"Um einige der schlimmsten Auswirkungen von El Niño zu vermeiden, ist eine längere Vorwarnzeit unglaublich wichtig, denn das gibt den Menschen in den betroffenen Regionen mehr Zeit zur Vorbereitung“, sagt Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Ko-Autor der Studie von Josef Ludescher et al von der Justus-Liebig-Universität Gießen. Der neue Ansatz nutzt die Netzwerk-Analyse, eine innovative Methodologie an der Schnittstelle von Physik und Mathematik. Daten von mehr als 200 Messpunkten im pazifischen Ozean, die seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts erhoben werden, erwiesen sich hierbei als entscheidend, um die Wechselwirkungen zu erfassen zwischen weit von einander entfernten Stellen, die zusammen die Erwärmung herbeiführen.
Nicht nur der Vorhersage-Zeitraum wird ausgedehnt, sondern auch die Verlässlichkeit erhöht
Laut Schellnhuber wurde dabei ein neuer Algorithmus entwickelt und getestet. Dieser erweiterte nicht nur den Zeitraum für die Vorhersagen, sondern erhöhte auch deren Verlässlichkeit. Die neue Methode sagte korrekt das Ausbleiben von El Niño im vergangenen Jahr voraus. Diese Vorhersage wurde bereits 2011 gemacht, wohingegen herkömmliche Ansätze bis weit in das Jahr 2012 hinein eine erhebliche Erwärmung prognostizierten.
El Niño ist Teil einer größeren Oszillation im pazifischen Ozean-Atmosphäre-System, genannt ENSO, wozu auch unnormal kalte Perioden zählen, genannt La Niña. Auch diese können ernste Schäden auslösen. Die vorliegende Studie konzentriert sich nur auf die Erwärmungs-Ereignisse. Allerdings ist eine grobe Regel, dass ein El Niño-Jahr von einem La Niña-Jahr gefolgt wird.
Der Klimawandel als Faktor für Veränderungen des ENSO-Musters?
„Noch ist unklar, in welchem Maße die maßgeblich vom Menschen mit seinem Ausstoß von Treibhausgasen verursachte globale Erwärmung das ENSO-Muster beeinflussen wird“, so Schellnhuber. „Allerdings wird letzteres zu den sogenannten Kipp-Elementen im Klimasystem gezählt – was bedeutet, dass es bei fortgesetztem Klimawandel eine vergleichsweise abrupte Veränderung erfahren könnte.“ Manche Daten aus der Erdgeschichte legen nahe, dass höhere globale Mitteltemperaturen den Ausschlag dieses Auf und Ab über dem Pazifik verstärken könnten, was eine korrekte Vorhersage noch wichtiger machen könnte.
Artikel: Ludescher, J., Gozolchiani, A., Bogachev, M.I., Bunde, A., Havlin, S., Schellnhuber, H.J. (2013): Improved El Niño forecasting by cooperativity detection. Proceedings of the National Academy of Sciences (early online edition) [DOI:10.1073/pnas.1309353110]
Weblink zum Artikel: www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1309353110
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