Neuer Report: Weltweite Wasserkrise gefährdet mehr als die Hälfte der Nahrungsmittelproduktion

15.10.2024 – Der globale Wasserkreislauf gerät zunehmend aus dem Gleichgewicht – mit weltweiten Folgen für Wirtschaft und Menschheit. Das ist die Kernbotschaft eines Berichts der Globalen Kommission für die Ökonomie des Wassers (GCEW), darunter Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Die Autorinnen und Autoren warnen, dass die globale Wasserkrise bis 2050 mehr als die Hälfte der weltweiten Nahrungsmittelproduktion gefährden kann. Das habe einen weltweiten Rückgang des Bruttoinlandprodukts um durchschnittlich acht Prozent zur Folge. In Ländern mit niedrigerem Einkommen könne dieser Rückgang sogar zehn bis fünfzehn Prozent betragen. Der Bericht weist darauf hin, dass der Wert von Wasser für die Weltwirtschaft neu bestimmt werden muss und formuliert fünf Handlungsfelder, um der bestehenden Wasserkrise entgegenzuwirken.
Neuer Report: Weltweite Wasserkrise gefährdet mehr als die Hälfte der Nahrungsmittelproduktion
Foto: Artem Beliaikin/ Unsplash

Der anhaltende verschwenderischen Umgang mit Wasser geht laut den Forschenden darauf zurück, dass die Ressource unterbepreist ist. Bislang konzentrieren sich volkswirtschaftliche Ansätze vor allem auf „blaues Wasser“ in Flüssen, Seen und Grundwasserleitern und lassen die Rolle von „grünem Wasser“, in Böden und der Pflanzenwelt, außen vor. Dabei gelangt letzteres in die Atmosphäre und spielt in Form von Niederschlägen eine maßgebliche Rolle für die Wasserversorgung. Auch die Bedeutung von grünem Wasser bei der natürlichen Speicherung von Kohlendioxid im Boden wird unterschätzt. Der Bericht macht die Dringlichkeit der Wasserproblematik klar. Für ein menschenwürdiges Leben sind, wenn man das Wasser für Nahrungsmittel und andere tägliche Bedarfe mit einberechnet, mindestens 4.000 Liter pro Person und pro Tag erforderlich.

Die fünf Handlungsfelder, die von den Forschenden benannt werden, lauten:

  1. Eine Transformation der Landwirtschaft: Mikrobewässerung ausbauen, stickstoffhaltige Düngemittel verringern, regenerative Landwirtschaft ausbauen und schrittweise pflanzliche Ernährung fördern, die weit weniger Wasser verbraucht als tierische Ernährung
  2. Natürliche Lebensräume erhalten und wiederherstellen: Bis 2030 30 Prozent der Wälder erhalten und 30 Prozent der globalen Ökosysteme wiederherstellen, insbesondere jene, die zu einem stabilen Wasserkreislauf beitragen
  3. Aufbau einer Wasserkreislaufwirtschaft: Abwasser aufbereiten und wiederverwenden, Verteilung und Rückgewinnung effizienter gestalten
  4. Saubere Energie mit effizienterer Wassernutzung: Wasserverschwendung reduzieren durch den Einsatz von Erneuerbaren Energien, Energieeffiziente Technik und den Einsatz Künstlicher Intelligenz
  5. Bis 2030 Zugang zu sauberem Wasser für alle sicherstellen, auch für schwer zugängliche Gemeinden: Investitionen in dezentrale Wasseraufbereitungssysteme

Als Voraussetzung identifizieren die Autorinnen und Autoren die Notwendigkeit eines sektorübergreifenden globalen Wasserpaktes mit internationalen Partnerschaften und einer stabilen globalen Wasserdateninfrastruktur, die nicht nur blaues, sondern auch grünes Wasser umfasst und Wasser als Naturkapital einstuft.

Die GCEW wurde im Mai 2022 als Mitveranstalter der UN-Wasserkonferenz 2023 einberufen, mit dem Ziel Wasser als globales Gemeingut neu zu definieren. PIK-Direktor Johan Rockström ist einer der vier Vorsitzenden der Kommission. Der Bericht über eine neue Ökonomie des Wasser ergänzt den Stern-Bericht über die Ökonomie des Klimawandels und den Dasgupta-Bericht über die Ökonomie der Biodiversität.

 

 

Weblink zur Globalen Kommission für die Ökonomie des Wassers (GCEW):

https://watercommission.org/

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