino
„Dieser Preis wird auch der Nobelpreis für Umweltforschung genannt“, sagte Japans Umweltminister Masaharu Nakagawa bei einem persönlichen Treffen vor der Preisverleihung. Er dankte Schellnhuber „für seine Unterstützung bei der langfristigen Strategie unseres Landes. Wir sind inmitten einer großen Veränderung.“ Schellnhuber hatte Japan in den vergangenen Jahren mehrfach für Gespräche mit hochrangigen Vertretern besucht. Die Klimastabilisierung „ist eine globale Herausforderung, die das aufeinander abgestimmte Handeln aller Länder erfordert“, erklärte Japans Premierminister Shinzo Abe in einer Glückwunschbotschaft an die Preisträger. „Meine Regierung setzt sich weiter für Klimapolitik ein.“
Die herausragende Bedeutung der Preisverleihung für Japan wurde auch daran deutlich, dass mit Prinz Akishino ein Vertreter des Kaiserhauses teilnahm. „In den vergangenen Jahren haben wir Menschen den Fortschritt von Wissenschaft und Technologie vorangetrieben“ – aber genau durch diese wirtschaftliche Entwicklung „wurden die Ökosysteme betroffen“, sagte der Prinz. Er nannte insbesondere die Zunahme gefährlicher Wetter-Extreme. „Wir brauchen ein korrektes Verständnis des menschlichen Einflusses auf die Umwelt – und wir müssen handeln. Es ist daher gut, dass die Preisträger die Wissenschaft voran gebracht haben und zugleich auch öffentlich Alarm geschlagen haben.“
In einer Glückwunschbotschaft betonte Seine Königliche Hoheit der Prinz von Wales, Charles, dass Schellnhubers Arbeit wichtig sei, um die Welt davon zu überzeugen, dem Klimawandel zu begegnen und den Planeten für unsere Kinder und Enkelkinder zu bewahren.
“Deutschland und Japan müssen im Wettrennen gegen den Klimawandel die Führung übernehmen”
Zu den bisherigen Preisträgern gehören der Wegbereiter der Klimamodellierung, Syukuro Manabe vom US National Oceanic and Atmospheric Administration’s Geophysical Fluid Dynamics Laboratory, Norwegens frühere Premierministerin Gro Harlem Brundtland und Charles Keeling von der University of San Diego, Kalifornien, der der berühmten Keeling-Kurve zur Messung der atmosphärischen CO2-Konzentration seinen Namen gab.
„Die Sonne geht zuerst im Osten auf“, sagte Schellnhuber auf der Zeremonie. „Philosophen in China und Japan haben über viele Jahrhunderte hinweg über die Harmonie zwischen Natur und Menschheit nachgedacht.“ Heute erforschen Wissenschaftler aus aller Welt, auch am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, das 1992 von Schellnhuber gegründet wurde, erfolgreich die nichtlinearen Dynamiken des komplexen Klimasystems, und Religionsführer wie Papst Franziskus – dessen grüne Enzyklika Schellnhuber 2015 der Weltöffentlichkeit vorstellen durfte – schlossen sich der Forderung, gefährlichen Klimawandel zu vermeiden, an. „Der menschgemachte Klimawandel tobt jedoch weiter, weil die Politik uns bislang weithin im Stich gelassen hat“, sagte Schellnhuber. Auf der Grundlage des Pariser Abkommens, die Erderwärmung auf weit unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, sei jetzt ein großer, globaler Wirtschaftswandel notwendig. „Deutschland und Japan müssen bei diesem Wettrennen gegen eine globale Katastrophe die Führung übernehmen“, sagte Schellnhuber. „Beide sollten engste Partner in nachhaltiger Innovation werden – im Interesse unserer Länder und im Interesse unseres Blauen Planeten.“
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