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Klimaschutz China will erstmals Treibhausgas-Ausstoß begrenzen

Erstmals will China Grenzen für den Treibhausgas-Ausstoß festlegen. Zuvor hatten die USA angekündigt, ihren CO2-Ausstoß einzuschränken. Die Versprechen der Industriestaaten könnten neuen Schwung in die Klimapolitik bringen.
Ein Kohlekraftwerk in den Vororten von Datong, Provinz Shanxi: China ist der größte Kohlendioxidproduzent der Welt

Ein Kohlekraftwerk in den Vororten von Datong, Provinz Shanxi: China ist der größte Kohlendioxidproduzent der Welt

Foto: JASON LEE/ REUTERS
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China will seinen Treibhausgas-Ausstoß erstmals mit einer Obergrenze eindämmen und könnte damit für neue Bewegung in den weltweiten Klimaverhandlungen sorgen. Die Ziele würden im nächsten Fünf-Jahres-Plan verankert, der ab 2016 in Kraft tritt, sagte der Klima-Beauftragte He Jiankun am Dienstag in Peking.

Der weltgrößte Produzent von Kohlendioxid (CO2) hat sich zwar bereits Grenzen gesetzt. Diese sind jedoch an das Wirtschaftswachstum des Landes gekoppelt und konnten daher die Emissionen insgesamt nicht beschneiden. Künftig soll es Jiankun zufolge sowohl absolute Obergrenzen wie auch Vorgaben für die Energie-Effizienz geben. Der Ausstoß von Klimagasen in China ist seit 2005 um rund 50 Prozent gestiegen.

Die Ankündigung kommt einen Tag, nachdem US-Präsident Barack Obama erstmals Treibhausgas-Ziele für die Kraftwerke seines Landes vorgelegt hatte. Danach sollen die über tausend Anlagen bis 2030 fast ein Drittel weniger CO2 ausstoßen als 2005. Damit soll auch bis 2020 das von Obama vorgegebene Ziel von 17 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen erreicht werden. Die USA haben vor allem wegen des verstärkten Einsatzes von Schiefergas, das durch Fracking gewonnen wird, ihre Emissionen senken können. Schiefergas erzeugt bei der Verstromung etwa die Hälfte an CO2 im Vergleich zu Kohlekraftwerken. Etwa 38 Prozent des US-Stroms kommt aus diesen Anlagen.

Schub für die Klimapolitik

Der Vorstoß Obamas und Chinas könnte wieder Bewegung in die festgefahrenen Weltklima-Gespräche bringen. Die rivalisierenden Wirtschaftsmächte hatten sich gegenseitig vorgeworfen, zu wenig für den Klimaschutz zu tun. Umweltgruppen bemängelten, keiner der beiden wolle den ersten Schritt tun und damit würden insgesamt Fortschritte verhindert.

"Wenn China tatsächlich eine absolute Obergrenze für seinen Ausstoß von Treibhausgasen einführt, würde das einen Schub bedeuten für die Klimapolitik weltweit", kommentiert Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Die Wissenschaft zeige, dass die Welt sich mehr und mehr Kipppunkten im Klimasystem nähere. Die große Frage sei, wie strikt Chinas Emissionsgrenze sein wird.

Im nächsten Jahr soll bei der Weltklima-Konferenz in Paris ein Vertrag unterzeichnet werden, der ab 2020 in Kraft treten soll. Der UN-Weltklimarat hatte die Staatengemeinschaft erst Mitte April eindringlich zu einem schnelleren und ambitionierteren Kampf gegen den Klimawandel aufgerufen.

anf/Reuters