Nach seiner Jugend im Erzgebirge studierte Klaus Bellmann Landwirtschaftswissenschaften an der Humboldt-Universität in Berlin, wo er sich speziell für Pflanzenproduktion und die systematische Auswertung von Experimenten interessierte. Er legte seine Dissertation 1960 an der landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Rostock vor. Sie behandelte Wasserhaushalt und Wachstum genetisch veränderter Kleepflanzen und beruhte vor allem auf seinen eigenen experimentellen Untersuchungen. Anschließend wandte Bellmann sich dem Feld der quantitativen Genetik zu und publizierte mit seiner Habilitation 1969 richtungweisende Modelluntersuchungen an Maispflanzen. Bald danach kam er zum neugegründeten Zentralinstitut für Kybernetik und Informationsprozesse (ZKI) in Berlin, an dem er die Leitung der Abteilung „Systemanalyse und Simulation“ übernahm. Sein Ziel war es, die neuesten Entwicklungen in der numerischen Rechentechnik für mechanistische Modelle von dynamischen Prozessen in Ökosystemen einzusetzen. 1983 gab er das Standardwerk „Molecular Genetic Information Systems“ heraus.
Neben der Systemanalyse und Modellierung behielt Bellmann sein Interesse an Statistik und Biometrie, unter anderem durch seine Tätigkeit als Herausgeber des Biometrical Journal (1966-1990), aber auch durch Vorlesungen in Biomathematik und quantitativer Genetik in Berlin (Humboldt-Universität), Halle und Greifswald.
Ein bedeutendes Resultat der von Bellmann initiierten Arbeiten am ZKI war eine neuartige Modellentwicklungs- und Simulationsumgebung für ökologische Fragestellungen (SONCHES). Nachfolger dieses Systems werden an mehreren Instituten, so auch am PIK, genutzt und weiter entwickelt. Solche Werkzeuge ermöglichen große Mengen von Simulationen und die korrekte Analyse von Unsicherheiten. Begründet auf seine ganzheitliche Sicht auf die Systemanalyse richtete Bellmann seine Aufmerksamkeit zunehmend auf Entscheidungs-Unterstützungssysteme, die auch außerhalb der Landwirtschaft genutzt werden konnten, beispielsweise für Wälder unter dem Einfluss atmosphärischer Schadstoffe (System PEMU).
In seinen späteren Berufsjahren nutzte Bellmann seine vielfältigen Fähigkeiten als Koordinator und Moderator interdisziplinärer Forschergruppen und Netzwerke. Wichtige Partner dabei waren das Institut für Bodenfruchtbarkeit in Müncheberg, das Institut für Forstwissenschaften in Eberswalde und das Institut für Züchtungsforschung in Quedlinburg. Diese Erfahrungen erlaubten es ihm später, das Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg mit aufzubauen.
Unmittelbar nach dem Fall der Mauer 1989 nutzte Bellmann die neu gewonnenen Möglichkeiten des internationalen wissenschaftlichen Austausches durch zahlreiche Reisen. Am während der Wendezeit gegründeten Institut für Ökosystemforschung übernahm er die Leitung der Abteilung „Systemökologie“. Diese Abteilung wurde 1992 eine der Keimzellen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und dessen Abteilung „Globaler Wandel und Natürliche Systeme“, deren Leitung Klaus Bellmann bis zu seiner Pensionierung 1994 gemeinsam mit Wolfgang Cramer übernahm. Im Ruhestand blieb er ein gern gefragter Berater mehrerer Forschungsprojekte am PIK und auch an der Brandenburgischen Technischen Universität in Cottbus.
Das PIK verdankt Klaus Bellmann einen wesentlichen Teil der theoretischen Grundlagen seiner Forschung. Diese leben und wachsen durch die Arbeit zahlreicher Wissenschaftler weiter, die von ihm angeleitet worden waren oder die mit ihm während eines Teils ihrer Laufbahn verbunden waren. Klaus Bellmann lehrte uns, wie man aus knappen Punkt-basierten Beobachtungen wichtige Schlussfolgerungen für große Regionen begründen kann. Trotz seiner kritischen Grundhaltung verstand er, dass es für diesen Schritt manchmal Mut braucht. Sein bescheidenes Motto nach Friedrich von Schiller drückt diese Haltung gut aus:
Und kannst Du selbst kein Ganzes werden,
als dienendes Glied schließ an ein Ganzes Dich an.
Klaus Bellmann hat uns damit eine wichtige Weisheit vermittelt: Unsere wissenschaftlichen Anstrengungen die Auswirkungen des vom Menschen geschaffenen globalen Wandels zu verringern sind von großer Bedeutung, aber es zeugt von Klugheit, sie mit einem demütigen Blick als menschliche Wesen zu beginnen.
Der Tod von Klaus Bellmann wird betrauert von einer großen Familie – wir bezeugen unsere Anteilnahme besonders seiner Frau, seinen Kindern und seinen Enkelkindern. Die Kollegen von Klaus Bellmann erinnern sich an ihn als einen Mann mit starkem Glauben an menschliche Werte. Jeder von uns ist dankbar für das Stück des Weges, das wir gemeinsam mit ihm gehen durften.