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Hochwasser. Rettungskräfte im sächsischen Grimma bringen eine ältere Frau in Sicherheit.

© dpa

Hochwasser: Das Wetter rotiert - woher der viele Regen kommt

Es gibt mehrere Faktoren, die zu dem Hochwasser in Deutschland führen. Experten fürchten, dass sich extreme Wetterereignisse in Zukunft häufen.

Das aktuelle Hochwasser im Osten und Süden Deutschlands weckt Erinnerungen an die verheerenden Fluten der Jahre 2002 oder 2005. Damals herrschte in Sachsen und Ostbayern eine gefürchtete Vb-Wetterlage. So bezeichnen Meteorologen einen Zustand, bei dem ein Tiefdruckgebiet von Norditalien um die Alpenostseite nach Nordosten zieht und Mitteleuropa viel Niederschlag bringt.

Aus meteorologischer Sicht ist die Lage nun zwar etwas anders: Ein Tief hängt in Mitteleuropa fest, rotiert gegen den Uhrzeigersinn und schaufelt ständig feuchtwarme Luft aus dem Süden heran, die dann abregnet. „Die Auswirkungen sind aber dieselben“, sagt Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. „Anhaltende, umfangreiche Niederschläge, die zu Hochwasser führen können.“ Hinzu komme, dass der Mai ausgesprochen regnerisch und die Böden bereits sehr nass waren. „Dadurch können sie nicht wie üblich den Regen aufnehmen und das Wasser fließt rasch zu Tal, wo kleine Bäche zu reißenden Fluten werden“, erläutert er.

Dort, wo Gewässer zusammenfließen, verschärft sich das Problem. Besonders, wenn die Talsperren voll sind und kein Wasser mehr aufnehmen. Dann trifft es tiefer liegende Regionen umso stärker.

Wie stark genau und vor allem wann, das wird von Fachleuten in den jeweiligen Landesbehörden berechnet. Sie nutzen dafür Computermodelle, in die auf der einen Seite Niederschlagsdaten des DWD eingehen und auf der anderen Seite Angaben dazu, wie schnell das Wasser an einem bestimmten Punkt wegfließt. In den komplexen Modellen stecken noch viele Details wie zum Beispiel die Geometrie des Untergrunds oder die Wassersättigung des Bodens. Dementsprechend lange brauchen die Computer, um einen Hochwasserverlauf zu berechnen, aus dem dann Prognosen abgeleitet werden. Für die sächsische Elbe sind das zwei bis drei Stunden pro Rechnung.

Laut der aktuellen Rechnung soll der Scheitel des Hochwassers am Mittwoch Dresden erreichen. Der erwartete Pegel zwischen 8,35 und 8,70 Metern liegt nur wenig unter den 9,40 Metern vom 17. August 2002. Nach Angaben des Landeshochwasserzentrums werden alle vier Elbpegel in Sachsen in den nächsten Tagen die höchste Alarmstufe erreichen.

Vor allem die Betroffenen an den Flüssen fragen sich, ob sie im Zuge des Klimawandels künftig häufiger mit Hochwasser rechnen müssen. „Solche Wetterlagen kommen immer wieder vor, das sieht man unter anderem an den Hochwassermarken aus vergangenen Jahrzehnten“, sagt Gerhard Lux vom DWD. Ob es mittlerweile eine Häufung gebe, lasse sich nicht sicher sagen. „Es sind Extremereignisse, die nur alle paar Jahre auftreten. Das ist zu wenig, um jetzt eine solide Statistik zu machen wie etwa bei den Temperaturen, die täglich gemessen werden – da sieht man die Veränderungen deutlich.“

Nach Einschätzung von Experten werden Extremniederschläge, die Hochwasser begünstigen, langfristig aber häufiger auftreten. „Wenn die Atmosphäre wärmer wird, kann sie mehr Wasser aufnehmen, das irgendwann auch wieder abregnet“, sagt Lux. „Das muss nicht immer zu einem Hochwasser führen, die Wahrscheinlichkeit dafür steigt aber.“

Das bestätigt Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK): „An den Luv-Seiten der Mittelgebirge wie etwa westlich des Bayerischen Walds gibt es schon heute häufiger Hochwasser als in früheren Jahrzehnten.“ In Ostdeutschland sei dieser Trend in den Daten noch nicht klar erkennbar. „Aber unsere hydrologischen Modellrechnungen zeigen, dass auch dort künftig häufiger mit Hochwasser gerechnet werden muss.“

Für die Anwohner der Flüsse gibt es im Moment wenigstens einen Lichtblick. Die Meteorologen rechnen damit, dass am Dienstag der Regen aufhört und damit weniger Wasser in die Flüsse strömt.

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