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07.10.2003 - Geowissenschaften
Löste globale Abkühlung Explosion des Lebens aus?

Potsdamer Wissenschaftler stellen neue Theorie vor

Das plötzliche Auftauchen mehrzelliger, hartschaliger Lebewesen vor etwa 500 Millionen Jahren zu Beginn des Erdzeitalters Kambrium wurde möglicherweise durch eine globale Abkühlung ausgelöst. Diese Theorie schildern Potsdamer Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Geophysical Research Letters (doi: 10.1029/2003GL017928, 2003).

Werner von Bloh vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und seine Kollegen bringen damit eine neue Hypothese in die anhaltende Diskussion um die so genannte Kambrische Explosion ein. Die Forscher benutzten für ihre Studie ein spezielles Computerprogramm, ein so genanntes Erdsystemmodell, das die Wechselwirkungen zwischen Geosphäre und Biosphäre über geologische Zeiträume berechnet.

Demnach hatte die Erde vor der kambrischen Explosion begonnen, langsam abzukühlen. Erst unterhalb eines bestimmten Temperatur-Schwellenwertes wurde nach Meinung der Forscher mehrzelliges Leben möglich. Die Besiedlung des Landes durch primitive Pflanzen verstärkte die Erosion, worauf Kohlendioxid aus der Atmosphäre gewaschen wurde, beschreiben die Wissenschaftler ihr Szenario. Das verminderte den Treibhauseffekt, so dass die globale Durchschnittstemperatur innerhalb von 40 Millionen Jahren von über 30 auf unter 15 Grad Celsius sank. Das Auftauchen höherer Lebewesen stabilisierte die Temperaturen dann weiter, ergaben die Berechnungen der Potsdamer Forscher.

Belege dafür, dass die Welt sich vor der kambrischen Explosion tatsächlich abkühlte, gibt es allerdings nicht. Im Gegenteil: Nach Meinung vieler Geowissenschaftler vereiste der Planet in der Zeit zwischen 750 und 580 Millionen Jahren vor heute mehrmals bis zum Äquator. Erst nach dem Ende dieser Schneeball-Periode habe sich das mehrzellige Leben entfalten können, argumentieren einige Experten.

Ute Kehse

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