Das selbst gesteckte Klimaziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2020 die Treibhausgasemissionen in Deutschland um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren, rutschte vor unser aller Augen ins Unerreichbare. Das mussten sich auch die Sondierer der großen Koalition eingestehen. Mit reumütiger Entschlossenheit versprechen sie nun, das 2030-Ziel – von 55 Prozent weniger Treibhausgasen im Vergleich zu 1990 – auf jeden Fall zu erreichen.
Die Sondierer scheinen die deutsche Öffentlichkeit um eine letzte politische Kreditverlängerung zu bitten. Man kennt diese Strategie säumiger Schuldner: Wer einen Kredit nicht fristgerecht bedienen kann, versucht ihn zu strecken und verspricht noch höhere Tilgungsraten in der geschenkten Zeit. Die Wähler aber lassen sich nicht für dumm verkaufen. Wenn die SPD-Mitglieder mitspielen, wird die neue Koalition identisch mit der alten sein. Und eben Letztere hat eine Legislaturperiode lang so gut wie nichts unternommen, um der 2020er-Marke näher zu kommen. Also darf man fragen: Warum sollte es Union und SPD jetzt plötzlich gelingen, die Klimaschutzlokomotive auf Touren zu bringen? Zu ehrgeizig waren die 2020er-Ziele nicht; es fehlten stattdessen angemessene Mittel und Wege.