„Eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 2 oder gar 1,5 Grad Celsius ist zunehmend auch mit der Frage verbunden, ob überschüssiges CO2 der Atmosphäre wieder entzogen werden kann, etwa durch Biomasse-Plantagen“, erklärt Vera Heck, Leitautorin der Studie. „Aber wie würde sich diese massive Nutzung der Biosphäre auf andere ökologische Belastungsgrenzen des Planeten auswirken? Das haben wir in dieser Studie umfassend untersucht, mit dem Ergebnis: CO2-Emissionen lassen sich durch Biomasse und CCS (Carbon Capture and Storage) nur mit erheblichen Umweltschäden bei anderen Planetaren Belastungsgrenzen nennenswert kompensieren. Werden diese ökologischen Leitplanken dagegen konsequent berücksichtigt, ist das Potenzial für Biomasse als CO2-Speicher nur sehr gering."
Das Konzept der Planetaren Grenzen umfasst zentrale Prozesse und Systeme, die die Stabilität und Widerstandskraft des Erdsystems bestimmen und damit die Umweltbedingungen prägen, die das Fundament unserer heutigen Gesellschaften sind. Einige dieser Belastungsgrenzen sind bereits überschritten. „Um einen sicheren Handlungsraum für die Menschheit zu gewährleisten, ist die Herausforderung, die Planetaren Grenzen im Zusammenhang zu verstehen. Schutzmaßnahmen in einem Bereich können negative Folgen für einen anderen haben – das zeigt unsere Studie am Beispiel negativer Emissionen als mögliche Maßnahme für den Klimaschutz sehr deutlich. Wir müssen die sehr wichtige Analyse des Klimaproblems zunehmend in eine Betrachtung des Gesamtsystems Erde einbetten“, betont Wolfgang Lucht, Ko-Autor und Experte des PIK für Erdsystemanalyse.
„Unsere Arbeit belegt, dass es hoch riskant wäre, als Strategie zum Erreichen der Klimaziele nur auf diese Karte zu setzen“, ergänzt Dieter Gerten, Leiter der Arbeitsgruppe des PIK zu Planetaren Grenzen. „Auch in der Landwirtschaft und der Wassernutzung ist ein rascher Übergang zu nachhaltigem Mangement erforderlich, um die Belastungen für die globale Umwelt möglichst gering zu halten. Um in diesem größeren Zusammenhang die Klimaziele zu erreichen ist es mithin unverzichtbar, jetzt sofort CO2-Emissionen zu reduzieren, statt auf vermeintlich grüne Technologien zu setzen, die ein gemächlicheres Tempo ausgleichen sollen.“
Artikel: Vera Heck, Dieter Gerten, Wolfgang Lucht, Alexander Popp (2017): Biomass-based negative emissions difficult to reconcile with planetary boundaries. Nature Climate Change. [DOI: 10.1038/s41558-017-0064-y]
Weblink zum Artikel: http://dx.doi.org/10.1038/s41558-017-0064-y