Klimadaten und archäologische Daten werfen ein neues Licht auf die Ursprünge des Menschen

13.04.2022 - Eine in Nature veröffentlichte Studie eines internationalen Wissenschaftsteams liefert eindeutige Beweise für einen Zusammenhang zwischen dem astronomisch bedingten Klimawandel und der menschlichen Evolution.
Klimadaten und archäologische Daten werfen ein neues Licht auf die Ursprünge des Menschen
Bevorzugte Lebensräume von Homo sapiens (violette Schattierung, links), Homo heidelbergensis (rote Schattierung, Mitte) und Homo neanderthalensis (blaue Schattierung, rechts), berechnet anhand einer neuen Paläoklimamodellsimulation. Hellere Werte zeigen eine höhere Lebensraumeignung an.

Ein Team von Expertinnen und Experten für Klimamodellierung, Anthropologie und Ökologie hat ermittelt, unter welchen Umweltbedingungen frühe Menschen wahrscheinlich lebten: Sie kombinierten die umfangreichste Datenbank gut datierter fossiler Überreste und archäologischer Artefakte mit einem neuen Supercomputermodell, das die Klimageschichte der Erde der letzten zwei Millionen Jahre simuliert. Zwei PIK-Forscher steuerten die Eisschilde und die atmosphärische CO2-Konzentration aus in Potsdam erstellten Simulationen bei.

Der Einfluss des Klimawandels auf die menschliche Evolution wird seit langem vermutet, konnte aber bisher nur schwer nachgewiesen werden, da es nur wenige Klimaaufzeichnungen gibt, die sich mit den Fundstellen menschlicher Fossilien decken. Um dieses Problem zu umgehen, untersuchte das Team stattdessen, wie das Modellklima zu den Zeiten und an den Orten war, an denen die Menschen gemäß der archäologischen Funde gelebt haben. Ausgelöst durch Verschiebungen der Erdrotationsachse trugen große Klimastörungen zu den evolutionären Übergängen zwischen dem eurasischen Homo heidelbergensis und dem Homo neanderthalensis (vor ca. 400.000 Jahren) und zwischen dem afrikanischen Homo heidelbergensis und dem Homo sapiens (vor ca. 300.000 Jahren) bei. Das Ergebnis zeigte, welche Umweltbedingungen verschiedene Gruppen von Homininen, also frühen Menschen, jeweils als Lebensräume bevorzugten. Von dort aus ermittelte das Team alle weiteren Orten und Zeiten, an denen diese Bedingungen laut Modell auftraten, und erstellte so Karten potenzieller Homininen-Lebensräume über die letzten 2 Millionen Jahre.

Basierend auf der Pressemitteilung des IBS Center for Climate Physics in Pusan, Südkorea (hier).

Artikel:

Long term climate effects on archaic human habitats and species successions (2022): Axel Timmermann, Kyung-Sook Yun, Pasquale Raia, Jiaoyang Ruan, Alessandro Mondanaro, Elke Zeller, Christoph Zollikofer, Marcia Ponce de León, Danielle Lemmon, Matteo Willeit, Andrey Ganopolski, Nature [DOI:10.1038/s41586-022-04600-9]

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