Sie sehe Deutschland und Europa „in einer Vorreiterrolle auch aus ethischer Sicht“, erklärte Merkel auf der Tagung. „Es ist auch unsere moralische Aufgabe, die Erprobungsphasen zu durchlaufen, zu lernen, wie man mit dem Komplex neuer Energieversorgung umgeht, und auch Subventionen zu bezahlen. Denn auch wir haben anderer Stelle über Jahre und Jahrzehnte Raubbau betrieben, wenn es darum ging, Ressourcen auszubeuten.“
Begrüßt worden war die Kanzlerin vom WBGU-Vorsitzenden Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Die Kanzlerin sei derzeit stark mit der Finanzkrise beschäftigt, sagte er. Aber so wie Ratingagenturen die Schulden von Staaten bewerteten, „so sind wir Klimawissenschaftler diejenigen, welche die globalen Klimaschulden bewerten.“ In beiden Fällen gehe es um nachhaltiges Wirtschaften mit knappen Ressourcen. Der bevorstehende Umweltgipfel Rio+20 könne nun entscheidende Impulse geben für die Entkoppelung von Wohlstand und dem bislang immer weiter gewachsenen Ausstoß von CO2 durch das Verbrennen fossiler Rohstoffe.
Auf dem Berliner Symposium sprachen hochrangige Wissenschaftler wie der Ökonom Nicholas Stern von der London School of Economics oder Leena Srivastava vom indischen TERI Energy and Resources Institute und Wirtschaftsvertreter wie Frank Mattern, Chef von McKinsey Deutschland, oder Caio Koch-Weser, Vize-Vorsitzender der Deutsche Bank Group. Viel beklatscht wurde von den rund 200 Teilnehmern als ganz besonderer Gast Su Wei, Generaldirektor Klimawandel bei der Nationalen Entwicklungs- und Reform-Kommission der Volksrepublik China, der sich klar für Klimaschutz aussprach.