Willkommen auf den Meeresspiegel-Seiten des PIK
Wir lieben das Meer und die Küste.
Und wir wollen das Zusammenspiel von Meeresspiegel, Klima und Küste
besser verstehen, im Rahmen unserer umfassenden Erdsystemforschung.
Am Potsdam-Institut ist eine der weltweit führenden Forschergruppen
zum Thema Meeresspiegel zuhause.
Unsere Forschung wird öffentlich gefördert und die Erkenntnisse
sollen Allen nützen. Auf dieser Seite informieren wir daher
umfassend über unsere Meeresspiegelforschung. Sie finden hier
nicht nur die Ergebnisse, Fachpublikationen und Artikel für
interessierte Laien, sondern auch die Eingangsdaten und Computercodes,
mit deren Hilfe Fachkollegen unsere Berechungen nachvollziehen,
überprüfen oder fortentwickeln können.
Das globale Meerwasservolumen gezeigt als
ein Tropfen
(c)
Adam Nieman, Carbon Visuals
Forschungsschwerpunkte
Meeresspiegel in der Erdgeschichte.
Auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit bedeckten große
Eismassen die nördlichen Kontinente. Als die Eiszeit zu Ende
ging stieg die globale Temperatur um 5ºC, und zwei Drittel
des Eises schmolzen ab. Der Meeresspiegel stieg um 120 Meter - ein
Anstieg, der erst vor rund 4000 Jahren zu Ende ging. Das restliche
Drittel des Eises findet sich noch heute auf Grönland und der
Antarktis - genug, um den globalen Meeresspiegel um weitere 60 Meter
zu heben. Mit unseren Klimamodellen simulieren
wir komplette Eiszeitzyklen und das Wachsen und Schrumpfen des
Eises. Gemeinsam mit US-Kollegen arbeiten wir daran, die Entwicklung
des Meeresspiegels über die vergangenen Jahrtausende aus
Proxidaten zu rekonstruieren.
Projektionen des künftigen Meeresspiegelanstiegs.
In unserer Arbeitsgruppe wurde die "semi-empirische"
Methode entwickelt, um für eine bestimmte künftige
Erwärmung den zu erwartenden Anstieg des Meeresspiegels zu
berechnen. Diese Methode nutzt einen einfachen physikalisch motivierten
Zusammenhang zwischen globaler Temperatur und Meeresspiegel, der
mit Hilfe von Daten aus der Vergangenheit kalibriert wird. Außerdem
arbeiten wir an regionalen Meeresspiegelprojektionen, bei denen
auch regionale Abweichungen - etwa durch die Schwerkraft der schrumpfenden
Eisschilde - berücksichtigt werden.
Meeresströmungen und thermische
Ausdehnung. Wir arbeiten mit globalen Ozeanzirkulationsmodellen,
um Aspekte wie die thermische
Ausdehung der Ozeane infolge der globalen Erwärmung oder
die Wirkung
veränderter Meeresströme auf den regionalen Meeresspiegel
zu untersuchen.
Dynamik der kontinentalen Eismassen.
Gemeinsam mit der University of Alaska ist das PIK Entwickler des
Parallel Ice Sheet
Model (PISM), einem innovativen numerischen Modell der Kontinentaleisdynamik.
Wir setzen dieses Modell insbesondere zur Untersuchung der Stabilität
des Antarktischen Eisschildes ein. Darüber hinaus haben wir
das Eismodell Sicopolis
in unser Erdsystemmodell CLIMBER-2 gekoppelt und damit die Stabilität
des grönländischen Eisschildes bei vergangenen und künftigen
Klimaänderungen untersucht.
Auswirkungen auf die Küste. Zusammen
mit dem Europäischen Klimaforum und den Universitäten
Southampton und Kiel entwickeln wir das integrierte Modell DIVA.
DIVA ist ein globales Modell, das sowohl die Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs
auf alle Küstennationen abschätzt als auch die Kosten
und den Nutzen möglicher Anpassungsmaßnahmen. Das Modell
erfasst eine Vielzahl von sozialen, ökologischen und ökonomischen
Auswirkungen, z.B. die Erosion von Stränden, die Überschwemmung
von Küsten, Sturmflutschäden, Migration von Betroffenen,
die Veränderung von Küstenökosystemen und das Eindringen
von Salzwasser in die Unterläufe der Flüsse.
Unsere aktuellen gobalen Meeresspiegel-Projektionen
Der künftige Meeresspiegelanstieg
hängt vor allem von unserem künftigen Ausstoß an
Treibhausgasen ab. Je nach Emissionsszenario (B1, A2, A1FI)
liegt unsere 2009 publizierte semi-empirische Abschätzung zwischen
ca. 1,00 und 1,40 Meter für den Zeitraum 1990-2100. Dies ist
deutlich mehr als die entsprechenden Werte aus dem IPCC-Bericht
("AR4"), die auf prozessbasierten Modellen beruhen. Rot
sind die Messdaten (Church & White 2006). Grafik aus Vermeer
& Rahmstorf 2009. Daten download hier.
Weltweite Kooperation und Anerkennung
Ozeane und Klima kennen keine Ländergrenzen. Daher arbeiten
wir mit führenden Meeresspiegelexperten aus aller Welt zusammen,
zum Beispiel in gemeinsamen Fachpublikationen u.a. mit Anny Cazenave
(CNES, Frankreich), John Church (CSIRO, Australien), Ben Horton
(Univ. of Pennsylvania) und Bob Nicholls (Univ. of Southampton).
Unsere Publikationen gehören zu den meist-zitierten in der
Fachwelt: unter den mehr als 9.000 Meeresspiegel-Fachpublikationen
der letzten fünf Jahre belegen unsere Arbeiten die Ränge
1, 2 und 3(*). Breit verankerte Berichte berufen sich auf unsere
Meeresspiegelprojektionen, u.a. der Antarctic
Science Report, die Copenhagen
Diagnosis, der Arktisbericht
des AMAP und der Klimabericht
der Weltbank.
Eine Reihe von Staaten nutzt unsere semi-empirische Methode in
ihrer Küstenschutzplanung, u.a. die Niederlande und die US-Bundesstaaten
Kalifornien
und North
Carolina, und unsere Ergebnisse sind in die Empfehlungen
des US Army Corps of Engineers eingeflossen. Das weltweit einzigartige
DIVA-Modell wird in einer Reihe von globalen und kontinentalen Studien
eingesetzt, z.B. in einer Weltbankstudie
und dem Umweltzustandsbericht
der Europäischen Umweltagentur.
Prof. Levermann wurde zu einem der Leitautoren für das Meeresspiegel-Kapitel
des Weltklimarates IPCC berufen.
Prof. Rahmstorf diente in der Delta-Kommission
der holländischen Regierung. Grafiken aus unseren Arbeiten
finden sich z.B. bei der US-Regierung
ebenso wie im Garnaut-Review
für die australische Regierung.
Auch das Medieninteresse ist groß: BBC und CNN berichteten
im Rahmen ihrer TV-Nachrichtensendungen über unsere Forschung,
das Wochenmagazin der britischen Financial Times porträtierte
2009 Prof. Rahmstorf auf der Titelseite
als "Mr sea level rise", und die New York Times stellte
2010 unsere Ergebnisse prominent in einer großen
Titelgeschichte zum Meeresspiegel heraus.
(*) Laut Abfrage aller Publikationen in der
Datenbank ISI Web of Science
zum Suchwort "sea level" ab dem Erscheinungsjahr 2007,
durchgeführt am 21.11.2011
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