Bis Ende dieses Jahres sollen die Forscher Szenarien entwickeln für eine Verringerung des städtischen Ausstoßes von Treibhausgasen. Ziel ist die Reduktion der Treibhausgasemissionen von heute rund 6 auf deutlich unter 2 Tonnen pro Kopf und Jahr – diese Menge wäre vereinbar mit dem Ziel, die globale Erwärmung auf weniger als zwei Grad zu begrenzen. Eine solche Reduktion würde eine erhebliche Verbesserung der Energieeffizienz des Gebäudebestandes erfordern, einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien, und den Umbau des Verkehrssektors. Welche Wege hierbei Berlin genau gehen könnte, das sollen die Wissenschaftler aufzeigen. Im April starten sie Workshops mit Interessenvertretern aus verschiedenen Handlungsfeldern.
„Berlin ist eine Mieterstadt, und die Wirtschaftskraft liegt im bundesweiten Vergleich eher im Mittelfeld“, sagt Fritz Reusswig, Soziologe am PIK und Leiter der Machbarkeitsstudie. „Umso mehr wird es darauf ankommen, realisierbare, also auch möglichst sozialverträgliche Wege zur Klima-Neutralität für Berlin zu finden. Das ist eine durchaus spannende Herausforderung für unser Team.“ Das PIK koordiniert das Konsortium aus acht Akteuren und wird sich selbst um die Bereiche private Haushalte und Konsum kümmern. „Denn ohne die aktive Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger wird das Ziel der Klima-Neutralität nicht zu erreichen sein“, so Reusswig.
„Wir werden bei unseren Analysen und Empfehlungen den Blick auch über die Berliner Landesgrenzen hinaus richten“, sagt Bernd Hirschl vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), der stellvertretende Leiter des Projekts. „Ein klimaneutrales Berlin wird auf vielfältige Weise mit dem Land Brandenburg kooperieren. Unser Ziel ist es, gerade auch die wirtschaftlichen Vorteile von Klima-Neutralität herauszustellen.“
Senator Müller möchte es bei einer Machbarkeitsstudie nicht belassen. „Wir entwickeln derzeit Ideen für ein Berliner Energiewendegesetz. Wir wissen, dass das ein anspruchsvolles Vorhaben ist, das Visionen braucht, aber auch von Kooperation und Unterstützung durch die ganze Stadt lebt. Die Machbarkeitsstudie ist für uns ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu diesem Gesetz.“ PIK-Direktor Hans Joachim Schellnhuber betont den Modellcharakter des Vorhabens: „Unser Institut analysiert die Folgen des Klimawandels im Erdsystem – und zugleich entwickelt es Lösungsmöglichkeiten für ganz konkrete Probleme und Situationen. Vor zwei Jahren haben wir unseren Heimat-Standort, die Landeshauptstadt Potsdam, in Sachen Klimaschutz und Anpassung beraten. Nun freuen wir uns, auch in der deutschen Hauptstadt unsere Expertise einbringen zu können.“
Mitglieder des vom PIK geführten Konsortiums sind:
- das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), das bereits am Berliner „Energiekonzept 2020“ mitgearbeitet hat.
- das Energieberatungsbüro BLS Energieplan.
- das Berliner Stadtplanungsbüro UmbauStadt.
- das Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ Berlin), das den Verkehrssektor in den Fokus nimmt.
- das Potsdamer Büro Luftbild, Umwelt, Planung (LUP), das sich um die Potenziale der Berliner Grünflächen kümmern wird.
- das Landschaftsarchitekten-Büro Becker, Giesecke, Mohren, Richards (bgmr).
- das Anwaltsbüro HFK Rechtsanwälte, das die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Weg zur Klimaneutralität auslotet.
Anmeldung zu den Workshops: Fünf parallele Arbeitsgruppen – zu Energieversorgung, Gebäude, Verkehr, Wirtschaft und private Haushalte/Konsum – diskutieren am 15.4. beim InnoZ auf dem EUREF-Campus in Schöneberg (Torgauer Str. 12-15). Die Veranstaltungen sind öffentlich, wegen der begrenzten Platzzahl ist aber eine Anmeldung unter wiebke.lass@pik-potsdam.de erforderlich.