Sechs Unternehmen starten Product Carbon Footprint Pilotprojekt in Deutschland

15.04.2008 - Getragen durch WWF, Öko-Institut, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und THEMA1 starten heute in Berlin sechs Unternehmen ein Pilotprojekt, in dem sie für ausgewählte Produkte die Emissionen an CO2 und anderen Treibhausgasen ermitteln, so genannte Product Carbon Footprints (PCF).
Sechs Unternehmen starten Product Carbon Footprint Pilotprojekt in Deutschland

Gemeinsam wird an der internationalen Harmonisierung einer einheitlichen Erfassungsmethodik gearbeitet. Im Pilotprojekt wird darüber hinaus diskutiert, ob und gegebenenfalls wie eine Kommunikation und Kennzeichnung für Waren und Dienstleistungen gegenüber Kunden und Endverbrauchern vor dem Hintergrund der internationalen Entwicklungen erfolgen kann.

Das gemeinsame Pilotprojekt mit den sechs Unternehmenspartnern (dm-drogerie markt, FRoSTA, Henkel, Tchibo, T-Home und Tetra Pak) aus den Branchen Lebensmittel, Handel, Telekommunikation, Verpackung und Verbrauchsgüter beginnt am 15. April mit einem öffentlichen Symposium in Berlin.


Hintergrund


Klimaschutz als unternehmerische Chance

Führende Unternehmen erkennen die Chancen, die ein aktiver Klimaschutz für den
unternehmerischen Erfolg bietet. Voraussetzung ist die Kenntnis der Emissionen entlang der
Wertschöpfungskette. Als ein wesentliches Instrument wird die einheitliche Ermittlung der
mit der Herstellung, Nutzung und Entsorgung von Waren und Dienstleistungen einhergehenden Treibhausgasemissionen diskutiert. Durch die einheitliche Erfassung können
Reduktionspotentiale erkannt und umgesetzt werden. Neben Rohstoff- und Kosteneinsparungen wird die nachvollziehbare Darstellung von emissionsreduzierten Produkten als Wettbewerbsvorteil im wachsenden Markt für klimafreundliche Angebote erkannt. Aktiver Klimaschutz kann zu einem Innovationsschub entlang der Wertschöpfungskette führen.


Konsumenten wollen Aufklärung

Etwa 40 % der klimarelevanten Emissionen eines jeden Bundesbürgers werden durch
Ernährung und Konsum verursacht (Quelle: Umweltbundesamt 2007). Bislang haben
Konsumenten kaum die Möglichkeit, klimafreundliche Angebote zu erkennen und bei Ihren
Kaufentscheidungen zu berücksichtigen. Einheitliche und nachvollziehbare
Kommunikationsansätze zur produktbezogenen CO2 -Bilanz von Konsumgütern fehlen.


Europäische Initiativen

Vor diesem Hintergrund wurde im März 2007 vom Carbon Trust in Großbritannien in
Zusammenarbeit mit den Marken „Boots“ (Drogeriekette), „Walkers Crisps“ und „Innocent
Drinks” ein Pilotprojekt initiiert, um Product Carbon Footprints (PCF), nach einer eigens
entwickelten Methodik zu berechnen. Durch die Analyse konnten Emissionsreduktionspotenziale entlang der Wertschöpfungskette realisiert werden. Die Kommunikation des reduzierten PCF erfolgte dort dann über ein CO2 Label. Inzwischen haben sich mehr als 15 Unternehmen der Initiative angeschlossen. Sie verfolgen das Ziel, Transparenz hinsichtlich der mit den eigenen Produkten verbundenen CO2- und Treibhausgasemissionen zu schaffen. Auch in weiteren europäischen Ländern wie Frankreich, Österreich und der Schweiz wird aktuell die Ermittlung und Kennzeichnung der Klimarelevanz von Konsumgütern diskutiert.

Vor dem Hintergrund verschiedener Labelansätze unterschiedlicher Qualität und methodischer Ansätze besteht intensiver Bedarf nach internationaler Harmonisierung und Abstimmung, um Konsumenten sachgerecht zu informieren und bei klimabewussten Kaufentscheidungen zu unterstützen.


Product Carbon Footprint Pilotprojekt Deutschland

Um diese Harmonisierung aktiv zu gestalten, startet das Konsortium aus WWF, Öko-Institut,
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und THEMA1 gemeinsam mit sechs namhaften deutschen Unternehmen das PCF Pilotprojekt Deutschland. Mit dem Ziel, eigene
produktbezogene Treibhausgasbilanzen nach einer international anerkannten Methodik zu
erstellen und zu kommunizieren, steht das PCF Pilotprojekt Deutschland in enger Abstimmung mit den anderen europäischen und internationalen Initiativen.


Das PCF Pilotprojekt Deutschland gibt klare Empfehlungen zu Einsatzmöglichkeiten,
Weiterentwicklung und internationaler Harmonisierung von Methoden und Standards.
Reduktionspotenziale können so erschlossen und Erfahrungen in der Vermarktung
klimabewusster Produkte gesammelt werden. Mittel- und langfristig soll die internationale
Diskussion um eine CO2-Kennzeichnung von Produkten aktiv mitgestaltet werden.

Pressemitteilung als PDF...


Weitere Informationen:

- die Rolle der Pilotträger WWF, Öko-Institut, PIK und THEMA1 (PDF...)
- die beteiligten Unternehmen dm-drogerie markt, FRoSTA, Henkel, Tchibo, T-Home und Tetra Pak (PDF...)


Statement zur Begleitforschung durch das PIK:
Im Rahmen des Pilotprojekts erforscht das PIK die
sozioökonomischen Aspekte einer Label-Einführung sowie die klimapolitischen Auswirkungen.

Dr. Fritz Reusswig, Leitung Konsum- und Lebensstilforschung: "Der Product Carbon Footprint von Konsumgütern schafft nicht nur die bislang fehlende Transparenz am Markt, die es Konsumentinnen und Konsumenten zukünftig erlauben wird,
ihre Klimaschutzpräferenzen auch in tagtägliche Kaufentscheidungen umzusetzen. Es stellt darüber hinaus ein wichtiges Steuerungselement der ökologischen Modernisierung der Produktions- und Distributionsketten in Richtung Low Carbon Economy dar. Das PIK hat seine Arbeit in jüngster Zeit stärker in Richtung der wissenschaftlichen Erforschung konkreter Maßnahmen zum Klimaschutz ausgerichtet. Das
geplante PCF Pilotprojekt ist dafür ein hervorragendes Beispiel."

Kontakt:
Jacob Bilabel, THEMA1 GmbH
Torstraße 154, 10115 Berlin
t +49 30 7790 779 13, m +49 172 429 33 66, bilabel(at)thema1.de


Ansprechpartner am PIK:
Dr. Fritz Reusswig, Leiter Konsum- und Lebensstilforschung
Tel.: 0331-288-2576, E-Mail: reusswig(at)pik-potsdam.de

Uta Pohlmann, Pressestelle
Tel.: 0331-288-2507, E-Mail: info(at)pik-potsdam.de