WBGU-Gutachten: Digitaler Wandel und erfolgreicher Klimaschutz gelingen nur im Einklang

11.04.2019 - Die fortschreitende Digitalisierung und die Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klima schutz können nur im Einklang und nicht gegeneinander gelingen – das formuliert sehr klar der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) in seinem jetzt vorgestellten Gutachten „Unsere gemeinsame digitale Zukunft“. Die Digitalisierung müsse in den Dienst einer nachhaltigen Entwicklung gestellt werden. Gelingt dies nicht, könnte der digitale Wandel die Klima- und Umweltprobleme eher weiter verstärken, beispielsweise durch einen gesteigerten Ressourcen- und Energieverbrauch, warnen die Expertinnen und Experten des Gremiums, darunter Hans Joachim Schellnhuber, Direktor Emeritus des Potsdam-Instituts für Klimafolgenfoschung (PIK). Das Gutachten wurde in Berlin an Bundesforschungsministerin Anja Karliczek und Bundesumweltministerin Svenja Schulze überreicht.
WBGU-Gutachten: Digitaler Wandel und erfolgreicher Klimaschutz gelingen nur im Einklang

In seinem Gutachten rückt der WBGU den digitalen Wandel und die technologischen Innovationen ins Zentrum der Nachhaltigkeitstransformation und des Klimaschutzes. So kommen die Experten unter anderen zu dem Schluss, „dass die Digitalisierung dazu beitragen kann, planetarische Leitplanken einzuhalten. Dekarbonisierung, Kreislaufwirtschaft, umweltschonendere Landwirtschaft, Ressourceneffizienz und Emissionsreduktionen, Monitoring und Schutz von Ökosystemen könnten durch digitale Innovationen leichter und schneller erreicht werden als ohne sie.“ Als ersten großen Schritt empfiehlt der WBGU, den digitalen Wandel mit den Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030 und dem Pariser Klimaabkommen in Einklang zu bringen. Außerdem schlagen die Experten die Anberaumung eines UN-Gipfels zur „Nachhaltigkeit im digitalen Zeitalter“ vor, an dessen Ende eine UN-Charta stehen könnte, welche die langfristigen Leitlinien und Rahmenbedingungen festschreibt.   

Gleichzeitig warnen die Experten: Digitalisierung und technologische Innovationschübe würden sich nicht automatisch und ohne intensive politische, gesellschaftliche und wissenschaftliche Anstrengungen in eine Nachhaltigkeitstransformation übersetzen lassen. „Dafür braucht es vorrausschauende Mechanismen wie Technologiefolgenabschätzung, aber auch eine Vernetzung von Digitalisierung- und Nachhaltigkeitsforschung“, heißt es im Bericht. Gerade bei der Analyse der Chancen und Risiken sieht der WBGU noch enorme Handlungsdefizite und eklatante Forschungslücken nicht nur in Deutschland sondern weltweit.

Der WBGU wurde 1992 als wissenschaftliches Beratungsgremium für die Bundesregierung ins Leben gerufen und hat die Aufgabe, Umwelt- und Entwicklungsprobleme zu analysieren und daraus Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger abzuleiten.



Weblink zum Gutachten „Unsere gemeinsame Zukunft“:
https://www.wbgu.de/de/publikationen/publikation/unsere-gemeinsame-digitale-zukunft#sektion-downloads