„Die Welt der Klimaverhandler und die Welt der Wissenschaft sind durch eine große Kluft getrennt“, sagte der Minister. „Mein Bestreben in den nächsten paar Monaten ist es, diese Kluft ein wenig zu schließen.“ Ramesh gilt als einer der weltweit wichtigsten Umweltpolitiker, was seinem Vorstoß besondere Bedeutung gibt.
„Selbstverständlich stellen wir unser Wissen gern zur Verfügung, wenn politische Akteure es nutzen wollen“, sagte Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des PIK. Die Anfrage des Umweltministers der größten Demokratie der Welt, gemeinsam ein solches Arbeitstreffen zu veranstalten, sei für das Institut natürlich eine Ehre. Bemerkenswert sei, „dass es sich hier um die Initiative eines großen Schwellenlandes handelt, nicht eines der traditionellen Industriestaaten“, erklärte Schellnhuber. „Dies könnte die Debatte über Gerechtigkeit und Emissionsreduktion wirklich voran bringen.“
Das Ziel wäre laut Ramesh, wirtschaftliche Entwicklung und Klimaschutz weltweit in Einklang zu bringen. Ausgangspunkt ist für ihn der so genannte Budget-Ansatz, den der Wissenschaftliche Beirat Globale Umweltveränderungen der Bundesregierung unter Leitung von Schellnhuber 2009 vorgelegt hat. Wenn das Ziel erreicht werden soll, die Erderwärmung auf zwei Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, kann die Menschheit nur noch eine begrenzte Menge von Treibhausgasen in der Atmosphäre ablagern. Forscher des PIK haben dies berechnet.
Das verbleibende CO2-Budget könnte so auf die Nationalstaaten verteilt werden, dass pro Kopf jeder Erdbewohner die gleichen Emissionsrechte erhält. Auf dieser Grundlage könnten die Staaten Rechte untereinander handeln. Die Industriestaaten könnten sich gleichsam Zeit kaufen, um ihre Wirtschaft behutsam umzubauen. Entwicklungsländer könnten die Erlöse aus dem Handel mit Emissionsrechten die Perspektive zu einer nachhaltigeren Entwicklung eröffnen.