Artenvielfalt durch globale Abkühlung
02. Okt 2003 09:39
Evolutionärer Sprengstoff: Die üppige
Artenentwicklung in der Kambrischen Explosion könnte auf einer
klimatischen Abkühlung beruht haben.
Mit Beginn des Kambriums vor ungefähr 542 Millionen
Jahren entwickelte sich explosionsartig die Artenvielfalt auf der Erde.
Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) veröffentlichten jetzt eine neue Hypothese zu den Ursachen der so genannten Kambrischen Explosion.
Abrupte Änderung
In der aktuellen Ausgabe des Magazins «Geophysical
Research Letters» berichten die Forscher um Werner von Bloh, dass die
allmähliche Abkühlung des Klimas zu Beginn des Kambriums den
plötzlichen Entwicklungsschub auslöste. Innerhalb von etwa 40 Millionen
Jahren sei die durchschnittliche globale Oberflächentemperatur von über
30 auf weniger als 15 Grad Celsius gesunken.Im Zuge dieser Abkühlung
haben sich komplexe mehrzellige Lebensformen entwickeln können, teilte
das PIK am gestrigen Mittwoch mit. Diese haben ihre Umweltbedingungen
beeinflusst, so dass sich das Klima weiter abkühlte. Der sich selbst
verstärkende Prozess verursachte die abrupte Änderung der biologischen
Welt von vorwiegend einfach organisierten zu mehrzelligen Lebewesen.
Fast alle heutigen Tierstämme stammen aus dieser Zeit.
Komplexe Selbstregulierung
Die Potsdamer Wissenschaftler nutzten ein
Computer-basiertes Erdsystemmodell, das die geologischen und
biologischen Wechselwirkungen darstellt. Sie betrachteten die
allmähliche Abkühlung als Auslöser der Kambrischen Explosion und
untersuchten dann die Stabilität des Erdsystems gegenüber einem
plötzlichen Absinken der globalen Oberflächentemperatur vor der
Kambrischen Ära.Dabei stellten sie fest, dass am Ende des
Präkambriums schon geringe Temperaturänderungen ausgereicht hätten, um
die Kambrische Explosion einsetzen zu lassen. Solche
Temperaturänderungen hätten etwa durch das Auseinanderbrechen eines
Superkontinentes oder durch einen Asteroideneinschlag verursacht werden
können. Eine Antwort auf die Frage, weshalb es gerade vor 542
Millionen Jahren zur Kambrischen Explosion kam, können die
PIK-Wissenschaftler noch nicht liefern. Ihre neue Hypothese wird aber
zum Verständnis der komplexen Selbstregulierung des Systems «Erde»
beitragen. (nz)
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