Potsdam, 10.07.03
Der Klimawissenschaftler Till Kuhlbrodt vom Potsdam-Institut für
Klimafolgenforschung (PIK) erhält heute im Rahmen eines Festkolloquiums
den Carl-Ramsauer-Preis der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin. Der
mit 3.000 Euro dotierte Preis wird Kuhlbrodt für seine herausragende
Doktorarbeit verliehen, in der er die Stabilität der Tiefenzirkulation
im Nordatlantik untersuchte.
An nur wenigen Stellen der
Erde, im Nordatlantik und um die Antarktis herum, sinkt eiskaltes
Meerwasser mehrere tausend Meter hinab und breitet sich dort um den
Globus herum aus. Diese Tiefenkonvektion ist sehr variabel: Sie findet
nur an wenigen Tagen im Winter statt und auch nicht jedes Jahr. In
seiner Doktorarbeit stellte Kuhlbrodt die zentrale Frage: Wie reagiert
die unbeständige Tiefenkonvektion auf die globale Klimaerwärmung? Ein
Ausbleiben der Konvektion würde die globale Meereszirkulation verändern
und somit auch die Warmwasserströmungen, von denen unser Klima im
Nordatlantikraum profitiert.
Kuhlbrodts Untersuchungen zeigen:
Es ist unwahrscheinlich, dass durch die globale Erwärmung die
Konvektion schlagartig "abgeschaltet" wird. Vielmehr könnte die
Tiefenkonvektion allmählich seltener werden und die Länge der Phasen
zunehmen, in denen keine Konvektion auftritt. Langzeitbeobachtungen
sind erforderlich um festzustellen, ob sich die Häufigkeit von
Konvektion tatsächlich verändert.
Kuhlbrodt, der in Hamburg und
Berlin Physik und Meteorologie studierte, arbeitete während seiner
Doktorandenzeit an der Universität Potsdam und am PIK. Seine
Forschungen zur Ozeanzirkulation setzt er auch nach seiner Promotion
fort. Derzeit untersucht er am PIK die Risiken von
Zirkulationsänderungen im Nordatlantik.
Erst am 26. Juni 2003
hatte Kirsten Thonicke für ihre am PIK verfasste Doktorarbeit den
Michelson-Preis für die beste Promotion des Jahrgangs 2002/2003 an der
Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam
erhalten. In ihrer Dissertation beschäftigte sie sich mit
Vegetationsdynamik und Feuer als Störungsfaktor.
Der
Carl-Ramsauer-Preis wird seit vielen Jahren zu Ehren des berühmten
Physikers (1879-1955) von der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin
verliehen. Prämiert werden herausragende Doktorarbeiten auf dem Gebiet
der Physik und angrenzender Naturwissenschaften, die an den drei
Berliner Universitäten sowie an der Universität Potsdam verfasst
wurden. Beim heutigen Festkolloquium in der Freien Universität Berlin
erhalten neben Kuhlbrodt noch drei weitere Wissenschaftler den
angesehenen Wissenschaftspreis.
Das Potsdam-Institut für
Klimafolgenforschung (PIK) wurde 1992 gegründet und beschäftigt 121
Wissenschaftler. Seine Forschungen zu Klimawandel, Klimafolgen und
nachhaltiger Entwicklung sind international anerkannt. Das PIK gehört
zur Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL).
Kontakt:
Dr. Till Kuhlbrodt, till.kuhlbrodt@pik-potsdam.de, Tel. 0331/288-2569
Pressestelle:
Anja Wirsing, anja.wirsing@pik-potsdam.de, Tel. 0331/288-2507
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