„Das Risiko ist deutlich genug“: IPCC-Bericht zu Klimafolgen

03.04.2014 – Der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) hat Anfang April seinen Bericht zu den Auswirkungen des Klimawandels auf Mensch und Natur vorgelegt. Für das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung war im japanischen Yokohama bei den abschließenden Verhandlungen mit den Vertretern der Regierungen der Welt Wolfgang Cramer als einer von nur rund zehn deutschen Wissenschaftlern dabei. In Berlin sprach er am Dienstag bei der ersten Präsentation des Berichts in Deutschland in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Mit dabei war auch Katja Frieler, die am PIK den ersten wirklich umfassenden Vergleich von Klimafolgen-Modellen (ISI-MIP) geleitet hat, aus dem viele wichtige Ergebnisse in den IPCC-Bericht eingegangen sind.
„Das Risiko ist deutlich genug“: IPCC-Bericht zu Klimafolgen

Der Bericht ist das Ergebnis einer strengen Prüfung des Forschungsstands. „Wenn wir gerade in den Entwicklungsländern vielfach Auswirkungen des Klimawandels nicht klar feststellen können, liegt dies nicht daran, dass es die dort nicht gibt – sondern dass leider die wissenschaftlich verwendbaren Daten noch zu schlecht sind“, sagte Cramer in Berlin. Bereits zuvor hatte er in einer Telefonkonferenz gemeinsam mit dem Leiter des Berichts zu den Klimafolgen, Chris Field von der US-Universität Stanford, gegenüber Journalisten die Verhandlungen mit den Regierungsvertretern charakterisiert: „Das klingt schönfärberisch, ist aber wahr: Die Atmosphäre war konstruktiv.“

Schon vor seiner Reise nach Japan hatte er an einem parlamentarischen Frühstück des Deutschen Klima-Konsortiums im Deutschen Bundestag zum bevorstehenden Klimafolgenbericht teilgenommen. Cramer ist im IPCC akkrediert über das PIK, wo er lange Jahre Leiter des Forschungsbereichs Erdsystemanalyse war und weiterhin Gastwissenschaftler ist. Hauptberuflich ist er inzwischen Forschungsdirektor am Institut Méditerranéen de la Biodiversité et d’Ecologie marine et continentale (IMBE).

Wetterextreme und Welternährung

"Extreme wie Hitzewellen oder Überschwemmungen nehmen zu, wenn weiter soviel Treibhausgase aus der Verbrennung von Kohle und Öl in die Atmosphäre geblasen werden“, kommentierte Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe den Bericht. Der gelernte Meteorologe ist einer der zwei Leiter des PIK-Forschungsbereichs Klimawirkung und Vulnerabilität. „Wir verändern damit die Energiebilanz unseres Planeten - und stören Windströmungen und Niederschlagsmuster. Das Ergebnis sind Wetter-Extreme - diese haben sich in den vergangenen drei Jahrzehnten bereits verdoppelt, und der Trend weist weiter nach oben. Sie treffen uns in Europa und den USA schmerzhaft, besonders hart aber die Menschen in den armen Ländern der Welt, wie der Bericht jetzt beeindruckend vor Augen führt."

Der Agrarökonom Hermann Lotze-Campen, gleichfalls Forschungsbereichsleiter Klimawirkung und Vulnerabilität, betont: „Wird der Klimawandel nicht gebremst, hat das Folgen dafür, was wir weltweit auf dem Teller haben - und was wir dafür bezahlen. Der Bericht zeigt klar: Ernten werden ohne Anpassung unter globaler Erwärmung öfter schlechter als besser, und das kann auf dem Weltmarkt die Preise für Nahrungsmittel hochtreiben. Das passiert nicht immer und überall, und an manchen Punkten forschen wir noch weiter. Aber das Risiko ist deutlich genug.”

Die Einordnung der Ergebnisse des Weltklimarat-Berichts durch die beiden Forschungsbereichsleiter wurden in zahlreichen Medien aufgegriffen – von Deutschlandfunk bis Radio Eins.

 

Weblink zur deutschen IPCC-Koordinierungsstelle: http://www.de-ipcc.de/de/200.php

Weblink zu ISI-MIP: http://www.isi-mip.org/