„In jedem Modell stecken auch ethische Annahmen – das für die Untersuchung der landwirtschaftlich bedingten globalen Wasserknappheit verwendete Modell setzt zum Beispiel die Verringerung der landwirtschaftlichen Produktionskosten als Ziel“, erklärt Anne Biewald vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Gemeinsam mit Martin Kowarsch vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) ist sie Leitautorin der jetzt in Global Environmental Change erschienenen Studie. „Es gibt aus philosophischer Sicht keine wertneutrale Wissenschaft - Werte sind nicht gleichbedeutend mit Verzerrung, sondern ein unvermeidbarer und konstruktiv nutzbarer Bestandteil von Modellen und Szenarien“, so Kowarsch. Sogar ein Szenario des bloßen Weiter-So – Business as usual genannt – enthält demnach Wertannahmen.
Die Forscher knüpfen damit an das von Kowarsch mit dem PIK-Chefökonom und MCC-Direktor Ottmar Edenhofer entwickelte Modell einer pragmatisch-aufgeklärten Politikberatung an. Kernelement ist hier, dass Wissenschaft „policy relevant, not policy prescriptive“ sein soll.
"Wir zeigen an einem konkreten Beispiel, wie Forscher die normativen Annahmen in ihren modellbasierten Studien sichtbar machen könnten, um den kompletten politischen Lösungsraum auszuleuchten – also auch alternative politische Ziele und Mittel sowie Probleme, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind“, sagt Ko-Autor Hermann Lotze-Campen, Leiter des PIK-Forschungsbereichs Klimawirkung und Vulnerabilität. "Dies würde dann für politische Entscheidungsprozesse Informationen in einer gesellschaftlich nützlichen, wissenschaftlich verlässlichen und politisch relevanten Weise aufarbeiten – ohne dabei unterschwellig irgendwelche politische Vorgaben zu machen."
Artikel: Biewald, A., Kowarsch, M. (equal contribution), Gerten, D., Lotze-Campen, Hermann (2014): Ethical aspects in the economic modeling of water policy options. Global Environmental Change (online)
Weblink zum Artikel: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0959378014001824