Auf Mission zur «Super-Erde»
26. Apr 15:54, ergänzt 17:27
Werner von Bloh erforscht, wie sich Leben auf fremden Planeten entwickeln könnte. Patrick Eickemeier fragte ihn nach möglichen Bewohnern der neu entdeckten Super-Erde.
Netzeitung: Herr von Bloh, würden Sie gerne zur «Super-Erde» Gliese 581 c fliegen?
von Bloh: Eigentlich nicht. Die Welt, die man
dort antrifft, ist doch sehr verschieden von der irdischen. Der Planet
liegt viel dichter an seinem Zentralstern als die Erde. Daher kann man
davon ausgehen, dass er gebunden rotiert, das heißt, seinem Stern immer
die gleiche Seite zuwendet. Auf der einen Seite wird es also immer Tag
und sehr heiß und auf der anderen Seite immer Nacht und sehr kalt sein.
Das sind doch recht unwirtliche Bedingungen, die ich nicht gegen die
auf der Erde eintauschen wollte. Wenn es dort überhaupt Leben gibt,
dann wahrscheinlich nur in der dämmrigen Zwischenzone.Netzeitung: Wenn Sie schon mal da wären, wonach würden Sie sich dort umsehen?
von Bloh: Die Entdecker vermuten, dass es auf
dem Planeten flüssiges Wasser gibt. Es könnten dort also primitive
mikroskopische Lebensformen auftreten. Das muss aber nicht der Fall
sein. Die Nasa und die Esa planen Missionen um solche Planeten direkt
abzubilden, bisher gibt es für diesen Planeten nur einen indirekten
Nachweis. Wenn man in der Atmosphäre des Planeten Sauerstoff nachweisen
könnte, wäre das ein recht sicheres Zeichen für Photosynthese und damit
auch für Leben.Netzeitung: Die Entdeckung hat ein großes
Medienecho hervorgerufen, dabei wurden bereits mehrere erdähnliche
Exoplaneten entdeckt. Wie spannend finden Sie die neue Nachricht?
von Bloh: Die Entdeckung ist ein Meilenstein.
Ich habe nicht erwartet, dass man so schnell Planeten von nur fünf
Erdmassen nachweisen kann, die zumindest in der Nähe der bewohnbaren
Zone liegen. Man hat ja vorher schon Planeten von mehreren Erdmassen
gefunden, aber da kann man davon ausgehen, dass sie nicht in der
bewohnbaren Zone liegen.Netzeitung: Die Entdecker gehen davon aus, dass Gliese 581 c
in der bewohnbaren Zone liegt. Gibt es neben flüssigem Wasser weitere
Bedingungen, die dort herrschen müssen, damit sich Leben entwickelt
haben könnte?
von Bloh: Das Problem ist, dass in einem System mit einem Roten Zwerg wie Gliese 581
die bewohnbare Zone sehr dicht am Stern liegt. Das könnte dazu führen,
dass der Planet gebunden rotiert, aber auch, dass er kein Magnetfeld
hat und der kosmischen Strahlung schutzlos ausgeliefert ist. Wir wissen
noch nicht, ob höheres Leben auf Planeten bei solchen so genannten
M-Sternen möglich ist. Photosynthese wie wir sie von der Erde kennen,
müsste sich anpassen, weil das Licht des Sterns viel weiter ins Rote
verschoben ist. Die Evolution könnte aber entsprechende Arten
hervorgebracht haben.Netzeitung: Der Planet hat
wahrscheinlich fünfmal die Masse der Erde und damit auch eine größere
Anziehungskraft. Bräuchten Lebewesen dort fünfmal dickere Stängel oder
Beine als die Pflanzen und Tiere auf der Erde, um ihr Gewicht tragen zu
können? von Bloh: Die Anziehungskraft auf der
Oberfläche ist wahrscheinlich nicht genau fünfmal größer, weil der
Planet ja auch einen 1,5-mal größeren Durchmesser hat als die Erde.
Wichtig ist, dass er mit seiner größeren Masse mehr flüchtige
Substanzen anzieht. Er könnte also mehr Wasser und eine geringere
Kontinent-Fläche haben. Man geht davon aus, dass Planeten mit mehr als
zehn Erdmassen komplett von Wasser bedeckt sind. Fraglich ist, ob
Super-Erden Plattentektonik aufweisen. Ohne Plattentektonik gäbe es
keinen geschlossenen Kohlenstoffkreislauf wie auf der Erde geben. Das
wäre für die Entwicklung von Leben wohl problematischer als die
Schwerkraft.
Werner von Bloh ist Mitglied des «Places»-Teams am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Die Wissenschaftler untersuchen anhand von Computermodellen, wie sich planetare Ökosysteme entwickeln.
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