„Wir haben festgestellt, dass 30 Prozent der Regionen, für die Daten vorliegen, ihre CO2-Emissionen vollständig vom Wirtschaftswachstum abgekoppelt haben. Regionen mit hohem Einkommen und einer Tradition CO2-intensiver Industrien sowie Regionen mit einem hohen Anteil an Dienstleistungssektoren und verarbeitender Industrie haben besonders erfolgreich CO2-Emissionen bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum senken können“, sagt Anders Levermann, Autor der in Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichten Studie und Leiter der Forschungsabteilung „Komplexitätsforschung“ am PIK. „Die globale Durchschnittstemperatur kann nur bei Netto-Null-Emissionen stabilisiert werden. Das bedeutet, wenn Volkswirtschaften weiter wachsen sollen, dann geht dies nur, wenn dieses, oft grün genannte, Wachstum von den CO2-Emissionen entkoppelt wird."
Der Erfolg dieser Entkopplung wird auch von Klimaschutzmaßnahmen auf regionaler Ebene bestimmt: „Vor allem Städte in der EU, die Klimaschutzpläne umgesetzt haben, und Regionen, deren Klimamaßnahmen zunehmend finanziell gefördert wurden, weisen höhere Entkopplungsraten auf“, erklärt PIK-Forscherin Maria Zioga, Hauptautorin der Studie. „Europa schneidet durchweg besser ab als andere Teile der Welt und viele der europäischen Regionen weisen in den letzten 20 Jahren einen kontinuierlichen Trend zur Entkopplung auf. Im Gegensatz dazu schwankten die Entkopplungsmuster in Nordamerika und Asien im Laufe der Jahrzehnte eher. Zuletzt hat sich der Trend aber verbessert“, fügt sie hinzu.
Weniger als die Hälfte der Regionen weltweit wird bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen können
Während sich frühere Studien zur Entkopplung von CO2-Emissionen und Wirtschaftswachstum in erster Linie auf Staaten oder einzelne Städte konzentrierten, haben die PIK-Forschenden einen detaillierteren Ansatz gewählt, ohne dabei die globale Dimension aus den Augen zu verlieren. Sie analysierten die Wirtschaftsleistung von 1.500 subnationalen Regionen, wie chinesische Provinzen, US-amerikanische Bundesstaaten oder deutsche Bundesländer, in denen das beobachtete Bruttoregionalprodukt anstieg. Diese untersuchten Regionen waren für 85 % der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Durch die Kombination dieser Daten mit CO2 Emissionen aus den vergangenen 30 Jahren konnten globale Entkopplungsmuster identifiziert werden. Da es noch keine weltweiten Daten zu konsumbedingten Emissionen auf regionaler Ebene gibt, bildet die Studie zwar nicht die Auswirkungen des internationalen Handels ab, bietet aber dennoch wichtige Einblicke in die weltweiten Trends der Entkopplung.
Die Forschenden ermittelten auch das jeweilige Jahr, in dem die Netto-Null-Emissionen in den Regionen jeweils erreicht werden könnten, indem sie vergangene Entkopplungstrends analysierten. „Die Industrieländer werden diese Ziele wahrscheinlich früher erreichen als andere, aber insgesamt sind die jüngsten Trends nicht ausreichend, um bis Mitte des Jahrhunderts Netto-Null-Emissionen zu erreichen“, schlussfolgert Studienautor Maximilian Kotz, zum Zeitpunkt der Studie Wissenschaftler am PIK und inzwischen Gastwissenschaftler. „Wenn die derzeitigen Entkopplungsraten anhalten, wird weniger als die Hälfte der Regionen in der Lage sein, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Auf allen Ebenen müssen deshalb größte Anstrengungen unternommen werden, und insbesondere die Industrieländer sollten ihr Engagement und Investitionen in die Energiewende im globalen Süden erhöhen, um die Netto-Null-Ziele weltweit zu erreichen“, betont er.
Artikel:
Maria Zioga, Maximilian Kotz, and Anders Levermann (2024): Observed carbon decoupling of subnational production insufficient for net-zero goal by 2050. Proceedings of the National Academy of Sciences. [DOI: 10.1073/pnas.2411419121]
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