Wohlstand für Planet und Mensch erfordert gerechte Ressourcenteilung und weniger Ungleichheit: Earth Commission Studie

12.09.2024 - Es bleibt möglich, dass alle Menschen Armut entkommen und sich vor den Auswirkungen von Veränderungen im Erdsystem schützen. Dafür sind dringende globale Veränderungen erforderlich, wie neue Forschungsergebnisse zeigen, die von Johan Rockström, dem Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), mitverfasst wurden. Das Konzept des „sicheren und gerechten Handlungsraums“ - die Zone, in der Menschen leben können, ohne den Planeten zu destabilisieren - schrumpft rapide. Die Ärmsten sind derzeit am anfälligsten, aber alle sind zunehmend gefährdet, so die in der Zeitschrift The Lancet Planetary Health veröffentlichte Studie.
Wohlstand für Planet und Mensch erfordert gerechte Ressourcenteilung und weniger Ungleichheit: Earth Commission Studie
Eine gerechte Welt auf einem sicheren Planeten: Alles Leben auf der Erde hängt von sauberer Luft und sauberem Wasser, biologischer Vielfalt, gesunden Ozeanen und einem stabilen Klima ab. Übermäßiger Verbrauch, Verschmutzung und schlechte Verwaltung dieser Ressourcen führen zu einer erheblichen Belastung des Erdsystems und schaden den Menschen und dem Planeten. Illustration: Lancet

„Zum ersten Mal haben Forschende Sicherheit und Gerechtigkeit mit denselben Messgrößen bestimmt, um den Weg zu einer stabilen und widerstandsfähigen Zukunft zu bestimmen, in der wir alle sicher leben können“, erklärt Johan Rockström. „Diese Studie zeigt, dass Gerechtigkeit eine Voraussetzung für die Sicherheit des Planeten und der Menschen ist. Sie betrachtet das Risiko einer weiteren Verschlechterung des Erdsystems und dem Schaden, den Gemeinschaften dadurch erleiden, sucht aber auch nach Möglichkeiten, wie Ressourcen gerecht verteilt werden müssen. Gemeinschaften auf der ganzen Welt, ob reich oder arm, sind schon jetzt anfällig und werden noch stärker gefährdet - wir haben jetzt die Möglichkeit zu handeln und den Kurs zu ändern.“

Der „sichere und gerechte Handlungsraum“: Gleichgewicht zwischen den Grenzen der Erde und dem menschlichen Wohlbefinden

Die Studie definiert den „sicheren und gerechten Handlungsraum“ als den Bereich zwischen der „ökologischen Obergrenze“ (den Grenzen, innerhalb derer die Systeme der Erde stabil bleiben) und dem „sozialen Fundament“ (den für ein menschenwürdiges Leben erforderlichen Mindestressourcen). Das Forschungsteam hat Projektionen für den Handlungsraum bis 2050 entwickelt und herausgefunden, dass er schrumpfen wird. Speziell in Bezug auf das Klima stellte das Team fest, dass es im Jahr 2050 keinen sicheren und gerechten Handlungstaum mehr geben wird, wenn jetzt keine signifikanten Änderungen vorgenommen werden, wie beispielsweise Emissionen zu reduzieren. Dies würde bedeuten, dass sich die Erde außerhalb der planetaren Grenzen im Bereich des Klimawandels befindet und die Gefahr besteht, dass Kipppunkte überschritten werden.

Laut dem Forschungsteam müssen Energie-, Lebensmittel- und Stadtsysteme bis 2050 transformiert werden, um sicherzustellen, dass alle Menschen die notwendigen Ressourcen für einen grundlegenden Lebensstandard haben, und die Klimagrenze zu wahren. Die Autoren und Autorinnen der Studie betonen, dass Städte und Unternehmen sind gut aufgestellt sind, um diese Bemühungen zu leiten.

Zuletzt identifiziert das Forschungsteam Länder, in denen sichere und gerechte Grenzen überschritten werden, und zeigt, wie Menschen durch Klimawandel, Verlust der Biodiversität, Verschmutzung und Wasserknappheit gefährdet sind.
Beispiele hierfür sind Kommunen in Indien, Bangladesch, Indonesien, Brasilien und Deutschland, wo die Ärmsten bereits am stärksten betroffen sind, aber auch die Allgemeinheit einem zunehmenden Risiko ausgesetzt ist.

Die Studie baut auf dem im letzten Jahr in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichten Artikel „Safe and Just Earth System Boundaries“ auf.

 

Earth Commission: Diese Studie wurde von der Earth Commission erarbeitet, einem internationalen Team von Sozial- und Naturwissenschaftlern und -innen mit über 60 Experten und Expertinnen. Ein wissenschaftliches Sekretariat koordiniert die Earth Commission; das Sekretariat selbst wird von Future Earth betrieben, dem weltweit größten Netzwerk von Nachhaltigkeitsforschenden. Die Earth Commission wird derzeit von Fatima Denton und Johan Rockström geleitet und ist der wissenschaftliche Eckpfeiler der Global Commons Alliance.

Artikel:

Joyeeta Gupta, Xuemei Bai, Diana M Liverman, Johan Rockström, Dahe Qin, Ben Stewart-Koster, Juan C Rocha, Lisa Jacobson, Jesse F Abrams, Lauren S Andersen, David I Armstrong McKay, Govindasamy Bala, Stuart E Bunn, Daniel Ciobanu, Fabrice DeClerck, Kristie L Ebi, Lauren Gifford, Christopher Gordon, Syezlin Hasan, Norichika Kanie, Timothy M Lenton, Sina Loriani, Awaz Mohamed, Nebojsa Nakicenovic, David Obura, Daniel Ospina, Klaudia Prodani, Crelis Rammelt, Boris Sakschewski, Joeri Scholtens, Thejna Tharammal, Detlef van Vuuren, Peter H Verburg, Ricarda Winkelmann, Caroline Zimm, Elena Bennett, Anders Bjørn, Stefan Bringezu, Wendy J Broadgate, Harriet Bulkeley, Beatrice Crona, Pamela Green, Holger Hoff, Lei Huang, Margot Hurlbert, Cristina Y A Inoue, Şiir Kilkiş, Steven J Lade, Jianguo Liu, Imran Nadeem, Christopher Ndehedehe, Chukwumerije Okereke, Ilona M Otto, Simona Pedde, Laura Pereira, Lena Schulte-Uebbing, J David Tàbara, Wim de Vries, Gail Whiteman, Cunde Xiao, Xinwu Xu, Noelia Zafra-Calvo, Xin Zhang, Paola Fezzigna, Giuliana Gentile (2024): A just world on a safe planet: a Lancet Planetary Health–Earth Commission report on Earth-system boundaries, translations, and transformations. Lancet Planetary Health. DOI: [10.1016/S2542-5196(24)00042-1]

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