Kambrium: Artenvielfalt durch globale Abkühlung
Mit Beginn des Kambriums vor ungefähr 542 Millionen Jahren entwickelte sich
explosionsartig die Artenvielfalt auf der Erde. Aus den vorwiegend einfach
organisierten Lebensformen bildeten sich plötzlich mehrzellige Lebewesen.
Den Entwicklungsschub verdankte die Erde der allmählichen Abkühlung des
Klimas, sagen Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für
Klimafolgenforschung.
Nach Meinung von Werner von Bloh, Christine Bounama und Siegfried Franck
sank am Beginn des Kambriums die globale Oberflächentemperatur von über 30
Grad Celsius auf unter 15 Grad Celsius. Damit erreichte sie einen
Schwellenwert, ab dem sich komplexe mehrzellige Lebensformen entwickeln
konnten. Diese wiederum sollen selbst aktiv ihre Umweltbedingungen
beeinflusst und in einem sich selbst verstärkenden Prozess die abrupte
Änderung in der biologischen Welt verursacht haben. In dieser mit rund 40
Millionen Jahren relativ kurzen Phase tauchten fast alle heutigen
Tierstämme auf, wobei der Trilobit das bekannteste Fossil des Kambriums
ist.
Am Ende des Präkambriums hätten geringe Temperaturänderungen ausgereicht,
um das Einsetzen der Kambrischen Explosion vorzudatieren, schreiben die
Forscher. Solche Temperaturänderungen könnten zum Beispiel durch das
Auseinanderbrechen eines Superkontinentes oder durch einen gigantischen
Einschlag eines riesigen Kometen oder Asteroiden verursacht werden.
Eine endgültige Antwort auf die Frage, weshalb es zur Kambrischen Explosion
gerade vor 542 Millionen Jahren kam, können die Wissenschaftler noch nicht
liefern. Ihre neue Hypothese könnte aber dazu beitragen, komplexe Prozesse
im sich selbst regulierenden Erdsystem besser zu verstehen.
Die Forscher stellen ihre Thesen in den "Geophysical Research Letters" vor.
|
Quelle: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung / Nature Science Update,
1.10.2003
Forschung: Werner von Bloh, Christine Bounama, Siegfried Franck,
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, in "Geophysical Research
Letters", Vol. 30, No. 18, p 1963, 27.9.2003, doi: 10.1029/2003GL017928,
2003
Surftipps:
Abstract in den "Geophysical Research Letters"
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
|