Globale Schocks wie COVID-19 sind keine Ausnahmen oder seltene Ereignisse wie neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen. Durch diverse Tätigkeiten des Menschen in einer zunehmend globalisierten und hypervernetzten Welt treten nicht nur Ereignisse wie Pandemien, Finanzcrashs, Nahrungsmittelschocks und Energiekrisen immer häufiger auf. Eine in Nature Sustainability veröffentlichte Studie greift diese zwei Erkenntnisse auf. "Nach Jahrzehnten immer häufiger auftretenden Extremereignissen scheint die Welt endlich zu erkennen, dass sich unser Erdsystem von einem relativ stabilen Zustand in eine instabilere Lage verschiebt. COVID-19 ist Ausdruck des Anthropozäns, ein Zeitalter, in dem die Menschheit den dominanten Einfluss auf das Erdsystem hat. Resilienz ist nun entscheidend, um mit globalen Schocks umzugehen, aus ihnen zu lernen und sie besser bewältigen zu können", erklärt Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und Hauptautor der neuen Studie.
Um Resilienz besser zu verstehen, haben Rockström und beteiligte Forschende zunächst Resilienz in ihrer Definition untersucht: Anstatt sich von einem Schock zu erholen, definieren sie Resilienz als die Fähigkeit, mit Veränderungen und Unsicherheit zu leben und sich weiterzuentwickeln. Albert Norström, Mitautor und Leiter der Wissensabteilung der Global Resilience Partnership, erklärt: "Wir brauchen einen zukunftsorientierten Ansatz, der widerspiegelt, wie Mensch und Natur lokal und global miteinander verbunden sind und interagieren." Die Forschenden stellen auch fünf Schlüsselattribute vor, die diese Definition untermauern: Vielfalt, Redundanz, Konnektivität, Inklusivität und Gerechtigkeit sowie adaptives Lernen. Organisationen sollten diese Attribute in ihren Resilienzstrategien berücksichtigen und einbeziehen, um die Anpassung und Transformation als Reaktion auf einen Schock zu gewährleisten.
Aktuelle COVID-19 Reaktionsstrategien - fortbestehen, manchmal anpassen, selten ändern
In einem zweiten Schritt analysierte das internationale Wissenschaftlerteam die COVID-19 Resilienzstrategien von 16 prominenten zwischenstaatlichen und nichtstaatlichen Organisationen, wie dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank.
Viele der COVID-19 Wiederaufbaupläne konzentrierten sich auf die Rückkehr zu den Bedingungen vor der Krise und taten wenig, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber künftigen Schocks und Belastungen zu stärken. Nur vier definierten Resilienz überhaupt explizit aus. Wo Resilienz definiert wird, beschränken sich viele Definitionen gleichzeitig lediglich auf das "Zurück zum Vorher” nach einem Schock.
Die Ergebnisse der Autoren untermauern frühere Untersuchungen, die zeigen, dass Resilienz bei internationalen Organisationen und Entwicklungsagenturen oft nur unzureichend erläutert wird. Nur wenige der Reaktionsstrategien erkannten an, wie wichtig es ist, auf künftige Schocks vorbereitet und in der Lage zu sein, sich an sie anzupassen. Noch weniger verweisen auf die Fähigkeit zur "Transformation" und zur Schaffung neuer Systeme und Funktionsweisen einer Gesellschaft, wenn Schocks das bestehende System instabil machen.
"Die COVID-19 Pandemie hat deutlich gemacht, dass wir dringend eine klarere und mehr praxisorientierte Definition von Resilienz brauchen, die über die bloße Überwindung eines Schocks hinausgeht. Jetzt ist es an der Zeit, die Fortschritte in der Resilienzforschung aktiv auf breiterer Ebene umzusetzen, um widerstandsfähige und nachhaltige Volkswirtschaften, Gesellschaften und Ökosysteme in einer Welt nach COVID-19 zu schaffen", so Rockström.
Artikel:
Johan Rockström, Albert V. Norström, Nathanial Matthews, Reinette (Oonsie) Biggs, Carl Folke, Ameil Harikishun, Saleemul Huq, Nisha Krishnan, Lila Warszawski, Deon Nel (2023): Reshaping a resilient future in response to COVID-19. Nature Sustainability Perspective. [DOI 10.1038/s41893-023-01105-9]
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