Klimawandel?: Experte sicher: Es gibt immer mehr heiße Tage

...und unser Wetter wird immer teurer

So heiß war noch kein Pfingsten und so heftig ging bislang noch keins zu Ende. Bilanz: sechs Todesopfer, verwüstete Städte, kaputte Bahnstrecken und mindestens 100 Millionen Euro Schaden allein in Nordrhein-Westfalen.

14 000 Helfer von Feuerwehr und Hilfswerken befreien seitdem das Bundesland von Trümmern und entwurzelten Bäumen. In Düsseldorf, wo jeder vierte Baum umknickte, räumt sogar die Bundeswehr mit Panzern und 300 Soldaten mit auf. Und weil das alles noch nicht reicht, werden die Bürger selbst aktiv, gründen Initiativen wie die Facebook-Gruppe „Essen packt an!“

Was war passiert?

Erst lud Hoch „Wolfgang“ mit Sahara-Temperaturen von bis zu 37,3 Grad zum Baden und Grillen ein. Dann folgte eines der schwersten Unwetter der vergangenen Jahre: Das Tief „Ela“ brachte Gewitter und Orkanböen von 145 Stundenkilometern. Ausnahmezustand!

Wird unser Wetter immer extremer?

„Ja“, sagt Dr. Peter Hoffmann (39) vom Potsdam-Institut für Klimafolgenfoschung (PIK): „Solche Ereignisse wie jetzt an Pfingsten werden in Zukunft noch viel häufiger auftreten. Denn wir stecken schon jetzt mitten im globalen Klimawandel.“ Um ein Grad Celsius ist die Durchschnittstemperatur in den vergangenen 30 Jahren bei uns gestiegen.

Und das ist nur der Anfang.

Klima-Experte Hoffmann: „Es wird im Sommer aller Wahrscheinlichkeit nach viel trockener und noch deutlich öfter sehr heiß werden. Bis Mitte des Jahrhunderts werden wir im Jahresdurchschnitt fünf bis zehn zusätzliche heiße Tage haben – das sind Tage mit Höchstwerten über 30 Grad. Bislang gibt es davon pro Jahr acht bis zwölf.“

Wird unser Wetter immer teurer?

Ja! Superheiße Sonnentage und heftige Unwetter sind zwei Seiten einer Medaille. Der Blick in die größte Datenbank für Naturkatastrophen ernüchtert. Professor Peter Höppe (59), Leiter der GeoRisikoForschung bei der Munich Re: „Seit den 1970er-Jahren hat sich bei uns die jährliche Anzahl von große Schäden verursachenden Naturereignissen mehr als verdreifacht. In Deutschland müssen wir verstärkt mit Sachschäden durch Gewitter und Hochwasser rechnen.“

Das spiegelt sich bereits jetzt in den Statistiken wieder. Es gibt zwar große Schwankungen von Jahr zu Jahr. Aber ein Trend ist deutlich.

„In den 70er-Jahren brachte ein durchschnittliches Jahr Schäden im Bereich von umgerechnet einer Milliarde Euro mit sich. Im letzten Jahrzehnt lagen sie im Mittel bei fünf Mrd. Euro. Die Inflation ist hier bereits herausgerechnet“, bilanziert Katastrophenexperte Höppe.

Wir zahlen alle mit. Denn auch die Versicherungsprämien steigen an.

Und mit zunehmender Regelmäßigkeit führen Jahrhundertstürme oder Jahrhundertfluten zu Ausreißern nach oben.

Prof. Höppe: „2013 war mit einer Schadensumme von 14 Milliarden Euro das zweitteuerste Jahr überhaupt, vor allem durch Hagelstürme und die großen Überschwemmungen. Diese brachten Deutschland sogar weltweit an die Spitze der schadenträchtigsten Ereignisse. Nur 2002 war für uns mit der Oderflut und 19 Milliarden Euro Schaden noch teurer.“

Zum Teil ist das Anwachsen der Unwetterschäden dadurch erklärbar, dass wir heute mehr besitzen.

Früher hatten wir keine Fotovoltaikanlagen auf dem Dach oder elektrisch gesteuerte Jalousien, die der Hagel hätte zerschlagen können. Aber allein erklären sie das immer teurere Wetter nicht. Unsere Atmosphäre ist heute feuchter und damit energiegeladener. Mit umso mehr Wucht treffen Hochs und Tiefs über Deutschland aufeinander.

Das Tückische: Je turbulenter das Wettergeschehen ist, umso schlechter lässt es sich vorhersagen.

Hitzeunwetter wie die Gewitter an Pfingsten brauen sich in kürzester Zeit zusammen. Höppe: „Wo genau ein gefährliches Gewitter niedergeht, ist oft erst eine Stunde vorher abzusehen. Da kann der Wetterbericht vom Vorabend kaum helfen.“

Für den, der sein Hab und Gut schützen will, werden Warn-Apps oder Niederschlagsradar auf dem Mobiltelefon wichtiger (z. B. „Wetterwarner“ oder „RegenRadar“, beide für iPhone und Android). „Dann können Sie schnell reagieren: Das Auto in die Garage fahren, Gartenmöbel in den Keller bringen und natürlich sich selbst in Sicherheit bringen“, empfiehlt Höppe.

Wenn Ihnen die Aussichten auf das Wetter der nächsten Jahre nicht behagen – Klimaforscher Hoffmann hat auch eine gute Nachricht: „Die Klimaerwärmung durch Verbrennen von Kohle und Öl ist vom Menschen gemacht. Er kann sie auch wieder stoppen.“

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