„Wie nie zuvor sind wir heute angewiesen auf eine Wissenschaft, die sich in den Dienst eines neuen globalen und ökologischen Gleichgewichts stellt“, sagte Papst Franziskus. „Wir erleben eine erneuerte Partnerschaft zwischen den Wissenschaftlern und den christlichen Gemeinschaften – beide erleben die Gemeinsamkeit ihrer unterschiedlichen Zugänge zur Wirklichkeit. Einer Wirklichkeit, die bedroht ist von Umweltkollaps und der daraus entstehenden sozialen Exklusion.“ Frei von politischen und wirtschaftlichen Interessen arbeitende Wissenschaftler sind aufgerufen, so der Papst, „ihre Führung anzubieten und Lösungen bereit zu stellen“ für Probleme wie den Klimawandel, der Verfügbarkeit von Wasser, erneuerbare Energien und Ernährungssicherheit. „Es ist unverzichtbar, jetzt – in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft – ein Wertesystem zu schaffen, das unverletzliche Grenzen hat“, sagte er. „Die internationale Politik hat bislang – mit wenigen lobenswerten Ausnahmen – schwach auf die erklärte Absicht reagiert, im Sinne des Gemeinwohls zu agieren“
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Hans Joachim Schellnhuber sagte dem Papst bei dem Treffen wie wichtig die Stimme des Religionsführers gerade jetzt ist. „Nach Abschluss des Klima-Abkommens von Paris vor einem Jahr, das von mehr als 190 Regierungen weltweit unterzeichnet wurde, stehen wir nun im Jahr #1 der Großen Transformation – was nichts Geringeres ist als ein neues Menschheitsprojekt“, erklärte Schellnhuber. „Wenn wir unseren Planeten weiter aufheizen, rascher als je zuvor in der Geschichte der menschlichen Zivilisation, kommen wir an gewisse Kipp-Punkte im Erdsystem – die Eismassen Grönlands könnten unwiderruflich schmelzen und damit den Meeresspiegel über Jahrhunderte hinweg mehrere Meter ansteigen lassen. Allerdings gibt es auch gesellschaftliche Kipp-Punkte, an denen eine gesellschaftliche Bewegung zur Nachhaltigkeit in Gang kommt, die ihrerseits nicht mehr zu stoppen ist.“ Er hoffe, dass die Menschheit in naher Zukunft einen solchen gesellschaftlichen Kipp-Punkt erreiche.
„Wir stehen ehrfurchtsgebietenden Herausforderungen gegenüber: Klimawandel, Nahrungserzeugung, Überbevölkerung, Artenschwund, Seuchen, die Versauerung der Ozeane,“ schrieb der britische Astrophysiker Stephen Hawking in einem Essay nach der Versammlung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, in der er wie Schellnhuber Mitglied ist. „Zusammen erinnern uns diese Herausforderungen, dass wir heute den gefährlichsten Moment der menschlichen Entwicklung erleben. Wir haben jetzt die Technologie, um den Planeten zu zerstören, auf dem wir leben. Aber wir haben noch nicht die Fähigkeit, von ihm zu entkommen. Vielleicht werden wir in ein paar Jahrhunderten menschliche Kolonien zwischen den Sternen aufgebaut haben, aber heute haben wir nur einen Planeten, und wir müssen zusammenarbeiten, um ihn zu schützen. (…) Während sich die Ressourcen immer stärker in den Händen einiger Weniger konzentrieren, müssen wir lernen, weitaus mehr als bisher miteinander zu teilen (…). Wir können das schaffen, aber es wird alle Eliten brauchen, von London bis Harvard, von Cambridge bis nach Hollywood, um die Lektionen des vergangenen Jahres zu begreifen - und vor allem auch ein neues Maß von Bescheidenheit zu lernen."
Weblink to the Pontifical Academy:
http://www.pas.va/content/accademia/en.html
Weblink to Stephen Hawkins essay in the Guardian:
https://www.theguardian.com/commentisfree/2016/dec/01/stephen-hawking-dangerous-time-planet-inequality