Acht Prozent aller Treibhausgas-Emissionen in Deutschland entstehen in der Landwirtschaft. „Innerhalb dieses Sektors könnten die Emissionen jedoch um 22,5 Prozent gesenkt und damit jährlich über 15 Millionen Tonnen Treibhausgase eingespart werden, wenn im Preis der Lebensmittel die sozialen Kosten der Treibhausgas-Emissionen abgebildet wären“, erklärt Julian Schaper, Erstautor der Studie und Gastwissenschaftler am PIK. Im 2019 beschlossenen Bundes-Klimaschutzgesetz hatte sich die Regierung zum Ziel gesetzt, die jährlichen Emissionen von aktuell 62 Millionen Tonnen bis 2030 auf 56 Millionen Tonnen THG zu reduzieren.
Die sozialen Kosten von THG-Emissionen entsprechen den Kosten, die der Gesellschaft durch die Emission einer zusätzlichen Tonne THG in die Atmosphäre künftig entstehen. Emissionsintensive Produkte wie Fleisch und Milchprodukte wären von einer solchen Klima-Abgabe von rund 200 Euro pro Tonne THG besonders betroffen, während die Preise für nachhaltigere Produkte im Vergleich dazu günstiger ausfielen: Joghurt und Milch würden um etwa 25 Cent pro Kilo, Rindfleisch hingegen gut 4 Euro/kg teurer werden.
Anhand eines Nachfragemodells, das detailliert und repräsentativ abbildet, wie deutsche Haushalte bei ihrem Einkauf auf Preisveränderungen reagieren, konnten die Forschenden die Auswirkungen einer THG-Bepreisung auf den Konsum und die damit verbundenen Emissionen ermitteln. „Haushalte würden dann mehr Lebensmittel einkaufen, die im Schnitt weniger THG-intensiv sind, etwa Gemüsearten und Hülsenfrüchte. Eine Klima-Abgabe käme nicht nur direkt dem Klimaschutz zugute, sondern könnte auch den nachhaltigen Konsum fördern“, erklärt PIK-Forscher Max Franks, ebenfalls Autor der Studie.
Im Modell der Forschenden werden die aus der Klima-Abgabe generierten Einnahmen von 8,2 Milliarden Euro als Klimageld an die Konsumenten zurückgegeben, sodass ärmere Haushalte entlastet werden, während wohlhabendere Haushalte eher höhere Kosten zu tragen haben. „Diese Form der Rückverteilung der gewonnenen Einnahmen schafft einen sozialen Ausgleich, der die Akzeptanz solcher Maßnahmen fördern kann“, so Franks weiter.
Die Autoren der Studie sehen in der Kombination aus Klimaabgabe und Klimageld auch Potenzial für eine breite öffentliche Akzeptanz. Dabei sei es entscheidend, klar zu kommunizieren, dass die Maßnahmen erstens effektiv Emissionen reduzieren, zweitens sämtliche Einnahmen an die Öffentlichkeit zurückfließen und drittens einkommensschwächere Haushalte gezielt entlastet werden.
Artikel:
Julian Schaper, Max Franks, Nicolas Koch, Charlotte Plinke, Michael Sureth (2025): On the emission and distributional effects of a CO2eq-tax on agricultural goods - The case of Germany. Food Policy. [DOI: 10.1016/j.foodpol.2024.102794]
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https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0306919224002057
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