„Das Klima lässt sich natürlich nicht in einem einzelnen Bild festhalten“, sagt Werner. „Anders als Wetter, das wir täglich hautnah erleben können, beschreibt die Wissenschaft mit dem Begriff Klima einen Zustand über mehrere Jahrzehnte bis hin zu einigen hundert Jahren.“ Sichtbar werden könne regionales Klima jedoch durchaus dann, wenn man mehrere, zeitlich nacheinander gemalte Bilder miteinander vergleicht. In Werken der holländischen Maler des 17.Jahrhunderts sind etwa über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten immer wieder Winterlandschaften mit gefrorenen Wasserflächen zu sehen. „Die Schlussfolgerung, dass es über einen sehr langen Zeitraum sehr kalte Winter gab, kann durch zahlreiche andere Quellen belegt werden, Klimatologen sprechen hier von der sogenannten Kleinen Eiszeit, die etwa bis 1850 andauerte“, erklärt Gerstengarbe.
Wärmere Temperaturen in Mitteleuropa brachten ab Mitte des 19.Jahrhunderts auch mildere und schneereiche Winter mit sich. „Mit Fug und Recht kann man die Impressionisten als Chronisten des Übergangs von der Kleinen Eiszeit hin zum Beginn der globalen Erwärmung Anfang des 20.Jahrhunderts bezeichnen“, sagt Gerstengarbe. Die Impressionisten setzten Licht und Farbe auf neue Weise in Szene. Neben farbenfroh eingefangenen Stimmungen, Sonnenblumen und Seerosen beschäftigten sie sich dabei immer wieder auch mit der Vielfalt des Schnees in weißen Winterlandschaften. Mit ihren Bildern reagierten die Impressionisten damit auch auf die Wetterbedingungen ihrer Zeit.
Die Ausstellung "Lichtgestöber. Der Winter im Impressionismus" läuft vom 11.November 2012 bis 14.April 2013.