Potsdam - "Uns hat erstaunt, in welchem Maß schwere Extremereignisse zugenommen haben“, sagt Dim Coumou, Leiter einer aktuellen Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), und bezieht sich dabei auf sommerliche Wetterextreme wie die verheerende Hitzewelle 2010 in Osteuropa. Die vom Menschen verursachte Erderwärmung lasse eine graduelle Zunahme solcher Ereignisse erwarten - das Ausmaß der vergangenen Jahre sei jedoch "unverhältnismäßig".

In ihrer Studie stellen die Potsdamer Forscher einen atmosphärischen Mechanismus vor, der diese Diskrepanz erklären könnte: Und zwar soll es zu Resonanzen in den gigantischen, die Nordhalbkugel umkreisenden Luftströmen kommen.

Wellen schaukeln sich auf

Die Luft zirkuliert in Form von planetarischen Wellen, die um den Globus wandern, sogenannten Rossby-Wellen. Schwingen diese nach Norden, saugen sie warme Luft aus den Tropen nach Europa, Russland oder die USA. Schwingen sie nach Süden, geschieht das gleiche mit kalter Luft aus der Arktis.

Die Studie zeigt jedoch, dass sich in der Atmosphäre unter bestimmten Resonanzbedingungen ungewöhnlich langsam wandernde Wellen von großer Stärke bilden, die sich aufschaukeln und auch nahezu "feststecken" können. Am Boden äußert sich dies in Form eines Extremwetterereignisses - etwa wenn eine Hitzeperiode nicht ein paar Tage, sondern gleich Wochen dauert.

Häufigkeit nimmt zu

Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist, dass solche Resonanzereignisse häufiger geworden sind: Seit dem Jahr 2000 sind sie fast doppelt so oft aufgetreten wie zuvor. Der Grund für die Zunahme könnte mit Prozessen in der Arktis zusammenhängen, so die Forscher.

Seit dem Jahr 2000 hat sich die Arktis etwa doppelt so schnell erwärmt wie der Rest des Planeten. Mit den steigenden Temperaturen in der Arktis aber sinkt die Temperaturdifferenz zu anderen Regionen. Und die ist der Hauptantrieb für die Luftströmungen, die unser Wetter bestimmen.

"Das Thema der planetarischen Wellen illustriert, wie empfindlich die Komponenten des Erdsystems miteinander verbunden sind“, sagt Studien-Coautor Hans Joachim Schellnhuber. "Und es zeigt auf, wie unverhältnismäßig das System auf unsere Störungen reagieren könnte.“ (red, derStandard.at, 12. 8. 2014)