"Die Richtung stimmt bei den bislang von der Bundesregierung vorgelegten Maßnahmen. Aber sie reichen leider nicht aus für deren selbst gesetzte Klimaziele," sagte Sabine Schlacke. "Zum einen ist die Politik lückenhaft. Etwa in der Landwirtschaft und Forstwirtschaft muss mehr passieren. Wo hier Treibhausgase gebunden werden, zum Beispiel in wachsenden Wäldern oder durch Feuchtgebiete erhaltendem, schonendem Ackerbau, sollte es dafür Geld geben. Und wo Treibhausgase freigesetzt werden, vielleicht in der Tierhaltung oder bei Rodungen, sollten die Verursacher dafür zahlen."
"Zum anderen, und genauso wichtig: die Klimapolitik der Bundesregierung hat ein Akzeptanzproblem. Die Bürgerinnen und Bürger müssen hier vom Objekt zum Subjekt gemacht werden", so Schlacke weiter. "Ziel muss sein: ihr Leben wird nicht verändert, sondern sie verändern es. Bürgerinnen und Bürger müssen als Prosumer für klimaschützende Maßnahmen mobilisiert werden, wie das durch die Installation von Solaranlagen geschieht. Zu fördern sind auch örtliche Energiegenossenschaften sowie Kleingewerbe, Städte und Gemeinden, um auch sie zu Gewinnern des Umbaus machen. Das ist nicht einfach. Aber nur gemeinsam schaffen wir die Klimawende."
Edenhofer: Erstens CO2-Preis, zweitens Importe sauberer Energie, drittens Treibhausgase aus der Luft holen
"Die neue Bundesregierung muss jetzt mutige Schritte gehen, um ihr Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 zu erreichen", erklärte Edenhofer. "Wir brauchen erstens einen glaubwürdigen CO2 Preis in Deutschland und in Europa. Der kann bei steigenden Energiekosten Geringverdiener entlasten, weil mit den Einnahmen Geld da ist für einen Sozialausgleich. Wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen will, muss es auch den Ausbau des europäischen CO2-Preises zum Erfolg bringen: nach dem CO2-Preis für Energiesektor und Industrie braucht es jetzt dringend den für Gebäudewärme und Verkehr."
"Zweitens braucht Deutschland Importe von sauberer Energie, vor allem Wasserstoff, und hierfür einen Plan und Infrastruktur", so Edenhofer weiter. "Drittens muss das lang verpönte Thema der CO2-Entnahme aus der Luft und der unterirdischen Verpressung angepackt werden. Das brauchen wir, um trotz Restemissionen etwa aus der Landwirtschaft bis 2050 den Ausstoß von Treibhausgasen unter dem Strich auf Null zu bringen, bei uns und weltweit. Nur so kriegen wir die Klimarisiken in den Griff."
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