Energiewende: Kostentreiber oder Klimaretter?

30.8.2013 - Eine der größten Herausforderungen der ab Herbst amtierenden neuen Bundesregierung wird – unabhängig von ihrer politischen Zusammensetzung – die Energiewende sein. Im Zieldreieck aus Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit nehmen die Spannungen zu. Beim Hintergrundkreis des Deutschen Klima-Konsortiums vergangene Woche lautete daher die Leitfrage: „Energiewende: Kostentreiber oder Klimaretter?“ Die Antwort: „Bislang weder-noch“, so Brigitte Knopf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Sie stellte sich zusammen mit Erik Gawel vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) den Fragen der Journalisten.
Energiewende: Kostentreiber oder Klimaretter?

„Die Ziele Klimaschutz und Ausbau der Erneuerbaren stehen somit zunehmend in Konflikt zueinander“, erklärte Knopf. Verstehe man die Energiewende als Umstieg auf die Erneuerbaren Energien bei gleichzeitigem Ausstieg aus der Kernkraft, sei sie bislang ein Erfolg. Die Produktion von Strom aus Sonne und Wind hat ein nie dagewesenes Maß erreicht. „Versteht man die Energiewende jedoch als Beitrag zum globalen Klimaschutz, ist sie bislang kein Erfolg“, so Knopf. Die Emissionen sind in Deutschland im letzten Jahr angestiegen. Aus ökonomischer Perspektive sei die Abwägung wichtig, welche Ziele zu welchen Kosten erreicht werden können. Wichtig wäre laut Knopf eine Europäisierung der Energiewende. „Die Diskussion um die Gestaltung des europäischen Rahmens für 2030 wird derzeit allerdings von der deutschen Politik verschlafen.“

Das Plädoyer für mehr Europa sah Gawel kritisch – eine "undifferenzierte Europäisierung" könnte die Energiewende auch ausbremsen, erklärte er, diese sei zudem bereits heute „kein deutscher Alleingang“. Den heutigen Kosten des Umbaus stehe ein langfristiger Nutzen gegenüber: „Die Energiewende ist nicht allein an den Kosten zu messen, die auf der Stromrechnung auftauchen, und auch nicht allein anhand heutiger – verzerrter – Marktpreise.“ Die aktuelle Lastenverteilung sei ungerecht und sachlich kaum begründbar, so Gawel. „Die Ausnahmen zugunsten der Industrie gehören überprüft.“

Beide Referenten betonten, dass auf Dauer das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) der durch die Energiewende veränderten Realität angepasst werden müsse, und dass der Europäische Emissionshandel wirksamer ausgestaltet werden könnte. Nur den Stromsektor zu erfassen, reiche nicht hin. Wichtig sei die Einbeziehung der Wärme-Erzeugung und des Transportsektors.

 

Mehr Informationen: http://www.deutsches-klima-konsortium.de/de/startseite.html?expand=1553&cHash=1253cde9a8c65557becccbb70f1b1aa4