Gemeinsame Mitteilung der Autoren des Berichts „The Copenhagen Diagnosis“, 2009
Die Wissenschaftler haben Projektionen aus dem vierten Sachstandsbericht des Weltklimarates IPCC sowie danach veröffentlichte Analysen ausgewertet und gelangen zur Abschätzung, dass Emissionsreduktionen der Industrieländer von etwa 40 Prozent notwendig sind, um die globale Erwärmung mit hoher Wahrscheinlichkeit auf zwei Grad Celsius zu begrenzen.
In ihrem am 25. November dieses Jahres erschienenen Bericht wiesen die Autoren darauf hin, dass viele Staaten weltweit die Bedeutung der Zwei-Grad-Leitplanke anerkennen. Diese Marke könnte jedoch bereits im Jahr 2040 überschritten werden, wenn nicht umgehend Maßnahmen zur Reduzierung des Treibhausgasausstoßes ergriffen würden.
Seit Verabschiedung der grundlegenden Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen im Jahr 1992, ratifiziert von fast allen Staaten der Welt einschließlich der USA, haben die Emissionen von Kohlendioxid aus fossilen Brennstoffen um mehr als 40 Prozent zugenommen, stellen die Autoren fest.
„Artikel 2 der Klimarahmenkonvention besagt, dass es eine gefährliche menschliche Störung des Klimasystems zu vermeiden gilt. Mit dem Zuwachs an Emissionen steuern wir aber auf gravierende Klimaänderungen zu, wenn wir nicht sicherstellen, dass die Emissionen drastisch reduziert werden“, sagt Matthew England, einer der Autoren.
Der Bericht „The Copenhagen Diagnosis“ ist Ergebnis einer einjährigen Zusammenarbeit. Die Autoren kommen darin zu dem Schluss, dass einige Aspekte des Klimawandels früher und stärker eintreten als noch vor wenigen Jahren vermutet.
Die großen Eisschilde der Erde verlieren zunehmend an Masse; das arktische Meereis schmilzt und dünnt sich deutlich schneller aus als noch kürzlich projiziert, und der Meeresspiegel wird wahrscheinlich stärker ansteigen als bislang angenommen.
Aus dem Bericht geht auch hervor, dass der Temperaturanstieg weiterhin den früheren Projektionen des IPCC auf Basis der wachsenden Treibhausgas-Konzentrationen in der Atmosphäre folgt. Ohne deutliche Verminderung der Emissionen könnte die globale Durchschnittstemperatur bis zum Jahr 2100 um bis zu sieben Grad Celsius ansteigen, berichteten die Autoren.
Weitere Schlüsselergebnisse des Berichts:
• Sowohl der Grönländische als auch der Antarktische Eisschild
verlieren zunehmend an Masse und tragen zum Anstieg des Meeresspiegels
bei.
• Die Fläche des im Sommer verbleibenden arktischen Meereises war
während der Jahre 2007 bis 2009 jeweils rund 40 Prozent kleiner als der
Mittelwert der Simulationsrechnungen für den vierten Sachstandsbericht
des IPCC von 2007.
• Der Meeresspiegel könnte bis zum Jahr 2100 global um mehr als
einen Meter ansteigen. Ohne erfolgreiche Vermeidungsmaßnahmen muss in
den nächsten Jahrhunderten mit einem Anstieg um mehrere Meter gerechnet
werden.
• Wenn die globale Erwärmung langfristig auf höchstens zwei Grad
Celsius über vorindustrielles Niveau begrenzt werden soll, müssen die
Pro-Kopf-Emissionen in den Industrieländern bis zum Jahr 2050 um 80 bis
95 Prozent gegenüber der Menge von 1990 reduziert werden.
Aus dem Bericht geht hervor, dass die globalen Emissionen in spätestens fünf bis zehn Jahren ihren Gipfel überschritten haben und anschließend schnell abnehmen müssten, damit die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels vermieden werden können.
Der vollständige Bericht kann hier heruntergeladen werden: www.copenhagendiagnosis.org
Statements von Autoren:
„Schon im 19. Jahrhundert war der Wissenschaft bekannt, dass
Treibhausgase eine globale Erwärmung bewirken – das ist einfache
Physik. Die Erwärmung der vergangenen Jahrzehnte wurde vorausgesagt und
ist genauso eingetreten. Es ist schwer nachzuvollziehen, dass wir
weiterhin nur darüber reden, anstatt unsere Emissionen zu vermindern.“
Stefan Rahmstorf, Professor für Physik der Ozeane und
Abteilungsleiter am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung,
Deutschland
„Die Kohlendioxid-Emissionen dürfen nicht weiter zunehmen, wenn die
Menschheit das Risiko unbeherrschbarer Auswirkungen des Klimawandels
begrenzen will. Wir müssen den Wendepunkt bald erreichen; die Aufgabe
duldet keinen Aufschub. Wenn wir die Erwärmung auf zwei Grad Celsius
begrenzen wollen, was sich viele Länder zum Ziel gesetzt haben, müssen
die Emissionen ihr Maximum vor 2020 erreichen und anschließend schnell
abnehmen.“
Richard Somerville, Professor an der Scripps Institution of
Oceanography der University of California, San Diego, USA
„Es gibt Rückkopplungsmechanismen im Kohlenstoffkreislauf, von denen
wir noch nicht wissen, wie viel sie zusätzlich zur Erwärmung beitragen
könnten. Wir müssen mit Überraschungen rechnen. Mit 50 Prozent
Wahrscheinlichkeit unter zwei Grad Erwärmung zu bleiben wäre zu knapp
kalkuliert, um darauf reagieren zu können.“
Corinne Le Quéré, Professorin für Umweltwissenschaften an der
University of East Anglia, Großbritannien
Ansprechpartner:
Matthew England, Tel.: +61 425 264 485, E-Mail: M.England@unsw.edu.au
Richard Somerville, Tel.: +1 619 977 2713, E-Mail: rsomerville@ucsd.edu
Corinne Le Quéré, Tel.: +44 789 0556096, E-Mail: c.lequere@uea.ac.uk
PIK-Pressestelle, Tel.: +49 331 288 25 07, E-Mail: presse@pik-potsdam.de