Potsdam, 17.06.04
Die europäischen Ökosysteme sind einem starken Wandel unterworfen - sowohl durch Veränderungen des Klimas als auch der Landnutzung. Neue wissenschaftliche Methoden wurden bereits entwickelt, um die zukünftige Landschaftsentwicklung zu untersuchen. Das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung ist jedoch nur zu erreichen, wenn die Forschung zur integrierten Bewertung von Ökosystemen in der Zukunft noch an Bedeutung gewinnt. Dies stand im Zentrum des Workshops "Globale Veränderungen und die Zukunft der Ökosysteme in Europa", der vom 10. bis 11. Juni in der Europäischen Umweltagentur (EUA) in Kopenhagen stattfand.
Der Workshop, den die EUA gemeinsam mit dem europäischen Projekt AVEC (Integrierte Bewertung von empfindlichen Ökosystemen bei globalen Veränderungen) und dem Millennium Ecosystem Assessment (MA) veranstaltete, brachte Wissenschaftler mit Politikberatern der Europäischen Kommission und neun nationalen Regierungen zusammen. Bei der Eröffnung des Workshops wies die geschäftsführende Direktorin der EUA, Jacqueline McGlade, darauf hin, dass eine nachhaltige Entwicklung der europäischen Landschaften "neueste, solide wissenschaftliche Informationen erfordert sowie Visionen über langzeitige mögliche Entwicklungen auf all den Gebieten, die bei der Entscheidungsfindung unter Berücksichtigung der Umwelt eine Rolle spielen." Sie schloss damit, dass die neue Methode der integrierten Bewertung von Ökosystemen mit Szenarien und Landnutzungsaufstellungen im Zentrum neuer Aktivitäten der EUA stehe.
Den Repräsentanten der EU wurde die Wichtigkeit des MA verdeutlicht. Sie zeigten starkes Interesse daran, ein von der EUA koordiniertes europäisches Millennium Ecosystem Assessment zu beginnen. Workshop-Teilnehmer stimmten darin überein, dass Wissenschaftler sowohl sozial- als auch naturwissenschaftlicher Disziplinen, Landeigentümer und -nutzer sowie Politikberater enger zusammenarbeiten müssen, um das Risiko für Biodiversität, Erträge der Land- und Forstwirtschaft, Wasserressourcen und anderer Leistungen zu verringern.
Der Leiter von AVEC, Wolfgang Cramer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), begrüßte diese breite Übereinstimmung über die Bedeutung globaler Änderungen von Ökosystemen. Die Zusammenarbeit mit der EUA ist notwendig, um die Grundlage für eine bessere umweltfreundliche Bewirtschaftung in Europa zu schaffen. Einige der so entwickelten Methoden werden auch für Entwicklungsländer anwendbar sein, wo die negativen Auswirkungen der Umweltveränderungen oftmals schneller und direkter zu erkennen sind als in Europa.
Der Workshop markierte auch einen wichtigen Schritt im EU-geförderten Projekt AVEC, dessen Hauptziel die Entwicklung von Netzwerken und von gemeinsamen Diskussionsgrundlagen für Ökosystem-Wissenschaftler ist. Ein - obwohl kleiner, aber trotzdem wichtiger - europäischer Beitrag zu den Bewertungen solcher Tendenzen ist die Teilnahme von jungen Wissenschaftlern in den EU-geförderten AVEC-Sommerschulen, deren nächste für 2005 geplant ist. Die nachfolgende Generation von Experten wird entscheidend sein für das bessere Verständnis von Ökosystemen sowie für eine nachhaltige Politik.
Kontakt:
Prof. Wolfgang Cramer, E-Mail wolfgang.cramer@pik-potsdam.de
Pressestelle: Anja Wirsing, E-Mail presse@pik-potsdam.de, Tel. 0331 288-2507
Weitere Informationen:
- Europäische Umweltagentur: www.eea.eu.int/
- Millennium Ecosystem Assessment: www.millenniumassessment.org
- Europäisches Forschungsnetzwerk AVEC: www.pik-potsdam.de/avec
- Europäisches Forschungsprojekt ATEAM: www.pik-potsdam.de/ateam
- Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung: www.pik-potsdam.de
Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) wurde 1992 gegründet und beschäftigt 121 Wissenschaftler. Seine Forschungen zu Klimawandel, Klimafolgen und nachhaltiger Entwicklung sind international anerkannt. Das PIK gehört zur Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL).
Das Millennium Ecosystem Assessment (MA) ist die bisher größte internationale Studie über die Verknüpfung der Ökosysteme der Welt und der darauf beruhenden Lebensgrundlage der Menschen. Sie bietet den Entscheidungsträgern ein Schema an, mit dem sie verschiedene Optionen und deren Auswirkungen auf die menschliche Entwicklung und auf Nachhaltigkeitsziele untersuchen können. So können Kompromisse zwischen Entwicklung und Umwelt besser abgeschätzt werden. Die Abschlussberichte sind in der Überprüfungsphase und werden Anfang 2005 publiziert.
Die Europäische Umweltagentur (EUA) ist die führende öffentliche Einrichtung in Europa, die die Aufgabe hat, solide, unabhängige Informationen über die Umwelt den Politikern und der Öffentlichkeit bereitzustellen. Als eine Körperschaft der EU ist die Agentur offen für alle Nationen, die ihre Ziele teilen. Sie hat zur Zeit 31 Mitgliedsstaaten: die 25 EU- Mitgliedsstaaten, die drei EU-Beitrittskandidaten - Bulgarien, Rumänien und Türkei - sowie Island, Liechtenstein und Norwegen. Mitgliedsverhandlungen werden zurzeit mit der Schweiz geführt.