Potsdam, 4. Mai 2007 - Die massivsten Auswirkungen des Klimawandels können noch vermieden werden. Dabei ist wirksamer Klimaschutz durch eine weltweite Verringerung der Treibhausgas-Emissionen bezahlbar und volkswirtschaftlich vernünftig. Die hierzu einschlägige Studie, auf die sich der IPCC stützt, wurde wissenschaftlich durch das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) durchgeführt. Laut UN-Bericht sind Energieeffizienz, erneuerbare Energieträger sowie die Abscheidung und Einlagerung von Kohlenstoff entscheidend. Die Kernenergie spielt eine geringere Rolle.
Der Bericht der Arbeitsgruppe III
des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimafragen (IPCC) zeigt Wege
auf, wie
die menschlich verursachte Erderwärmung auf maximal 2-3 Grad Celsius
(globale
Mitteltemperatur) gegenüber vorindustriellem Niveau begrenzt werden
kann. Ohne
zusätzliche Anstrengungen, CO2-Emissionen zu vermeiden, wird die Menge
an
Treibhausgasen in unserer Atmosphäre in den kommenden Jahrzehnten immer
weiter
ansteigen – und damit auch die Mitteltemperatur der Erde. Mehrere
internationale
Studien haben nachgewiesen, dass die nötigen Schritte für eine
Begrenzung der
Erwärmung weniger als 1 % des globalen Bruttosozialprodukts kosten
würden. Als konservativste Abschätzung
gibt der IPCC Kosten von 3 Prozent an. „Selbst unter der etwas
pessimistischeren
Annahme sind die volkswirtschaftlichen Kosten des Klimaschutzes noch
tragbar“, erläutert
Ottmar Edenhofer, Chefökonom am PIK.
Die Kostenschätzungen des IPCC basieren im Wesentlichen auf einer einschlägigen Studie des Potsdam-Instituts [siehe hierzu auch Pressemitteilung vom 15.03.2006]. Der neue UN-Bericht zitiert die Arbeiten der Forschergruppe um Edenhofer zustimmend, wenn er betont, dass mit einer aktiven Klimaschutzpolitik die volkswirtschaftlichen Kosten des Klimaschutzes sinken, da sie den technologischen Wandel stimuliere und damit günstiger mache. „Um das 2-Grad-Ziel halten zu können, rechnen wir lediglich mit Klimaschutzkosten von einem Prozent des weltweiten Sozialprodukts. Das würde bedeuten, dass sich das Wirtschaftswachstum bis zum Jahr 2030 um nur etwa drei Monate verzögert“, so Ottmar Edenhofer. Der Klimabericht verdeutliche, dass innerhalb weniger Jahre alle Voraussetzungen zur Einhaltung der 2-Grad-Linie geschaffen werden müssen, betont Edenhofer. „Es wird immer kostspieliger, den Klimaschutz hinauszuzögern.“ Stiegen die Emissionsraten weiter an wie bisher, drohe bis Ende des Jahrhunderts eine globale Erwärmung um bis zu 6 Grad Celsius, heißt es im IPCC. Die Folgen für die Ökosysteme und die Weltwirtschaft wären verheerend, wie der im April veröffentlichte zweite Berichtsteil des IPCC als auch der britische Stern-Report 2006 deutlich gezeigt haben.
„Die Industrieländer sitzen in der
Klimafalle, aus der sie ohne die Mitwirkung der Schwellenländer nicht
mehr
herauskommen können. Deshalb müssen wir hochattraktive klimaschützende
Technologien und Wirtschaftsweisen entwickeln, die von China, Indien,
Brasilien
und anderen schon aus eigenem Interesse übernommen werden“, betont Hans
Joachim
Schellnhuber, Direktor des PIK und Berater der Bundesregierung in
Klimafragen
für die Zeit des EU- und G8-Vorsitzes. Bis 2020 ließen sich die
Emissionen um
40% senken, „ohne dass in Deutschland die Lichter ausgehen“, ist sich
Schellnhuber
sicher.
Eine entscheidende Bedeutung kommt
laut IPCC dem Ausbau der erneuerbaren Energieträger, der Erhöhung der
Energieeffizienz und der Abscheidung und Einlagerung von Kohlenstoff in
geologischen Formationen zu. Erneuerbare Energien könnten bis zum Jahr
2030
bereits 30 bis 35% der globalen Stromerversorgung ausmachen, und seien
darüber
hinaus ausbaufähig. Gleichzeitig könnte verstärkt Erdgas statt Kohle
(„fuel
switch“) eingesetzt werden, um die CO2-Emissionen weiter zu vermindern.
Eine
wesentlich geringere Rolle bei den Lösungsstrategien spiele die
Kernenergie,
über die im Klimarat erstmals ausführlich diskutiert wurde. Zwar
rechnet der
IPCC damit, dass in den nächsten Jahrzehnten weitere Kernkraftwerke
gebaut
werden. Laut Bericht wird aber erwartet, dass ihr Anteil an der
globalen
Stromproduktion gegenüber den heutigen 16 % nur bis maximal 18 %
zunehmen wird.
Das gilt auch für die Annahme, dass es zu einem CO2 Preis von 50 Euro /
t CO2
eq. kommen sollte – der heutige Preis liegt bei 1 Euro.
Weitere
Informationen:
Zusammenfassung für Entscheidungsträger (SPM) des IPCC: http://www.ipcc.ch/SPM040507.doc
Home page von Dr. Ottmar Edenhofer http://www.pik-potsdam.de/members/edenh
PIK Pressemitteilung zu Kosten und Strategien des Klimaschutzes, 15.03.2006
Kontakt:
Ottmar Edenhofer, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
Tel.: 0331 288-2565, E-Mail: ottmar.edenhofer@pik-potsdam.de
Pressebüro PIK:
Uta Pohlmann
Tel.: 0331 288-2507, E-Mail: presse@pik-potsdam.de